Pharmazeutische Zeitung online

Im Osten viel Neues

15.01.2001  00:00 Uhr

STUDIEREN IN TSCHECHIEN

Im Osten viel Neues

von Meike Bindemann und Jeannette Endres, Bonn

Pharmaziestudenten der Universität Bonn nutzen intensiv die Möglichkeit, ein Auslandssemester an europäischen Partneruniversitäten zu verbringen. Überaus positive Erfahrungen machten zwei Studentinnen an der Karls-Universität Prag in Hradec Králové (Königgrätz). Ihnen gefiel es so gut, dass sie ihren Aufenthalt verlängerten und ein ganzes Jahr dort blieben.

Die Bezirkshauptstadt von Ostböhmen, Hradec Králové, liegt 100 km östlich von Prag. Mit 100.000 Einwohnern ist sie die fünftgrößte Stadt Tschechiens. Den Entschluss, für ein Jahr dort zu studieren, fassten wir beide spontan. Gereizt hat uns das Unbekannte. Wer weiß schon viel über die Tschechische Republik?

Im Mai 1999 erfuhren wir von der Erasmus-Kooperation zwischen der Karls-Universität und Bonn. Außerdem bestand die Möglichkeit, in Hradec Králové auch in Englisch zu studieren. Unser Entschluss stand fest: Wir gehen nächstes Semester nach Tschechien. Wir bewarben uns für das Erasmus-Stipendium, beantragten Auslands-BAföG und kümmerten uns um die Aufenthaltsgenehmigung, was die meiste Zeit in Anspruch nahm. Im September saßen wir im Zug nach Tschechien.

Tschechisch ist nicht einfach

Es gibt insgesamt drei Wohnheime für Studenten der Pharmazeutischen und Medizinischen Fakultät und der Pädagogischen Hochschule. Wir teilten uns ein Doppelzimmer - für dortige Verhältnisse völlig normal. Das Haus "Na Kotli" war riesig, sehr sauber und hatte alles, was man braucht: Waschmaschine, Fernsehräume und sogar eine Mensa. Das Mensaessen war gut, sorgte am Anfang jedoch für Überraschungen. Es musste vorbestellt werden und uns war nicht immer klar, was wir bestellten.

Um mit der Zeit mehr als "prosím" (bitte) und "dekují" (danke) sagen zu können, gab es einen zweistündigen Sprachkurs an der Uni. Tschechisch zu lernen war nicht leicht, aber man hatte in Hradec die Möglichkeit, es im Alltag anzuwenden. In Prag dagegen gaben die Tschechen einem keine Chance, weil sie nicht damit rechneten, dass eine Touristin Tschechisch spricht. Allerdings können viele junge Tschechen gut Deutsch oder Englisch, so dass wir die Sprache doch nicht so gut gelernt haben, wir wir es uns gewünscht hätten. Außerdem war der Unterricht auf Englisch.

Nur acht Studenten im Jahr

Die pharmazeutische Fakultät in Hradec Králové gehört zur Karls-Universität Prag. Diese wurde 1348 gegründet und ist somit die älteste mitteleuropäische Universität. In Hradec Králové befindet sich die Medizinische Fakultät, das Universitätskrankenhaus der Karls-Universität und eine Pädagogische Hochschule. Die zweite Pharmazeutische Fakultät befindet sich in Brno (Brünn). Zum Wintersemester fangen jährlich etwa 200 Studenten mit dem Pharmaziestudium an; vorher müssen sie einen Aufnahmetest bestehen, an dem bis zu 1000 Bewerber teilnehmen. Es kann jeweils nur im Herbst mit dem Studium begonnen werden.

Im englischen Studiengang beginnen pro Jahr nur drei bis acht meist ausländische Studenten. Sie kommen im Wesentlichen aus den arabischen Ländern, aus Afrika und aus Griechenland.

Die Vorlesungen und Seminare sind auf Grund der Kursgröße sehr persönlich, der Kontakt zu den Dozenten ist ausgesprochen gut. Ausländische und tschechische Studenten machen ihre Praktika gemeinsam. Deren Anteil am Studium ist kleiner als in Deutschland und auch der Leistungsdruck ist geringer. Man hat genügend Zeit für Versuche, und Protokolle werden in der Regel während der Praktikumszeit geschrieben. Die Ausstattung der Studentenlabore lässt sich mit der in Bonn vergleichen. Während unseres Studienaufenthaltes mussten wir kein einziges Mal eine Schutzbrille tragen; festes Schuhwerk wurde im Labor gegen offene Schlappen ausgetauscht, und Pipetten mit dem Mund anzusaugen war normal.

Nach Ende des Semesters ist Prüfungszeit. In manchen Fächern schreibt man Klausuren, üblicher sind jedoch mündliche Prüfungen. Zur Vorbereitung gibt es eine Themenliste, aus der ein Thema ausgelost wird, zu dem man dann geprüft wird.

Das Studium dauert fünf Jahre. Die Staatsexamensprüfungen werden in Pharmakognosie, Pharmazeutischer Chemie, Analytik, Pharmakologie, Pharmazeutischer Technologie und Sozialer Pharmazie abgelegt. Im fünften Jahr schreiben die Studierenden die Diplomarbeit. Häufig wählen sie dafür schon in den ersten beiden Studienjahren Fachgebiet und Thema aus.

Das Studium ist sehr wissenschaftlich angelegt; Studenten arbeiten bereits zum Teil in den einzelnen Fachbereichen mit. Insgesamt liegt der Schwerpunkt weniger auf der Chemie, dafür gibt es ein größeres Angebot an medizinischen und sozialen Fächern. Im ersten Jahr wird Morphologie und Physiologie angeboten, im zweiten Pathologie und Immunopharmakologie im dritten Jahr. Soziologie und Psychologie gehören ebenso zum Studium wie ein Computerkurs. Sport- und Sprachkurse zu belegen, ist bis zum dritten Studienjahr Pflicht.
Es gibt sowohl Pflicht- als auch Wahlfächer, so dass man sich für das spätere Berufsleben spezialisieren kann. In der vorlesungsfreien Zeit stehen verschiedene Praktika in der öffentlichen Apotheke, der Krankenhausapotheke oder in der Industrie auf dem Programm.

Studieren ist nicht alles. Neben Theater, Philharmonie und Kino gibt es in Hradec einige nette Restaurants und Kneipen. Besonders gefallen hat uns der AC Klub mit seiner Livemusik. Die beiden Flüsse, Elbe und Orlice, laden zum Kanufahren oder Joggen ein. Sportkurse können jederzeit belegt werden. Das Bus- und Bahnnetz ist gut ausgebaut, so dass es sich an den Wochenenden anbot, Ausflüge in die reizvolle Umgebung zu machen oder in die Hauptstadt Prag zu fahren.

Mehr Informationen bei den Autorinnen per E-Mail:

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