KBV-Vize gegen Apotheken als »Praxen light« |
Cornelia Dölger |
08.12.2023 16:30 Uhr |
Passend zur düsteren Stimmung bei der letzten Sitzung in diesem Jahr veröffentliche die KBV eine Onlineumfrage unter etwa 32.000 Ärzten und Psychotherapeuten, deren Ergebnisse KBV-Chef Gassen als »mehr als ein Alarmsignal« wertete. Fast 40 Prozent der Vertragsärztinnen und -ärzte würden sich demnach heute nicht wieder niederlassen. Und fast zwei Drittel würden wegen der schlechten Rahmenbedingungen über einen vorzeitigen Ausstieg aus der Patientenversorgung nachdenken. Die repräsentative Onlinebefragung hatte die KBV gemeinsam mit dem Zi in den vergangenen Wochen durchgeführt.
Gassen betonte, fast 100 Prozent der Befragten erachteten ihre Arbeit grundsätzlich als sinnvoll und nützlich – aber eben nicht unter den schlechten Bedingungen, gegen die die Ärzteschaft seit Längerem protestiert.
Erst im vergangenen August verabschiedete die Vertreterversammlung der KBV entsprechende Kernforderungen, etwa den massiven Abbau von Bürokratie und eine tragfähige Finanzierung. Nahezu 100 Prozent der aktuell Befragten drängen demnach auf deren Umsetzung. Eine sinnvolle Digitalisierung, die nicht die Praxen lahmlege, fordern 95 Prozent, wie die Umfrage laut Mitteilung zeigte.
Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer gaben zudem an, sich durch die Arbeit ausgebrannt zu fühlen. Mehr als 90 Prozent beklagten die Vielzahl bürokratischer Aufgaben und fühlen sich dadurch überlastet. Rund 85 Prozent empfinden, dass ihre Leistungen nicht angemessen honoriert werden. Etwa 85 Prozent der Haus- und Fachärzte sorgten sich mit Blick auf ihren Ruhestand, keine Nachfolger zu finden. Hinzu komme eine mangelnde Wertschätzung der Politik für die Arbeit der Praxen. 91,3 Prozent der Ärzte und Psychotherapeuten beklagten dies.
»Die Ergebnisse dieser Befragung übertreffen meine schlimmsten Erwartungen«, sagte Gassen. Wenn die Politik jetzt nicht reagiere, »werden wir bereits ab dem kommenden Jahr zunehmende Versorgungslücken haben, nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten«. Die Ergebnisse spiegelten die realen Probleme der Praxen wider, ergänzte KBV-Vize Hofmeister. »Das ist eine veritable Krise« – und mitnichten ein »Lobbyisten-Geschrei von Funktionären«, wie es gern von Lauterbach dargestellt werde. Frühzeitig habe man dem Minister Lösungsvorschläge unterbreitet. Jetzt müsse er handeln, es dürfe nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben.