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Guaraná, nur ein Coffeinersatz

Datum 29.12.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Guaraná, nur ein Coffeinersatz

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Guaraná, eine Liane aus dem Amazonas-Regenwald, ist bekannt als die coffeinreichste Droge überhaupt. Die Maués-Indianer und die Brasilianer verwenden sie als Heilmittel gegen viele Leiden.

Gewonnen wird Guaraná aus den Samen von Paullinia cupana H.B.K. var. typica (Orinokogebiet) oder P. cupana H.B.K. var. sorbilis (Mart.) Ducke (Mauésgebiet).

Aufgrund des hohen Saponingehalts gehört die Paullinia zur Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae). Die Samen bestehen aus konvexen Kotyledonen, aus denen eine Paste, die Pasta Guaraná, hergestellt wird. Die zehn bis zwölf Meter lange Kletterpflanze mit kleinen weißen rispigen Blütenständen bringt dreifächrige rote Kapselfrüchte hervor. Die fünfteiligen Fiederblätter sind circa 20 Zentimeter lang. Als Kulturpflanze wird die Paullinia im tropischen Klima von Brasilien, Venezuela und Paraguay angebaut. Zweimal im Jahr können die haselnußgroßen Kapselfrüchte geerntet werden. Guaraná wird auch als Brasilianischer Kakao oder Guaranábrot bezeichnet.

In Deutschland wird Guaraná vom Fachhandel für südamerikanische Ware verkauft. 80 Prozent der Ware kommt aus dem Maués-Gebiet. Pharmaunternehmen verarbeiten die Rohprodukte zu Tees, Tabletten Kapseln, Pulvern und Pflanzenextrakten. Das braune geruchlose Pulver schmeckt bitter, kakaoähnlich und wirkt adstringierend. Isotonische Getränke, Kaugummis, Bier, pflanzliches Ecstasy und Stimulantien enthalten Guaraná vor allem wegen des hohen Coffeingehalts. Weiterhin findet man Guaraná in Dermatologika wie zum Beispiel Rasierschaum.

Nach Untersuchungen in den Jahren 1982 und 1989 von Henman und Hildreth enthält der Samen Guaranin, ein Tetraxanthinderivat ähnlich dem Coffein. Es wird angenommen, daß nach der alten indianischen Herstellungsmethode das Guaranin erhalten bleibt und bei der industriellen Herstellung in Coffein umgewandelt wird.

Guaraná hat bei den Indianern ein sehr großes Anwendungsgebiet und darf in keiner "Apotheke" eines Indianerstammes fehlen. 1669 wurde die Paullinia zum ersten Mal von dem Jesuitenmissionar J. F. Bettendorf beschrieben. Maués-Indios bauen auch heute noch an einem südlichen Nebenfluß des Amazonas die Paullinia als Kulturpflanze an. Andere Völker im Amazonas- und Orinokogebiet sammeln die Früchte der wildwachsenden Liane.

Hat der Medizinmann Guaraná verordnet, schabt man sich mit dem knochenharten, rauhen Gaumen eines Piracuru-Fisches circa 1 bis 2 Gramm ab und löst dies in Wasser. Das Mittel wird als Tonikum, Anregungsmittel, zur Unterdrückung des Appetits, zur Linderung bei Fieber und Krämpfen, bei Durchfall, Menstruationsbeschwerden, bei starker körperlicher Belastung und zur schnelleren Genesung nach Erkrankung ausgegeben.

Guaranásamen enthalten etwa 4 bis 8 Prozent Coffein. Im Vergleich dazu findet man in Kaffee circa 1 bis 2 Prozent gebundenes Coffein, im Tee bis zu 5 Prozent, und Cola-Nüsse enthalten 2 bis 3 Prozent Coffein. Das Coffein in Guaraná wird aufgrund der Gerbstoffbindung langsam freigesetzt, vom Körper entsprechend resorbiert, demethyliert und oxidiert. Der hohe Anteil an Gerbstoffen erklärt den Einsatz von Guaraná bei Diarrhoe. Die Gerbstoffe in Verbindung mit Saponinen bewirken eine langsame Freisetzung der Tannine in den Darm und bieten einen Retardschutz. Äußerlich werden Gerbstoffe bei der Wundbehandlung und bei Entzündungen aufgrund ihrer antimikrobiellen Wirkung eingesetzt.

Bei Studien in Europa wurde Testpersonen entweder Guaraná oder eine entsprechende Coffeindosis verabreicht. Es ist festzustellen, daß die Wirkung von Guaraná nicht der von reinem Coffein entspricht. Die Studie von Bo Netterstrom (Staatliches Krankenhaus Kopenhagen) belegt, daß Guaraná den Fibrinogengehalt des Blutes senkt. Weiterhin berichteten die Guaranátestpersonen von dem Gefühl eines Energieschubs.

Welche lnhaltsstoffe konkret für welche Wirkungen verantwortlich sind, ist bis jetzt noch nicht geklärt. Auch steht noch eine Untersuchung darüber aus, ob und inwieweit sich die Inhaltsstoffe in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen.

PZ-Artikel von Nicole Ehmann, Marburg Top>

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