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Volkskrankheit benignes Prostatasyndrom

09.02.2004  00:00 Uhr
Pharmacon Davos 2004

Volkskrankheit benignes Prostatasyndrom

Hinsichtlich der Anzahl der Betroffenen und Kosten ist das benigne Prostatasyndrom (BPS) eine Volkskrankheit, sagte Professor Dr. Dr. Walter Schunack vom Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin.

In der Bundesrepublik leben zurzeit etwa 12 Millionen Männer im Alter über 50 Jahren. Rund 40 Prozent von ihnen ( 4,86 Millionen) leiden Studien zufolge an einer behandlungsbedürftigen LUTS (Lower Urinary Tract Symptoms), 27 Prozent ( 3,23 Millionen) haben eine vergrößerte Prostata und bei etwa 17 Prozent (2,07 Millionen) deutet der maximale Harnstrahl auf eine Blasenauslassobstruktion hin. 70 Prozent der deutschen Männer mit LUTS erhalten keine Behandlung.

Schunack betonte, dass irritative (häufiges Entleeren kleiner Harnmengen, vermehrtes nächtliches Wasserlassen, erschwertes Harnlassen) und obstruktive Komponenten (verzögerter Miktionsbeginn, abgeschwächter Harnstrahl, Restharnbildung, ständiges Harntröpfeln) in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen können. Die alte Vorstellung, wonach vor allem die Zunahme des Drüsenvolumens den Symptomenkomplex charakterisiert, habe sich nicht als zutreffend erwiesen. Auch sei die Relation zwischen dem Grad der Obstruktion und dem Ausmaß der Beschwerden nicht definierbar. Patienten mit kleinem Drüsenvolumen könnten sowohl unter obstruktiven als auch irritativen Symptomen leiden. Umgekehrt könnten Patienten mit großen Drüsenvolumina keine Beeinträchtigung ihrer Blasenentleerung zeigen.

Konservative Therapieansätze seien neben dem kontrollierten Zuwarten und dem Einsatz von Phytopharmaka die Therapie mit 5a-Reduktase-Hemmern (Finasterid, Dutasterid) oder a-Rezeptorenblockern (Alfuzosin, Terazosin, Doxazosin) sowie dem schwach selektiven a1A-Rezeptorenblocker Tamsulosin.

5a-Reduktase-Hemmer sind bei mittelschwerer Symptomatik und einem Drüsenvolumen über 40 ml indiziert. Dieses habe unter anderem die so genannte PLESS-Studie gezeigt, die eine Langzeitwirkung für Finasterid bei Prostatavergrößerung und eine Verminderung der Progredienz des Leidens belegte. a-Rezeptorenblocker, die auf eine Relaxation der glatten Muskelzellen im Stroma der Prostata als wesentlichem Teil des hyperplastischen Gewebes abzielen und keinen Einfluss auf das Prostatavolumen haben, können zur Therapie des BPS bei Patienten mit kleinem Drüsenvolumen (< 40 ml) empfohlen werden.

„Am effektivsten ist die Kombination von 5a-Reduktasehemmern und a-Rezeptorenblockern.“ Dies belegte die randomisierte placebokontrollierte Doppelblindstudie MTOPS. Insgesamt erhielten 3047 Männer über 50 über fünfeinhalb Jahre entweder täglich 4 oder 8 mg Doxazosin (n= 756), 5 mg Finasterid (n= 768) oder Finasterid plus Doxazosin (n= 786) beziehungsweise Placebo (n = 737). Dabei zeigte sich die Kombination von Finasterid mit Doxazosin hinsichtlich der Verhinderung der Progression der BPS der jeweiligen Monotherapie überlegen. Finasterid sei dabei die entscheidende Komponente in der Kombinationstherapie. Dieses sei besonders bei der Verhinderung des akuten Harnverhaltes und der Vermeidung des Risikos BPS-bedingter invasiver Eingriffe belegt worden.

Schunack sprach von einer effektiven Behandlungsform und einer echten kausalen Therapie. Die Lebensuhr der Prostata könne bei Nutzung der derzeitigen Therapieoptionen um circa 20 Jahre zurückgedreht werden.

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