Inclisiran halbiert LDL-Cholesterol-Werte |
Brigitte M. Gensthaler |
04.03.2021 06:58 Uhr |
Das neue Medikament ist sehr gut verträglich. Die einzigen mit Inclisiran assoziierten Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Injektionsstelle (8,2 Prozent), die meist leicht bis mäßig ausgeprägt waren. Es gab keine klinisch relevanten Störungen der Leber- und Nierenfunktion und keine muskulären Nebenwirkungen (wie bei Statinen möglich).
Da Inclisiran nicht mit gängigen Wirkstofftransportern oder CYP-Enzymen interagiert, entstehen keine klinisch relevanten Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen. Ebenso sind keine relevanten Wechselwirkungen mit Statinen wie Atorvastatin oder Rosuvastatin zu erwarten.
Bisher gibt es keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Inclisiran bei Schwangeren. Daher sollte der Lipidsenker in der Schwangerschaft vermieden werden. Auch in der Stillzeit ist Vorsicht angebracht, denn laut Tierstudien geht der Wirkstoff in die Muttermilch über.
Inclisiran ist in diesem Jahr bereits das zweite RNAi-Therapeutikum. Das Ziel von Inclisiran ist die m-RNA des Enzyms PCSK9. Der Wirkmechanismus ist damit auch ein ganz anderer als jener der bereits etablierten PCSK9-Antikörper.
Nicht nur das Wirkprinzip rechtfertigt die Einstufung von Inclisiran als Sprunginnovation. Auch die Studienergebnisse sind sehr überzeugend. In einer gepoolten Analyse der Phase-III-Studien wurde mit Inclisiran bereits an Tag 90 eine LDL-Cholesterol-Senkung um gut die Hälfte erreicht und während der Langzeittherapie aufrechterhalten. Positiv sind auch die gute Verträglichkeits- und Sicherheitsprofil des Arzneistoffs. Ebenso vorteilhaft ist die nur halbjährliche Applikation in der Erhaltungstherapie.
Vor allem für kardiovaskuläre Risikopatienten, die mit anderen Medikamenten ihren LDL-Zielwert nicht erreichen, ist Inclisiran als wertvolle neue Therapieoption interessant. Was fehlt noch? Die Ergebnisse aus einer kardiovaskulären Outcome-Studie. ORION-4 läuft derzeit noch und Ergebnisse werden im Jahr 2024 erwartet.
Sven Siebenand, Chefredakteur