Kammern nehmen belästigende Notdienst-Anrufe ins Visier |
Cornelia Dölger |
29.04.2022 18:00 Uhr |
Eine detaillierte Handreichung für den Umgang mit telefonischer Belästigung hat die Kammer Rheinland-Pfalz in ihrem aktuellen Rundschreiben erstellt. Besonderes Augenmerk müsse auf Anrufen liegen, die strafrechtlich relevant sind, erklärt darin Geschäftsführer und Jurist Tilman Scheinert. Anrufe also, die etwa einen sexuellen, beleidigenden oder politisch-diffamierenden Bezug haben oder in denen die Apothekenmitarbeitenden beschimpft oder bedroht werden. Eine solche Beleidigung hatte die Apothekerin aus Rheinland-Pfalz ja während des Anrufs erlebt. Wer persönlich oder konkret bedroht werde, müsse umgehend die Polizei unter 110 rufen, rät Scheinert. Wer Strafanzeige stellen möchte, solle sich an die Polizei oder die Staatsanwaltschaft wenden, das sei auch online möglich.
Um den Anrufern/Tätern keine »Schrecksekunde« zuzugestehen, sollten sich Mitarbeitende im Notdienst auf solche belästigenden Anrufe einstellen und sich im Vorhinein überlegen, wie sie darauf reagieren – auch wenn dies wohl leichter gesagt sei als getan. »Sprechen Sie mit Ihren Kollegen, Arbeitgebern, Mitarbeitern darüber«, schreibt Scheinert. Zum Umgang mit problematischen Anrufern bereite die Kammer derzeit zusammen mit professionellen Telefontrainern Tageskurse vor. Kammermitglieder, die an Schulungen interessiert sind, können sich bei der Geschäftsstelle melden.
»Öffentlichkeit ist gut, um gegen die Belästigungen anzugehen«, betont der Apotheker aus dem Raum Koblenz. Selbst wenn nicht alle Kammerbezirke betroffen und die Belästigungen eher Einzelfälle sein sollten: »Sie zeigen doch ein Entgleisen der Gesellschaft und eine wachsende Respektlosigkeit und darauf möchten wir hinweisen.« Über die grundsätzliche Zunahme an Gewalt und Aggressionen gegen Mitarbeitende in Gesundheitsberufen hatte auch die PZ kürzlich berichtet. »Apothekennotdienste sind absolut wichtig, gerade in ländlichen Bereichen«, fügt der Apotheker hinzu. »Die allermeisten Anrufe missbrauchen das Angebot nicht, sondern benötigen tatsächlich Hilfe.«