Infektion in der Apotheke – was nun? |
| Jennifer Evans |
| 08.04.2020 16:00 Uhr |
Viele Apothekenteams sind verunsichert: Wird der Betrieb geschlossen, wenn ein Kollege sich infiziert? / Foto: Imago/imagebroker
Gemäß der Quarantäne-Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) dürfen Ärzte auch dann weiterarbeiten, wenn sich ein Kollege in ihrem Team angesteckt hat. Voraussetzung ist demnach, dass lediglich »ein begrenztes Expositionsrisiko« bestanden hat. Das bedeutet, die Ärzte sind dem Infizierten nicht zu nah gekommen, sie sind frei von Symptomen, tragen einen Mund-Nasen-Schutz und es besteht ein »relevanter Personalmangel«. Diese Regelung soll verhindert, dass zu viele Ärzte in Quarantäne bleiben müssen und die Versorgung der Patienten leidet.
Um in Pandemie-Zeiten auch die Arzneimittelversorgung weiterhin gewährleisten zu können, fordert der AVWL nun, Apothekenmitarbeiter ebenfalls in die Gruppe des »medizinischen Personals« einzustufen. Dann griffen dieselben Quarantäne-Empfehlungen wie bei Ärzten. Das sichere mit Blick auf die zunehmende Anzahl an Infektionen auch die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung, heißt es. Zudem ist es laut Verband wichtig, dass Apotheken vor Ort gleichermaßen ausreichend mit Schutzausrüstung wie Mund-Nasen-Schutz, Atemschutz, Handschuhen sowie Schutzkittel ausgestattet sind.
Im Augenblick fehlt aber in diesem Punkt eine Klarstellung, kritisiert der AVWL-Vorstandsvorsitzende Klaus Michels. Die Ungewissheit, was bei einer Infektion passiere, sei für die Apothekenteams eine Belastung. Einige Apothekenleiter in Westfalen-Lippe versuchten deshalb, mit getrennten Mannschaften zu arbeiten, die einander nicht mehr begegnen. Das ist Michels zufolge aber aufgrund von knapper Besetzung, Fachkräftemangel, Urlaubs- oder Krankheitsfällen oft organisatorisch nicht zu realisieren. Zugleich sei der Arbeitsaufwand angesichts der Lieferengpass-Problematik ohnehin enorm. »Getrennte Teams – das ist dauerhaft kaum durchzuhalten«, so Michels.
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