Immer mehr Biohacker unterwegs |
Jennifer Evans |
02.10.2023 07:00 Uhr |
Oft ernähren sich Biohackerinnen und Biohacker ketogen, sprich sie nehmen viel fettige und eiweißhaltige Lebensmittel zu sich, dafür wenig kohlenhydrathaltige Speisen. Außerdem pflegen sie einen aktiven Lebensstil mit Cardio-Training und stärken ihren Geist mit Achtsamkeitsübungen.
Implantate sind in der Szene ebenfalls keine Seltenheit mehr. Sogenannte RFID-Geräte (radio frequency identification), wie sie bereits die Nachtclubs in Barcelona und Rotterdam als neue Form der Einlasskontrolle entdeckt haben, können auch als Autoschlüssel oder Kreditkarte zum Einsatz kommen. RFID-Geräte besitzen keine eigene Batterie, sondern bestehen aus einer verkapselten Antenne und einem Mikrochip und sind damit praktisch wartungsfrei. Über die Antenne wird das Implantat mit Strom gespeist, um Signale zu übermitteln.
Im Zusammenhang mit Biohacking dienen sie vor allem als Speicher für medizinische Daten und können etwa Informationen über die Medikation des Nutzers speichern. Der Vorteil: Es geht nichts mehr verloren und die Datenträger werden nicht so leicht gestohlen. Dann gibt es da laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) auch noch das Implantieren von subdermalen Magneten, um kontrolliert Mechanorezeptoren zu stimulieren, also Sinneszellen, die diese Stimuli in Nervenerregung verwandeln. So lassen sich durch Berührung Form und Textur von Objekten erleben und durch entsprechend eingepflanzte Chips die Sinneserfahrung noch erweitern.
Generell orientieren sich Biohacker zwar an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Methode an sich liegen allerdings keine eindeutigen Nachweise für positive Effekte zugrunde, wenn es etwa darum geht, die Jugend zu erhalten oder Erkrankungen effektiv vorzubeugen. Außerdem ist das Konzept auch umstritten.
Kritiker sehen darin zum einen Frustpotenzial, wenn jemand seine Ideale nicht erreicht, sowie die Gefahr, dass die Sucht zur Selbstoptimierung womöglich in einen krankhaften Perfektionismus umschlägt. Zum anderen machen meist nur gesunde Menschen vom Biohacking Gebrauch. Welche Effekte der Trend bei vorerkrankten Personen hat, ist weitgehend unklar.
Die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit wirtschaftlich auszuschlachten, stößt ebenfalls nicht überall auf Zuspruch. Darüber hinaus bleiben ethische Fragen offen. Was bedeutet es eigentlich für die Privatsphäre, sollte künftig zum Beispiel ein gesellschaftlicher oder politischer Druck entstehen, implantierte Chips zu tragen? Einig sind sich die meisten Experten jedoch, dass Biohacking zumindest eine gesündere Lebensweise und ein besseres Körperbewusstsein fördern kann.