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Neurologische Patienten

Immuntherapie nicht aus Angst vor Coronavirus absetzen

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnt Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie MS: Sie sollten ihre immunsupprimierende oder -modulierende Therapie nicht eigenmächtig absetzen. Bislang gebe es keine Hinweise, dass die Therapie das Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion erhöht.
Daniela Hüttemann
27.03.2020  15:52 Uhr

Grundsätzlich macht eine immunsupprimierende oder -modulierende Therapie per se infektanfälliger. »Aber einen konkreten Hinweis dafür, dass die Immuntherapie das Risiko erhöht, sich mit SARS-CoV-2 (Coronavirus) anzustecken oder an COVID-19 zu erkranken, gibt es derzeit nicht«, betont die DGN heute in einer Pressemitteilung und warnt die Patienten, ihre Medikamente unbedacht ohne Rücksprache mit dem Arzt abzusetzen. Ein Behandlungsabbruch könne zu einer deutlichen Verschlechterung der Autoimmunerkrankung führen und das stünde in aller Regel nicht in Relation zu dem Risiko, an Covid-19 zu erkranken. 

»Das Absetzen der Medikamente wird in der Regel mehr schaden als nutzen, erst recht, wenn sie ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgt«, warnt Professor Dr. Harald Prüß, Sprecher der Kommission Neuroimmunologie der DGN, die aktuell eine Stellungnahme zu der Thematik veröffentlicht hat. Der Appell richtet sich an alle Patienten mit neurologischen Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, Myasthenie, Vaskulitis, Sarkoidose oder Autoimmun-Enzephalitis.

Die Einschätzung gelte sogar für immunmodulierende Substanzen, beispielsweise Fingolimod oder Siponimod, die allgemein die Anfälligkeit für Lungenerkrankungen erhöhe, schreibt die DGN. »Vereint der Patient gleich mehrere Corona-Risikofaktoren in sich, ist er beispielsweise sehr alt oder leidet unter anderen Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder einer Herzkrankheit, kann eine eventuelle Umstellung auf kürzer wirksame und besser steuerbare immunmodulierende Substanzen erwogen werden, aber bei den meisten Patienten ist das medizinisch nicht erforderlich«, so Prüß.

Bei vielen der fraglichen Medikamente sei eine kurzfristige Umstellung noch dazu kaum möglich, denn einige Präparate werden in längeren Abständen verabreicht, zum Beispiel der monoklonale Antikörper Natalizumab alle vier Wochen. Die Deutsche Multiple-Sklerose-Gesellschaft hatte bereits letzte Woche Empfehlungen für MS-Patienten und Therapeuten rund um Covid-19 gegeben und war auf die einzelnen MS-Therapeutika eingegangen.

Soziale Kontakte meiden und Mundschutz tragen

Vorsicht vor einer Ansteckung sei aber geboten. »Für Patienten, die eine Immuntherapie erhalten, ist es noch wichtiger als für alle anderen, die allgemeinen Verhaltensregeln und Hygieneempfehlungen des RKI zu befolgen«, betont Prüß, also die sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren.

DGN-Pressesprecher Professor Dr. Hans-Christoph Diener, betont zudem, dass es derzeit auch keinerlei Nachweis dafür gebe, dass die Immuntherapie das Risiko erhöht, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken oder an Covid-19 zu erkranken. »Natürlich machen wir jetzt erst unsere Erfahrungen mit dem neuartigen Virus, aber hätten immuntherapeutisch behandelte Patienten mit neurologischen Autoimmunerkrankungen ein überproportional erhöhtes COVID-19-Erkrankungsrisiko, hätten wir sicherlich erste Sicherheitssignale aus Wuhan oder Italien erhalten«, beruhigt der Neurologe.

»Die größte Gefahr der Immuntherapie im Hinblick auf eine mögliche Ansteckung mit dem Coronavirus ist wahrscheinlich, dass viele Präparate als intravenöse Infusion in der neurologischen Praxis oder Klinik verabreicht werden, die in diesen Zeiten natürlich alles andere als menschenleer sind«, ergänzt DGN-Generalsekretär Professor Dr. Peter Berlit. »Wir empfehlen daher den Patienten, in der neurologischen Praxis/Klinik und auf dem Weg dahin einen Mundschutz zu tragen, nach Möglichkeit nichts anzufassen beziehungsweise sich in regelmäßigen Abständen die Hände zu desinfizieren.« Beratungsgespräche sollten telefonisch oder per Videosprechstunde durchgeführt werden.

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