Keine Schonzeit für Allergiker |
Es liegt was in der Luft: Nicht nur Pollen, auch Blätter sind Allergenträger und können Herbstlaub zum Auslöser allergischer Niesattacken machen. / Foto: Getty Images/Richard Drury
Klar, die Hauptsaison für allergische Beschwerden liegt – bedingt durch den Pollenflug – im Frühjahr und Sommer. Doch rund 14 Prozent der Befragten einer repräsentativen Umfrage unter 2965 Personen mit einer oder mehreren Allergien gaben an, im Herbst verstärkt Probleme zu haben. Bei 9 Prozent ist das auch im Winter der Fall. Die Ergebnisse sind Teil des sogenannten Allergieatlas 2023, der bei einer Presseveranstaltung des Unternehmens Sanofi vorgestellt wurde. Danach haben 17 Prozent der Befragten in den vergangenen zehn bis zwölf Monaten durchgehend unter allergiebedingten Beschwerden gelitten, das ist fast jeder Sechste.
Laut Professor Dr. Torsten Zuberbier, Direktor des Instituts für Allergieforschung an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, hat die jahreszeitenunabhängige Symptomatik mehrere Gründe. »Im Winter kommt es vermehrt zu einer allergischen Rhinitis oder einem allergischen Asthma, aber auch zu Exazerbationen der Neurodermitis gegenüber Innenraumallergenen. Das liegt unter anderem daran, dass Innenräume dann weniger gut durchlüftet sind. Katzenhaare, Schimmelpilze oder Küchenschaben machen etwa Probleme. Es liegt aber auch daran, dass Milben in der Heizsaison ihre Hochphase haben. Durch die Heizung wird der Staub kräftig in die Luft geblasen.«
Der Auslöser der Beschwerden ist mitunter nicht so leicht zu ergründen. Zuberbier nannte die Katzenhaare als Beispiel. Die Sensibilisierung dagegen erfolge oft in der Kindheit. Untersuchungen zeigten, dass die Hälfte der Kinder in der Schulzeit auf Tierhaare sensibilisiert werden, ohne dass sie selbst Haustiere haben. »Das funktioniert allein dadurch, dass sie Kontakt mit den Pullis, Schals und Mützen der Haustier-Mitschüler haben, an denen etwa Katzenhaare sitzen.«
Für die Allergiesymptomatik in den kälteren Monaten machte der Referent zudem den mittlerweile fast ganzjährigen Pollenflug verantwortlich. »In milden Wintern fliegen bereits ab Ende Dezember Haselnusspollen. Das war vor zehn, zwanzig Jahren noch nicht so. Wärmere Temperaturen und mildere Winter begünstigen die frühere und längere Baumblüte. Die Hasel etwa ist besonders anpassungsfähig: Wird es milder, bilden sich die ersten Blütenkätzchen, sinkt die Temperatur wieder ab, legt der Baum eine Pause ein, um anschließend in einer wärmeren Phase wieder weiterzublühen.«
Der Allergologe erinnerte daran, dass nicht nur Pollen, sondern auch Blätter Allergenträger sind. »Herunterfallendes Laub kann durchaus für Probleme sorgen, auch wenn dadurch weniger Allergene in die Luft getragen werden als durch Pollen.« Zuberbier bezeichnete Pollen und erst recht die enthaltenen Allergene als »extrem stabile Strukturen, die noch nach mehreren Jahren sensibilisierend wirken können«. Insofern sei gründliches und häufiges Staubwischen – am besten feucht – nicht nur für Milbenallergiker von Vorteil.
Der Referent sprach sich dafür aus, länger andauernde Symptomphasen konsequent und durchgängig zu therapieren. Die Einnahme von Antihistaminika oder Glucocorticoiden nach Bedarf – so wie es viele Betroffene laut der aktuellen Umfrage handhaben – lehnt er ab. »Das führt nur zu einer dauerhaften Entzündungsreaktion. Der H1-Histaminrezeptor wird ständig stimuliert. Je mehr Histamin vorhanden ist, desto stärker reagiert er, weil er empfindlicher wird.« Auch dieser Sachverhalt erkläre, warum manche Betroffene zum Ende der eigentlichen Saison hin verstärkt Probleme bekommen.
Leitlinienkonform sollten neben topischen Steroiden orale oder lokale Antihistaminika der zweiten Generation zum Einsatz kommen. Zuberbier bezeichnete Bilastin als »das modernste H1-Antihistaminikum. Es passiert die Blut-Hirn-Schranke nicht beziehungsweise wird aktiv per Transportprotein P-Glykoprotein aus dieser herausgehalten. Insofern hat Bilastin im Vergleich zu allen anderen H1-Anthistaminika keinerlei sedierende Effekte oder beeinflusst kognitive und psychomotorische Fähigkeiten.« Seit Jahresbeginn steht Bilastin 20 mg als Allegra® Allergietabletten zur Behandlung der allergischen Rhinokonjunktivitis und Urtikaria ab zwölf Jahren rezeptfrei zur Verfügung.
Als weitere Vorteile nannte der Allergologe die hohe Bindungskapazität am Rezeptor. Die Wirkung setze nach 30 bis 60 Minuten ein und halte etwa 24 Stunden an, so dass nur eine einmal tägliche Einnahme erforderlich ist. »Bei einer Einnahme über einen längeren Zeitraum ist keine Reduktion der Wirkung zu erwarten.« Zudem zeichne sich Bilastin durch sein fehlendes Interaktionspotenzial mit dem Cytochrom-P450-Komplex aus. »Da es nicht metabolisiert und unverändert teils über den Urin und teils den Fäzes ausgeschieden wird, gibt es keine relevanten Interaktionen mit anderen Arzneistoffen.«