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Das Alter ist entscheidender Faktor

09.02.2004  00:00 Uhr
Pharmacon Davos 2004

Das Alter ist entscheidender Faktor

Die Niere ist eins der am stärksten durchbluteten Organe. Dabei ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) abhängig von der renalen Durchblutung. So nimmt zum Beispiel im Schockzustand die GFR ab.

„Allerdings hat die Niere die Fähigkeit, recht große Durchblutungsschwankungen auszugleichen“, erklärte Professor Dr. Peter Meier-Abt vom Universitätsspital in Zürich. Geregelt werde die renale Durchblutung durch den vasokonstriktorischen Kreislauf (Angiotensin II, Katecholamine, Thromboxan A2, Endothelin) und den vasodilatatorischen (Prostaglandine).

Risikofaktoren für unerwünschte Arzneimittelwirkungen an der Niere sind das Alter des Patienten und seine Verfassung (Nierenerkrankung, Leberzirrhose, Herzinsuffizienz, NaCl-Retention, Dehydratation, Sepsis, Schock). Des Weiteren sei die Nephrotoxizität des Arzneimittels, seine Dosis sowie Art und Dauer der Anwendung ausschlaggebend. Auch Arzneimittelinteraktionen müssen berücksichtigt werden (Diuretika, ACE-Hemmer).

Einer der größten Risikofaktoren sei das Lebensalter, da sich im Alter die Körperzusammensetzung ändert, betonte Meier-Abt. So nimmt mit höherem Alter der Fettanteil zu, der Wasseranteil ab. Infolgedessen nimmt das Verteilungsvolumen im Alter für lipophile Arzneistoffe zu, so dass deren Blutspiegel sinken. Dementsprechend steigen die Blutspiegel von hydrophilen Substanzen wie Penicillin an.

Auch die glomeruläre Filtrationsrate und die renale Perfusion nehmen beim älteren Menschen ab. Wichtig sei, dass dies nicht im Serumkreatinin erkennbar ist, da dieses bis ins hohe Alter, etwa 80 Jahre lang, konstant bleibt. Allerdings nehme die Kreatininclearance ab. Dementsprechend muss die Arzneimitteldosis an die eingeschränkte Nierenfunktion angepasst werden. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, muss der Grad der Nierenfunktion, die therapeutische Breite des Arzneistoffs sowie dessen renale beziehungsweise nicht renale Ausscheidung berücksichtigt werden.

Die häufigste NSAID-induzierte Nephrotoxizität ist die akute Niereninsuffizienz. Nicht steroidale Antiphlogistika greifen in den vasodilatatorischen Regelkreislauf ein, indem sie die Cyclooxygenase (COX) und somit die Prostaglandinsynthese hemmen. Infolgedessen nimmt die renale Durchblutung ab. Bei Risikopatienten haben dabei selektive COX-2-Hemmer das gleiche Risikopotenzial wie unspezifische COX-Hemmer. Allerdings gebe es Hinweise darauf, dass COX-2-Hemmer die fetale Nierenentwicklung stören, so dass diese während einer Schwangerschaft nicht eingenommen werden sollten, sagte Meier-Abt.

Aminoglykosid-Antibiotika binden an Megalin und schädigen somit letztlich reversibel die Tubuluszellen. Deswegen gebe man sie präventiv nicht mehr wie bisher zwei- bis dreimal täglich, sondern nur noch einmal. Des Weiteren sollte man auf eine gute Hydratation achten, die Dosis an die Nierenfunktion anpassen und nicht zusätzlich nephrotoxische Arzneimittel geben.

Über die Verminderung des renalen Perfusionsdruckes wirken auch ACE-Hemmer nephrotoxisch. Sie greifen in den vasokonstriktorischen Kreislauf ein, indem sie die Bildung von Angiotensin II aus Renin hemmen. Absolute Kontraindikation sind kaliumsparende Diuretika auf Grund einer drohenden Hyperkalämie.

Eine von Röntgenkontrastmitteln hervorgerufene Nephrotoxizität mache sich in einem Anstieg des Serumkreatinins 48 Stunden nach der Injektion bemerkbar, wobei die renale Durchblutung vermindert ist. Zur Hydratisierung sollte der Patient präventiv eine NaCl-Infusion erhalten, Diuretika seien zwei bis drei Tage vorher abzusetzen, empfahl der Referent. Nicht ionische Kontrastmittel sollten den ionischen vorgezogen werden, da letztere toxischer sind.

Um eine Nierenschädigung durch Amphothericin B zu vermeiden, sollte eine NaCl-Infusion 24 Stunden lang gegeben werden, und nicht wie in der Fachinformation beschrieben nur vier Stunden.

Eine Lithium-induzierte Nephrotoxizität sei im Vergleich zu bereits genannten Beispielen wesentlich schlechter zu verhindern, sagte Meier-Abt. Ein hervorgerufener nephrogener Diabetes insipidus ist zudem häufig noch einhergehend mit einer Proteinurie. Spezifisch sei auch eine Zystenbildung in der Niere. Lithium konkurriert intrazellulär mit Mg2+, was letztlich zu einer verminderten Expression der Aquaporine führt, weswegen weniger Wasser rückresorbiert werden kann.

Aber auch pflanzliche Mittel können eine Nierenschädigung verursachen. So vermutet man heute die Aristolochiasäure in chinesischen Kräutern (Aristolochia funghi) als nierentoxisches Agens.

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