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Cochrane-Review

Keine Evidenz für Ivermectin bei Covid-19

Immer wieder versuchen Lobbygruppen, Ivermectin als Covid-19-Medikament ins Spiel zu bringen. Ein neuer Cochrane-Review findet keine Studiendaten, die eine Wirksamkeit zeigen. Aktuell laufen jedoch noch größere Studien.
Sven Siebenand
29.07.2021  12:48 Uhr

Der Wirkstoff Ivermectin wird seit Jahrzehnten erfolgreich gegen Parasiten bei Mensch und Tier eingesetzt. Schnell nach Beginn der Covid-19-Pandemie wurde er auch auf eine mögliche Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 getestet. Eine Laborstudie aus dem April 2020 zeigte, dass der Wirkstoff in Zellkulturen die Vermehrung des Coronavirus hemmen kann. Allerdings lag die eingesetzte Dosis weit über jener, die für Menschen zugelassen ist. Trotzdem führte diese Studie zusammen mit günstig erscheinenden Ergebnissen erster kleiner Studien dazu, dass sich verschiedene Lobbygruppen für den Einsatz von Ivermectin in der Behandlung von Covid-19 einsetzten und einsetzen.

Mittlerweile gibt es einige abgeschlossene klinische Studien zu Ivermectin. Die Evidenz aus diesen Studien zu sammeln, zu bewerten und zusammenzufassen, war das Ziel eines Cochrane-Reviews. Das Autorenteam um Maria Popp vom Universitätsklinikum Würzburg suchte dafür systematisch nach randomisierten kontrollierten Studien, die unter anderem den Einfluss einer Ivermectin-Behandlung auf Sterblichkeit und Schwere der Erkrankung, die Länge des Krankenhausaufenthalts oder eine eventuelle vorbeugende Wirkung untersuchen. Zudem werteten die Forschenden Studiendaten zu unerwünschten Nebenwirkungen aus.

Die Studien wurden nach Cochrane-Methodik auf mögliche Verzerrungsrisiken und die Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse hin bewertet. Studien mit hohem Verzerrungspotenzial gingen nicht in die Auswertung ein. Zu den von vorneherein ausgeschlossenen Arbeiten gehörte auch eine, die stark für eine Wirksamkeit von Ivermectin sprach, aber Mitte Juli wegen Fälschungsverdachts zurückgezogen wurde. Insgesamt gingen 14 Studien mit insgesamt  1678 Teilnehmenden in die Untersuchung ein.

Die Ergebnisse: Verglichen mit Placebo oder einer Standardbehandlung zeigte Ivermectin weder bezüglich des Sterberisikos noch des klinischen Zustands von Covid-19-Patienten einen Vorteil. Auch zu einer vorbeugenden Wirkung von Ivermectin nach einem möglichen Kontakt mit dem Virus lassen sich demnach keine Aussagen machen. Die Vertrauenswürdigkeit der vorhandenen Evidenz ist niedrig bis sehr niedrig, heißt es in einer Pressemitteilung von Cochrane Deutschland.

Darin äußern sich Erstautorin Popp und Seniorautorin Dr. Stephanie Weibel, ebenfalls Würzburg, folgendermaßen: »Grund für den Mangel an hochwertiger Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit von Ivermectin ist ein Studienpool, der hauptsächlich aus kleinen, unzureichend gepowerten RCTs mit Mängeln in Bezug auf Studiendesign, Durchführung und Berichterstattung besteht. Die derzeitige Evidenz ist dünn und kann nicht klären, ob Ivermectin zur Behandlung oder Vorbeugung von Covid-19 einen Nutzen bringt. Eine sicherere Einschätzung der Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von Ivermectin gegen Covid-19 wird erst möglich sein, wenn derzeit noch laufende größere Studien abgeschlossen sind. Sobald dies der Fall ist, werden wir unseren Review aktualisieren.«

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