Individuelle Therapie ist ein Muss |
Kardiovaskuläre Erkrankungen zählen zu den häufigsten Komorbiditäten, allen voran die arterielle Hypertonie (6). Die Prävalenz von Bluthochdruck steigt im Alter an und ist bei Diabetes mellitus noch stärker erhöht. Bei 60 bis 80 Prozent aller Diabetes-Patienten über 80 Jahren können erhöhte Werte festgestellt werden (7).
Es ist bekannt, dass die Hypertonie ein unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen ist. Allerdings werden signifikante Effekte einer Therapie üblicherweise erst bei einer Lebenserwartung von mehr als zehn Jahren erwartet. Zudem erfordern Blutdruckschwankungen, wie sie häufig im fortgeschrittenen Alter vorkommen, eine individuelle Festlegung des Zielwerts. Folglich gelten die allgemeingültigen Blutdruckziele für viele geriatrische Patienten nicht.
Zu beachten ist, dass Betablocker wie Metoprolol das Hypoglykämie-Risiko nahezu verdoppeln. Bekanntermaßen binden Catecholamine bei zu niedrigem Blutzucker an β-Rezeptoren und regen dadurch einerseits die Bildung von Glucose in der Leber an, andererseits lösen sie Symptome wie Unruhe, Zittern und Herzklopfen aus. Die Blockade dieser Rezeptoren durch Betablocker kann zu einer Verschleierung der genannten Warnsymptome führen.
Eine indizierte lipidsenkende Therapie ist unverzüglich zu beginnen beziehungsweise fortzuführen und wird nur bei funktionell stark eingeschränkten Patienten nicht empfohlen. Auf Nebenwirkungen wie Muskelschwäche und Gangunsicherheiten ist zu achten, da Stürze die Folge sein können.
Ein weiterer Aspekt ist die glomeruläre Filtrationsrate. Die GFR nimmt im Lauf des Lebens um circa 1 ml/min pro Jahr ab und erreicht damit unabhängig von Begleiterkrankungen bei 80-Jährigen einen Wert von etwa 60 ml/min. Da ein Großteil der Antidiabetika über die Niere ausgeschieden wird, ist vor Therapiebeginn eine Abklärung der Nierenfunktion und im Verlauf ein genaues Monitoring nötig.
Als Therapiemanagement bezeichnet man sämtliche Maßnahmen, die in der dauerhaften Betreuung von geriatrischen Diabetes-Patienten nötig sind. Von Anfang an sollen die nahen Angehörigen und Bezugspersonen des Patienten einbezogen werden. Die Patientenedukation muss einfach und leicht verständlich sein. Bewährt haben sich zum Beispiel detaillierte Punkt-für-Punkt-Handlungsanweisungen im Fall einer Unterzuckerung.
Schwerpunkte der Beratung und Aufklärung sind folgende Bereiche:
Bei einer Insulintherapie sollte der Fokus auf der Handhabung des Insulinpens, dem regelmäßigen Nadelwechsel zur Vermeidung von Lipodystrophien und der Rotation der Einstichstelle liegen. Für den Pflegebereich gibt es Injektionsschablonen zum Auflegen, damit nicht erneut in die gleiche Stelle gestochen wird. Vorgefüllte Einmalpens erleichtern die Anwendung besonders bei eingeschränkter Feinmotorik. Blutzuckermessgeräte mit großen Displays und gut greif- und drückbaren Bedienelementen sind zu bevorzugen. Bei jeder Konsultation sollte sich die Betreuungsperson die korrekte Handhabung aller verwendeter Hilfsmittel zeigen lassen. Apotheker können bei der Abgabe von Arzneimitteln oder Medizinprodukten nachfragen.
Das Therapiemanagement wird vervollständigt durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt. Die DDG empfiehlt ein jährliches Screening auf Neuropathie, Inkontinenz und kognitive Leistungsfähigkeit.