Jeder Zweite mit Grünem Star weiß nichts davon |
Augenärzte empfehlen eine regelmäßige Glaukom-Früherkennungsuntersuchung ab einem Alter von 40 Jahren. Allerdings ist diese aufgrund mangelnden Nutzen-Nachweises keine Regelleistung der Krankenkassen. / Foto: Getty Images/dardespot
»Da die Augenerkrankung oft lange Zeit nicht bemerkt wird, liegt die Dunkelziffer unerkannter Glaukomfälle in Deutschland bei zirka 56 Prozent«, meldet die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) zur Welt-Glaukom-Woche vom 10. bis 16. März. Der Begriff Glaukom (umgangssprachlich »Grüner Star«) fasst verschiedene Augenerkrankungen zusammen, bei denen der Sehnerv geschädigt wird. Es kommt zu irreversiblen Gesichtsfeldverlusten.
Um das zu verhindern, sei eine rechtzeitige Diagnose und Therapie entscheidend, betont die Fachgesellschaft. »Wir raten daher zu regelmäßigen Terminen bei der Augenärztin oder dem Augenarzt«, so Professor Dr. Stephanie Joachim, Institutsleiterin für experimentelle Augenheilkunde an der Ruhr-Universität Bochum. Insbesondere, wenn Glaukom-Erkrankungen in der Familie bekannt sind, liege ein erhöhtes Risiko für eine eigene Erkrankung vor.
Augenärzte empfehlen bei einer erblichen Vorbelastung eine Früherkennungsuntersuchung ab einem Alter von 40 Jahren. Allerdings ist dies keine Regelleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung, sondern muss als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst bezahlt werden. Laut DOG können zur Früherkennung des Glaukoms eine Messung des Augeninnendrucks, eine Untersuchung der Nervenfaserdicke in der Netzhaut, eine Beurteilung des Sehnervs sowie eine Untersuchung des Gesichtsfeldes erfolgen. Der IGeL-Monitor beurteilt die Augenspiegelung mit Innendruckmessung jedoch tendenziell negativ.
Unter www.igel-monitor.de heißt es dazu: »Erhöhter Augeninnendruck und Glaukom haben weniger miteinander zu tun als man noch vor wenigen Jahren annahm: So haben ein bis zwei von vier Glaukom-Patienten keinen erhöhten Augeninnendruck. Und umgekehrt hat nur einer von zehn Menschen mit erhöhtem Augeninnendruck ein Glaukom.« Der Nutzen sei nicht belegt; es könnten jedoch unnötige Therapien mit möglichen Nebenwirkungen angeregt werden.
Liegt tatsächlich ein erhöhter Augeninnendruck vor, kann medikamentös, mit Laser oder chirurgisch behandelt werden. »Die Therapie dient nicht der Besserung des Sehvermögens, sondern dessen Erhaltung«, betont Professor Dr. Verena Prokosch von der Sektion Glaukom der DOG. »Was man durch eine Vielzahl an Studien sicher weiß: Eine frühzeitige Diagnosestellung kann Erblindung fast immer verhindern. Angst vor dem Glaukom sollte man daher nicht haben.«