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Misteltherapie bei Krebs

Kein Effekt auf Heilung oder Lebensqualität

Die Misteltherapie soll bei Krebs die Heilung unterstützen und die Lebensqualität verbessern. Doch tut sie das wirklich? Wissenschaftler um die Jenaer Professorin für Integrative Onkologie Dr. Jutta Hübner haben in einer Übersichtsarbeit die vorhandene Evidenz zusammengetragen – und fällen ein vernichtendes Urteil.
AutorKontaktAnnette Mende
Datum 29.03.2019  08:00 Uhr

Angesichts der beängstigenden Diagnose Krebs und der häufig sehr belastenden Therapie wünschen sich viele Krebspatienten, selbst etwas zur Verbesserung ihrer Situation beitragen zu können. Eine Möglichkeit hierzu sehen viele in komplementären Heilverfahren, besonders in der Misteltherapie. Sie geht zurück auf den Anthroposophen Rudolf Steiner, der Anfang des 20. Jahrhunderts Parallelen zog zwischen der Mistel (Viscum album), die auf anderen Pflanzen schmarotzt, und Krebsgeschwüren im menschlichen Körper. Der Einsatz von Mistelextrakten bei Krebs entspricht somit dem aus der Homöopathie bekannten Simile-Prinzip.

Darüber hinaus werden der Mistel von manchen Autoren auch naturwissenschaftlich nachweisbare Effekte zugeschrieben. So sollen zytotoxische Inhaltsstoffe direkt Krebszellen abtöten oder Lectine indirekt über eine Aktivierung des Immunsystems das Tumorwachstum hemmen. Über eine Freisetzung von Endorphinen sollen die Präparate zudem die Lebensqualität verbessern und Nebenwirkungen abmildern. All diese Wirkungen sind jedoch – wie überhaupt die gesamte Misteltherapie – wissenschaftlich umstritten.

Um angesichts widersprüchlicher Studienergebnisse in der Vergangenheit einen Überblick über die Evidenz zur Misteltherapie zu bekommen, führte die Gruppe um Hübner nun eine systematische Literaturrecherche durch. Die Forscher identifizierten 28 Publikationen mit insgesamt 2639 Patienten, die sie im »Journal of Cancer Research and Clinical Oncology« einmal hinsichtlich ihrer Effekte auf das Überleben von Krebspatienten und einmal mit Blick auf die Lebensqualität auswerteten. Berücksichtigt wurden nur randomisierte, kontrollierte Studien mit Erwachsenen. Eine Metaanalyse war aufgrund der Heterogenität der Studien, die sich unter anderem in einer sehr großen Bandbreite der Krebsarten der Teilnehmer äußerte, nicht möglich.

In nahezu allen Studien wurde die Misteltherapie zusätzlich zu einer konventionellen Krebstherapie gegeben. Der Effekt auf das Überleben der Teilnehmer war marginal und in Studien mit hoher Qualität überhaupt nicht vorhanden. Die Lebensqualität wurde nur in 17 Studien erfasst und von diesen wiederum nur in elf mit anerkannten Messinstrumenten, etwa validierten Fragebögen. In diesen methodisch höherwertigen Studien konnte nur ein geringer oder gar kein Einfluss der Misteltherapie auf die Lebensqualität gezeigt werden.

Überhaupt bemängeln die Autoren um Hübner die Datenqualität: Bei den meisten Studien müsse von einem Interessenskonflikt der Autoren ausgegangen werden, da die Sponsoren entweder Herstellerfirmen oder Gesellschaften mit Bezug zur anthroposophischen Medizin waren. Ein Drittel der berücksichtigten Publikationen stamme zudem aus der Feder von nur zwei Autorenteams: Ronald Grossarth-Maticek und Renatus Ziegler sowie Wilfried Tröger et al. Alle Studien von Grossarth-Maticek/Ziegler seien mit Patienten aus einer großen, zwischen 1973 und 1988 rekrutierten deutschen Krebskohorte gemacht worden und alle Studien der Arbeitsgruppe Tröger seien in Belgrad durchgeführt worden. Diese Studien könnten daher nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, ihre Ergebnisse ließen sich nicht ohne Weiteres verallgemeinern, so Hübner und Kollegen.

Ihr Fazit fällt daher vernichtend aus: Für die Verordnung von Mistelpräparaten für Krebspatienten habe die gründliche Literaturrecherche weder mit Blick auf das Überleben noch hinsichtlich Lebensqualität und Therapie-bedingten Nebenwirkungen irgendeinen Vorteil ergeben.

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