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Versandhandel ist existenzbedrohend

03.06.2002  00:00 Uhr

Pharmacon Meran 2002

Versandhandel ist existenzbedrohend

von Hartmut Morck, Meran 

Wie bereits in Davos 2002 wurde auch in Meran den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, ihre Fragen zur berufpolitischen Diskussion, bei der sich ABDA-Präsident Hans-Günter Friese, BAK-Präsident Johannes M. Metzger und für den Deutschen Apothekerverband Eva-Maria Schmitt, Vorsitzende des Saarländischen Apothekervereins, den Fragen stellten, im Vorfeld einzureichen.

Weit mehr als 100 Fragen wurden von den Anwälten des Publikums, Dr. Jürgen Meyer-Wilmes und Dr. Heribert Düpenbecker, gesichtet, geordnet und zur Diskussion gestellt. Zuvor hatte Friese in einem Eingangsstatement noch einmal die augenblickliche Situation vorgestellt. Der ABDA-Präsident machte deutlich, dass der Wertschöpfungsanteil der Apotheke in den letzten Jahren gesunken sei. Gewinner der Entwicklung seien der Staat durch die gestiegene Mahrwertsteuer und die Industrie durch die Degression der Preisspannenverordnung.

Versandhandel könne aus Sicht der ABDA die augenblicklichen Finanzierungsprobleme der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht lösen, zumal er nur bei Rosinenpickerei funktionieren würde. Die Alternative der ABDA sei ein Konzept, das gesundheits- und ordnungspolitisch konsistent sei und die Apotheker und die Apotheken in das Arzneimittelmanagement einbeziehe. Es setze auf den elektronischen Arzneimittelpass und das e-Rezept, reformiere das Zuzahlungssystem, und gestalte die Arzneimittelversorgung sicher, bequem, kostengünstig und effektiv. Wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist ein Internetbestellsystem mit modifizierten Botendienst. Außerdem müsse die Arzneimittelpreisverordnung weiterentwickelt werden.

Erwartungsgemäß spiegelten die eingereichten Fragen die Existenzängste der Teilnehmer durch Zulassung des Versandhandels wider. Metzger betonte noch einmal, dass mit dem Versandhandel der freie Heilberuf Apotheker falle, dass Fremd- und Mehrbesitzverbot zur Disposition stände und der einheitliche Apothekenpreis gefährdet sei, also das System verändert würde. Das Votum des Runden Tisches bedeute nicht, dass der Versandhandel bereits zugelassen sei. Es lohne sich also weiterzukämpfen.

Mit Dank an alle für das Engagement bei der "Initiative Pro Apotheke" forderten die drei Vertreter der Apothekerschaft die Kolleginnen und Kollegen auf, weiterhin Unterschriften zu sammeln, warnten aber auch gleichzeitig davor, Aktionen zu planen, die auf dem Rücken der Patienten ausgetragen würden. Die Unterstützung der Bevölkerung sollte nicht leichtfertig aufs Spiel gestellt werden. Friese ist davon überzeugt, dass der Versandhandel nicht komme. Deshalb kämpfe er weiterhin gegen den Versandhandel. "Wenn wir nicht mehr daran glauben, brauchen wir auch nicht mehr dafür kämpfen." Auch intern sei die Aktion ein großer Erfolg, da sie zu einem neuen Wir-Gefühl in der Kollegenschaft geführt habe.

Schmitt warb dafür, das Konzept der ABDA für einen erweiterten Botendienst zu unterstützen, bei dem pharmazeutisches Personal einzusetzen ist, wenn der Erstkontakt nicht in der Apotheke stattgefunden hat, auch wenn mehr investiert werden müsse. Die Alternative wäre Versandhandel und Wegbrechen großer Umsatzanteile. In der Diskussion wurde mehrmals bezweifelt, dass die Arzneimittelsicherheit bei Versandhandel eingehalten beziehungsweise kontrolliert werden könne.

Der Forderung, in der Öffentlichkeit sollten die Apotheker mehr Aufmerksamkeit wecken, entgegnete das Podium, das die Apotheker in Meinungsumfragen nach wie vor gut abschnitten, nur wolle die Politik die Apotheker nicht wahrnehmen und auch die Medien seien interessengelenkt zu einer selektiven Wahrnehmung der Apotheken übergegangen und redeten einer Systemänderung das Wort.

Mit der "Initiative Pro Apotheke" will die ABDA, Druck auf die Politik auszuüben und ihr die Interessen der Bevölkerung deutlich machen. Mit dem großen Apotheken-Votum 2002 würde im August eine Kundenbefragung von Professor Dr. Gerhard Riegl nachgeschoben, die das Ergebnis der Unterschriftenaktion noch verstärken soll.

Hoffnung wird auf Disease-Management-Programme gesetzt, bei denen die Apotheker mit der pharmazeutischen Betreuung eine wichtige Rolle übernehmen könnten, zu der Versandhändler nicht fähig wären.

Thema in der anderthalbstündigen Diskussion, an der über 400 Apothekerinnen und Apotheker teilnahmen, war auch der Arbeitskräftemangel in den Apotheken, dem die Kammern mit Wiedereinsteigerseminaren bereits begegne. Voraussetzung sei allerdings auch, dass die Ausbildungskapazitäten an den Universitäten beibehalten würden und dass für den Beruf des Apothekers an den Schulen stärker geworben werde.

Die Frage nach der Belieferung von Ambulanzen durch Krankenhausapotheken, beantwortete das Podium mit dem Hinweis, dass die Novellierung des Apothekengesetzes sich auf der Basis des ABDA/ADKA-Kompromisses bewege.

Verärgerung ließ sich aus einigen Fragen zum gestiegenen Kassenrabatt heraushören. Schmitt wies noch einmal daraufhin, dass ursprünglich ein nach Umsatz gestaffelter Rabatt vorgesehen war, dann 7 Prozent und schließlich durch massive Intervention der ABDA 6 Prozent auf zwei Jahre ins Gesetz aufgenommen wurde.

Weitere Themen, zu denen aus dem Publikum Fragen eingereicht wurden, waren Aut idem, Pflichtfortbildung und die Importquote, die nach Meinung Metzgers wieder abgeschafft werden muss, da offensichtlich durch die deutsche Quote anderen nationalen Märkten Ware entzogen würde und dort Mangel erzeuge. Das sei pervers.

Natürlich durfte auch eine Frage nach dem Haus in Berlin nicht fehlen. Friese betonte noch einmal, dass die Entscheidung auf der Basis einer demokratischer Willensbildung gefallen sei, und man durch die Nähe zur Regierung noch intensiver Kontakte mit der Politik suchen werde. Top

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