Kleines Hepatitis A bis E |
Wann wurde das Virus entdeckt?
1965-67 durch Baruch S. Blumberg und Kollegen
Um was für ein Virus handelt es sich?
Das Hepatitis-B-Virus (HBV) ist ein behülltes DNA-Virus mit überwiegend doppelsträngigem Genom. Es gehört zur Gattung der Orthohepadnaviren innerhalb der Familie der Hepadnaviridae.
Wie steckt man sich an?
Austausch von Blut und Körperflüssigkeiten. Sexualpartner sind gefährdet, ebenso Neugeborene von infizierten Müttern. In der Drogenszene sind Infektionen durch gemeinsam benutztes Spritzbesteck häufig. Hygienemängel bei Tätowierungen, Piercing oder medizinischen Instrumenten sind ebenfalls ein Risikofaktor.
Welche Beschwerden treten auf?
Häufig nur unspezifische Beschwerden, in circa 20 Prozent der Fälle Gelbsucht bei akuter Infektion. Bei chronischer Infektion im Spätstadium können Beschwerden der Leberzirrhose und ihrer Komplikationen auftreten.
Gibt es eine Schutzimpfung?
Ja.
Wie lang ist die Inkubationszeit?
45 bis 180 Tage, im Durchschnitt etwa 60 bis 120 Tage
Wie erfolgt die Diagnose?
Zunächst Bluttest auf die Virushülle (HBs-Antigen) und Antikörper als Immunreaktion (anti-HBs und anti-HBc). Mit diesen drei Werten kann man bereits erkennen, ob jemand infiziert ist, ausgeheilt war, gesund und/oder geimpft ist. Bei chronischer Infektion wird vor allem die HBV-DNA-Viruslast überwacht.
Ist man nach Ausheilung immun?
Ja, aber das Virus hinterlässt Spuren im Organismus. Das Hepatitis-B-Virus kann im ersten halben Jahr dauerhaft aus dem Blut verschwinden. Übrig bleiben nur noch Antikörper, die vom Immunsystem gebildet wurden und vor einer Neuinfektion schützen. Dies wird oft als Ausheilung bezeichnet. Die Betroffenen sind dann nicht mehr ansteckend und haben meist nie wieder Probleme mit Hepatitis B. Eine erneute Infektion ist nicht möglich. Allerdings hinterlässt das B-Virus auch nach einer »Ausheilung« seine DNA im Kern der Leberzellen. Wenn das Immunsystem sehr geschwächt wird (zum Beispiel unter Chemotherapien oder bei Aids), kann selbst eine »ausgeheilte« Hepatitis B noch Jahrzehnte später wieder aktiv werden. Dies bezeichnet man als Reaktivierung. Das Hepatitis-B-Virus ist das einzige bekannte Hepatitis-Virus, welches diese tückische Eigenschaft besitzt.
Kann die Infektion chronisch werden?
Ja. Wenn das HBs-Antigen länger als sechs Monate im Blut messbar bleibt, ist die Infektion chronisch und oft dauerhaft. Bei gesunden Erwachsenen ist dies nur bei maximal 5 Prozent der Fall, bei Immungeschwächten ist das Risiko höher. Werden Säuglinge oder Kleinkinder infiziert, wird die Infektion sogar in bis zu 90 Prozent der Fälle chronisch.
Was sind die Risiken einer Hepatitis-B-Infektion?
Frische Hepatitis-B-Infektionen können im ersten halben Jahr folgenlos von selbst »ausheilen«, wobei die DNA in den Leberzellen verbleibt. Selten kommt es zum akuten Lebersagen, wenn das Immunsystem überreagiert und sich die Leber schwer entzündet. Ein akutes Leberversagen ist auch bei Reaktivierungen möglich, wenn diese zu spät erkannt werden. Wenn die Hepatitis-B-Infektion chronisch wird, besteht sie häufig lebenslang. Nach Jahren oder Jahrzehnten kann dies zu einer Leberzirrhose (Narbenleber) oder Leberzellkrebs führen. Chronische Infektionen können mitunter auch andere Organe, wie die Nieren gefährden.
Was sind die Therapiemöglichkeiten bei Hepatitis B?
Antivirale Medikamente gegen Hepatitis B können das Virus sehr gut unterdrücken, aber nicht ganz ausheilen. Daher müssen sie in der Regel dauerhaft eingenommen werden. Heilende Hepatitis-B-Therapien zu finden, ist ein Ziel der Forschung. Die heute verfügbaren Medikamente sind für chronische Hepatitis B zugelassen, um den Verlauf abzumildern und Leberschäden zu verhindern. Ansonsten sind diese Medikamente nur in bestimmten Situationen sinnvoll: Bei lebensbedrohlichen Akutverläufen, bei hochinfektiösen Schwangeren (zum Schutz des Kindes) oder falls bei einem Patienten die Gefahr einer Reaktivierung besteht.
Was sind die häufigsten Hepatitis-B-Irrtümer?
Zu glauben, man werde durch die HBV-Impfung »angesteckt« (Der Impfstoff enthält nur leere Virushüllen und keine vollständigen Viren)sowie übertriebene Erwartungen an die derzeit verfügbaren Medikamente, die noch nicht heilend sind.