Kleinteile im Kleinkind – was tun? |
Tatsächlich bekommen Eltern in vielen Fällen nicht direkt mit, dass ihr Kind einen Gegenstand verschluckt oder eingeatmet hat. Die Symptome richten nach dem Gegenstand und dem Ort, an dem er sitzt. »Befindet sich etwas in den Atemwegen, sind das häufig ganz akute Symptome«, sagt Achenbach. »Starker Husten etwa, ziehende Geräusche beim Atmen, Luftnot.«
Sitzt dagegen etwas in der Speiseröhre, ist das Schlucken erschwert. »Das Kind kann oft selbst Speichel nicht mehr schlucken«, sagt Posovszky. »Erbricht das Kind, kann die Magenentleerung gestört sein, oder wenn Galle erbrochen wird, ein Darmverschluss vorliegen.« Es kann aber auch sein, dass es keine Anzeichen gibt oder erst später Beschwerden auftreten.
»Immer, wenn es Symptome gibt, sollten Sie umgehend zum Arzt«, rät Posovszky. Bei akuter Atemnot sollte auch immer die 112 gewählt werden. »Setzen Sie sich nicht selbst ins Auto«, rät Achenbach. »Hier geht es um Minuten. Im Rettungswagen sind Fachpersonal und eine gefederte Liege – wer weiß, was ein Geruckel im Auto noch auslösen würde.« Benennen Sie am Telefon klar, dass ein Kind Atemnot hat und ein Notfall vorliegt.
Auch wenn es (noch) keine sichtbaren Symptome gibt, sondern nur einen begründeten Verdacht, dass das Kind etwas verschluckt hat, ist die richtige Adresse das Krankenhaus, nicht der Kinderarzt. »Oft muss für eine Diagnose geröntgt werden«, sagt Achenbach. »Das geht nur in der Klinik.«
Weil der Zeitfaktor, zum Beispiel bei Batterien oder Magneten, immer im Spiel ist, ist ein Abwarten problematisch. Wichtig ist vielmehr Klarheit darüber, was sich wo im Körper des Kindes befindet. Eltern können sich in solchen Situationen laut Posovszky auch an die zuständige Giftnotrufzentrale wenden und Rat einholen.
Selbst tätig werden sollten Eltern bei einem Verschlucken nur, wenn das Kind sich etwa gerade etwas in den Mund gesteckt hat, das sie zum Beispiel noch greifen können. Vermuten Eltern, dass das Kind etwas verschluckt haben könnte, können sie auch erst einmal im Mund nachsehen. »Ich hatte mal ein Kind vor mir, dem das Klebeteil von der Taschentuchpackung noch am Gaumen klebte«, sagt Posovszky.
Sitzen Fremdkörper im Rachenbereich, sodass das Kind würgt, können Eltern, nachdem sie den Notarzt alarmiert haben und auf ihn warten, ihr Kind auch über den Oberschenkel mit Kopf nach unten legen und mit der flachen Hand in rascher Folge fünfmal kräftig zwischen die Schulterblätter klopfen.
Wurde eine Batterie verschluckt, können Eltern dem Kind, sofern es älter als ein Jahr ist, zumindest zwei Esslöffel Honig zu schlucken geben. »Das vermindert den Stromfluss und kann auf dem Weg zum Arzt in der ersten Stunde alle zehn Minuten wiederholt werden«, sagt Posovszky. Ansonsten ist es Sache der Ärztinnen und Ärzte, Gegenstände aufzuspüren und zu entfernen.