Ketamin als Freizeitdroge immer beliebter |
Das meiste konsumierte Ketamin dürfte vom Schwarzmarkt stammen, wie hier sichergestelltes Ketamin in Marseille. Allerdings gibt es auch auffällig viele Verordnungen an Patienten, vor allem auf Privatrezept. / © Imago/Abacapress
Einer Studie in Berlin zufolge, die 2019 veröffentlicht wurde, war Ketamin schon vor einigen Jahren die am vierthäufigsten genutzte Clubdroge, wie Felix Betzler von der Charité in Berlin sagt. »Seither hat Ketamin noch mal an Popularität gewonnen.« Woran liegt das? Zu den Faktoren zählten leichte Verfügbarkeit, ein vergleichsweise niedriger Preis und der erzielte Effekt, erklärt Betzler, der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist.
Verstärkend wirke, dass Ketamin in der Popkultur thematisiert wird. Im Song »Special K« von Placebo, »Space Kitten« von The Polish Ambassador und »Get Ready for the K-Hole« von Kissy Sell Out zum Beispiel. Hinzu kommt der Promi-Faktor. Elon Musk erklärte, Ketamin helfe dabei, aus dunklen psychischen Löchern herauszukommen. In einem Interview erzählte er 2024, dass er etwa alle zwei Wochen eine kleine Menge Ketamin nehme. Auf einen kritischen Medienbericht hin erklärte er dann kürzlich, die Substanz seither nicht weiter genutzt zu haben.
Tatsächlich wird Ketamin in zahlreichen klinischen Studien auf seine Wirksamkeit bei Depressionen geprüft. Bereits zugelassen ist in der EU und den USA Esketamin als S-Enantiomers des Ketamins zur Notfallbehandlung therapieresistenter Depressionen, verabreicht als Nasenspray (Spravato®) unter ärztlicher Aufsicht. Dass die Substanz als Medikament und damit als sicher wahrgenommen werde, sei ein weiterer Faktor für die verstärkte Popularität, sagt Betzler.
Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt es keine Einzelfallberichte aus Deutschland zur Anwendung von Arzneimitteln als Freizeitdroge und keine EU-Verfahren zu Ketamin- und Esketamin-haltigen Arzneimitteln. Das berichtete die Behörde bei einer Routinesitzung im März, deren Protokoll vergangene Woche veröffentlicht wurde. Es gebe Medienberichte über Einzelfälle von Missbrauch Ketamin-haltiger Arzneimittel in Zusammenhang mit Verschreibung, Diebstahl, Rezeptdiebstahl und -fälschung.
Der Ketamin-Absatz in deutschen Apotheken lag demnach zwischen 2021 und 2024 schwankend zwischen 360 und 924 Packungen pro Monat. Die Hälfte der Verschreibungen waren Privatrezepte. Das BfArM lässt sich hier im Protokoll nicht auf Spekulationen ein, will aber Apotheken und Arztpraxen sensibilisieren. Die Anwendung soll nur unter ärztlicher Überwachung in Arztpraxen und Krankenhäusern erfolgen. Eine Ketamin-Verordnung und -Abgabe zur Anwendung durch den Patienten selbst ist medizinisch nicht begründet und kann Missbrauch unterstützen. Apotheken sollen bei Verdacht auf Missbrauch Rücksprache mit dem Verschreibenden halten.