Im kreativen Rausch |
Die Musik- und Textanalyse quer durch alle Genres zeigt, dass viele Künstler in den Songs ihre persönlichen Erfahrungen mit der missbräuchlichen Anwendung von potenten Arzneistoffen und weiteren Rauschmitteln verarbeiten. Dabei werden neben der kreativitätsfördernden Wirkung auch die Schattenseiten nicht ausgespart. Die Liste der drogen- und alkoholabhängigen Musiker ist lang, Künstler und Künstlerinnen wie Kurt Cobain, Elvis Presley, Whitney Houston und Amy Winehouse verloren unter tragischen Umständen ihr Leben an die Sucht. Letztere hatte sogar in ihrem Song »Rehab« thematisiert, dass sie Hilfsangebote ablehnt.
Bob Marley, einer der einflussreichsten Reggea-Musiker aller Zeiten, starb viel zu früh mit 36 Jahren – jedoch an Krebs. Obwohl auch er einem Joint nicht abgeneigt war, war er kein klassischer Kiffer. Er rauchte Marihuana beziehungsweise Gras vor allem, um zu meditieren, und wurde zu einer Ikone des Cannabiskonsums.
Bei Drogen- und alkoholbezogener Musik sind Songs, die den Konsum zelebrieren oder positiv kommentieren, deutlich in der Mehrheit, zum Beispiel »Red Red Wine« von Neil Diamond oder »Because I got High« von Afroman. Das vermeintlich gute »High«-Gefühl wird dabei viel häufiger besungen als die Kehrseite einer Suchterkrankung oder die Sehnsucht nach Abstinenz. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung, basierend auf einer Liste des Billboard Magazins des Jahres 2005, waren es nur vier von 279 Titeln.
Auch im deutschsprachigen Raum finden sich zahlreiche Beispiele. Juliane Werding beschrieb 1973 in ihrem Lied »Am Tag, als Conny Kramer starb« eindringlich die tragische Abwärtsspirale eines Drogenmissbrauchs. Herbert Grönemeyer machte in seinem Hit »Alkohol« (1984) auf ein Problem aufmerksam, das sich durch alle gesellschaftlichen Gruppen zieht.