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Wahlradar Gesundheit

Ideen für die Zukunft der Apotheken

Im Vorfeld der Bundestagswahl hat die Apothekerschaft Direktkandidatinnen und -kandidaten aller 299 Wahlkreise in Deutschland zu Apotheken-Themen befragt. Um die Zukunft der Offizinen zu sichern, haben die künftigen Abgeordneten viele Ideen: Etwa die Zusammenarbeit mit Familienzentren, Werbung für den Beruf in Schulen, einen Sonderfonds für Apotheken in strukturschwachen Gebieten oder eine variable Vergütung, die kleine Apotheken unterstützen soll.
AutorKontaktCharlotte Kurz
Datum 21.09.2021  11:02 Uhr

Bei der Bundestagswahl am Sonntag wird es spannend: Wie es für die Apotheken vor Ort künftig weitergeht, ist unter anderem von diesem Wahlergebnis abhängig. Die Kandidatinnen und Kandidaten für den 20. Deutschen Bundestag haben dabei unterschiedliche Vorstellungen davon, wie die Pharmazeuten in ihrer Arbeit gestärkt werden können und wie die Arzneimittelversorgung weiter sichergestellt werden kann.

Unter der Initiative »Wahlradar Gesundheit«, ins Leben gerufen und verantwortet von der ABDA, befragen Apothekerinnen und Apotheker in allen 299 Wahlkreisen ihre Direktkandidatinnen und -kandidaten der Parteien CDU/CSU, SPD, Bündnis90/Die Grünen, FDP und Die Linke zu Apotheken-Themen. Nicht alle haben geantwortet, aber dennoch sind in den letzten Wochen einige Antworten eingegangen, die ein Bild darüber geben, was die Politikerinnen und Politiker in diesem Bereich vorhaben.

So haben auch einige aus der Bundespolitik bekannte Politikerinnen und Politiker die Fragen der Pharmazeuten beantwortet, etwa die CDU-Politikerin und derzeitige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner aus dem Wahlkreis Kreuznach (Rheinland-Pfalz). Sie will sich auf europäischer Ebene beispielsweise dafür einsetzen, »dass gesundheitspolitische Entscheidungen, die unsere Grundversorgung vor Ort betreffen, auch weiter auf nationaler Ebene getroffen werden«. Dies sei wichtig, »weil Apotheken vor Ort eine so zentrale Rolle im Alltag der Menschen spielen«.

Um Apotheken künftig stärker an die Bevölkerung zu binden, kann sich die Parteivorsitzende der Linken, Susanne Hennig-Wellsow (Wahlkreis Erfurt in Thüringen), vorstellen, dass Apothekenteams verstärkt in Kooperationen beispielsweise mit Nachbarschaftszentren oder Familienzentren arbeiten könnten. Der CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak aus dem Wahlkreis Märkischer Kreis in Nordrhein-Westfalen wünscht sich zudem Informationsveranstaltungen von den Apotheken, etwa zur Vorbeugung bestimmter Krankheiten. Und der Bundestagspräsident und davor langjährige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat zwar keine konkreten Vorschläge, sieht der Zukunft aber optimistisch entgegen: »Für mich hat die Vor-Ort-Apotheke Zukunft, denn sie ist ein unverzichtbarer Teil der öffentlichen Grundversorgung.« Schäuble tritt als Direktkandidat für den Wahlkreis Offenburg an.

Die große Mehrheit der Kandidatinnen und Kandidaten zeigt sich insgesamt dankbar gegenüber den Apotheken, insbesondere aufgrund der Aufgaben, die die Offizinen in der Pandemie übernommen haben. Konkret wünschen sich einige Politikerinnen und Politiker verstärkt pharmazeutische Dienstleistungen in den Apotheken. Die Einführung dieser Dienstleistungen ist mit dem Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz zwar bereits beschlossene Sache, allerdings ist noch nicht klar, welche Aufgaben die Apotheken übernehmen werden. Entsprechenden Verhandlungen zwischen den Kassen und der Apothekerschaft sind erst vor kurzem gescheitert.

Interessant ist dabei, dass knapp die Hälfte der Bevölkerung findet, dass die Apotheken keine zusätzlichen Leistungen innerhalb des Gesundheitswesens übernehmen sollte: Bei einer Umfrage im Auftrag des Wahlradars Gesundheit gaben 39 Prozent der Befragten an, dass sie mit dem derzeitigen Angebotsumfang voll und ganz zufrieden sind. Allerdings fordern 25 Prozent, dass Apotheken auch impfen dürfen. 18 Prozent der Befragten wünschen sich eine stärkere Zusammenarbeit mit den Ärzten. Und ebenfalls 18 Prozent fordern zudem ein Medikationsmanagement. Die repräsentative Befragung führte das Meinungsforschungsinstitut Yougov unter mehr als 2000 Menschen ab 18 Jahren Ende Juni 2021 durch.

Tetanus-Impfungen in der Apotheke?

Das Thema Impfen in der Apotheke ist nicht nur bei Apothekenkunden sondern auch bei den Politikerinnen und Politikern beliebt. Dieses Jahr gibt es im Vergleich zu vergangenem Jahr deutlich mehr Modellprojekte zur Grippeimpfung. Einige Politikerinnen und Politiker fordern aber die Impfungen in Apotheken auszuweiten, so beispielsweise die SPD-Kandidatinnen Sylvia Lehmann aus Brandenburg und Gülistan Yüksel aus Nordrhein-Westfalen sowie ihr Parteikollege, Cordelius Ilgmann aus Thüringen: »Wir können uns vorstellen, dass Impfungen mit regionalen Schwerpunkten - wie die FSME-Impfung - in Apotheken angeboten werden könnten.« Auch Sabine Dittmar, die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag und Kandidatin für das Direktmandat im bayerischen Bad Kissingen unterstützt dieses Anliegen. Der Grünen-Politiker Ingo Stuckmann aus Nordrhein-Westfalen könnte sich ebenfalls weitere Impfungen in der Apotheke vorstellen, beispielsweise Corona-Impfungen aber auch Tetanus-Auffrischimpfungen. Petra Sitte von den Linken, die im Wahlkreis Halle antritt, fordert zudem, die Grippeimpfungen in Apotheken zur GKV-Regelleistung zu machen.

Vor allem die CDU hält sich hierbei aber oftmals bedeckt. So erklärt beispielsweise der Hamburger CDU-Politiker Christoph Ploß: »Die CDU möchte die hierzu angelaufenen Modellprojekte auswerten und dann – gemeinsam mit den Apothekern – entscheiden, ob und wenn ja, in welchem Rahmen und für welche Impfungen das Impfen in Apotheken weiter ermöglicht werden soll.«

Sonderfonds für strukturschwache Regionen?

Gerade im Hinblick auf die flächendeckende Arzneimittelversorgung wünschen sich einige Direktkandidatinnen und –kandidaten einen Ausbau des Botendienstes, so auch Konstantin von Notz von den Grünen, der im Wahlkreis Herzogtum Lauenburg – Stormarn Süd in Schleswig-Holstein antritt: »Ich würde mir wünschen, dass da, wo noch nicht geschehen die Botendienste noch weiter ausgebaut werden, damit Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, zuverlässig und schnell mit Medikamenten versorgt werden können.«

Für eine bessere Versorgung in strukturell schwachen Gegenden schlägt Paula Piechotta von den Grünen in Leipzig zudem vor, dass der »Nacht- und Notdienstfonds um einen Fonds zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung in unterversorgten Regionen« ergänzt werden soll. Auch ihre Parteikollegin Schahina Gambir aus dem Wahlkreis Minden-Lübbecke (NRW), schlägt dies vor.

Die SPD-Kandidatin Ariane Fäscher aus dem Wahlkreis Oberhavel – Havelland II in Brandenburg schätzt in dieser Frage Online-Apotheken aber nicht nur als schlechte Konkurrenz der Apotheken ein: »Online-Apotheken bieten aus meiner Sicht dem Verbraucher den Vorteil, das Haus gar nicht verlassen zu müssen und i.d.R. einen günstigeren Preis. Insofern müsste meines Erachtens der Weg zunächst über eine Veränderung des unternehmerischen Angebotes gehen: Online-Shop, Kundenbindungsmaßnahmen, innovatives Marketing.« Deshalb sollten Apotheken den Botendienst sichtbarer machen: »Die Botendienste könnte man in einer gemeinsamen Kampagne bewerben, ebenso Online-Bestellungen, telefonische Bestellmöglichkeit oder auch das gute Beratungsangebot im Vergleich zum Online-Handel«, so Fäscher.

Idee: Kleine Apotheken bekommen mehr Vergütung

Bei der Frage nach der Konzentration vieler Apotheken in einer Hand wolle sich die Linke klar gegen die Einführung großer Apothekenketten und gegen Apotheken in der Hand von Kapitalgesellschaften einsetzen, erklärt beispielsweise Katja Kipping, die bis vor Kurzem noch Vorsitzende der Partei Die Linken war. Sie kandidiert in Dresden als Direktkandidatin erneut für den Bundestag. Zudem fordert die Linke durchweg eine Abschaffung der Rabattverträge und der Import-Förderklausel.

Um weiter zu verhindern, dass sich nur »ganz große Apotheken und Versandapotheken auf dem Markt durchsetzen«, hat Linda Heitmann von den Grünen, die in Hamburg antritt, zudem eine Idee. Sie schlägt vor, dass größere Apotheken pro Packung eine niedrigere Vergütung erhalten sollten als kleine Apotheken. Allerdings sei dies innerhalb der Partei noch nicht ausdiskutiert und dafür gebe es derzeit keine offizielle Beschlusslage. Aber auch ihre Parteikollegin Uta Brehm aus dem Wahlkreis Wiesbaden in Hessen, will sich dafür einsetzen, »dass die Höhe der packungsabhängigen Vergütung an den Umsatz der abgebenden Apotheke gekoppelt wird.«

Filiz Polat, Abgeordnete des Deutschen Bundestags und Direktkandidatin im Wahlkreis Osnabrück-Land (Niedersachsen) der Grünen möchte über die Aufhebung des Mehrbesitzverbotes nachdenken: »Uns ist aber bekannt, dass auch seitens der Apotheker der Ruf nach zumindest einer Lockerung des Mehrbesitzverbotes existiert. Insofern können wir uns vorstellen, dass insbesondere für ländliche Räume die bisherige Beschränkung je nach Bedarf auf drei Apotheken gelockert wird. Dadurch können dann flexiblere Versorgungslösungen ermöglicht werden für Gebiete, die sonst eventuell unterversorgt wären.« Auch bei einer Diskussionsrunde vergangene Woche sprachen sich einige Politikerinnen und Politiker für eine pragmatische Handhabung des Mehrbesitzverbots aus. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zeigte sich über diese Debatte allerdings entsetzt.

Apotheken sollen in Schulen um Nachwuchs werben

Auch mit der Frage, wie genügend pharmazeutischer Nachwuchs gewonnen werden kann, um die Zukunft der Apotheken sicherzustellen, beschäftigen sich viele potenzielle Abgeordnete. Parteiübergreifend fordern einige eine kostenfreie, bundesweite Ausbildung beispielsweise für angehende PTA und damit die Abschaffung des Schuldgelds. Dies schreibt beispielsweise Torsten Herbst aus Dresden, der für die FDP antritt, aber auch Kirsten Kappert-Gonther aus Bremen, die derzeitige Sprecherin für Drogenpolitik bei den Grünen im Bundestag. Sie fordert zudem den Studiengang der Pharmazie weiterzuentwickeln: »Notwendig ist außerdem, die pharmazeutische Betreuung und Therapiebewertung ausführlicher zu behandeln, Kenntnisse in psychologischen Grundlagen sowie in Ethik zu vermitteln. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Bedeutung biotechnologisch hergestellter Arzneimittel und der zunehmenden Resistenzentwicklung bei Antibiotika unterstützen wir eine stärkere Behandlung auch dieser Themengebiete.«

Tanja Meyer von den Grünen, die das Direktmandat im Wahlkreis Cloppenburg in Niedersachsen gewinnen will, fordert nicht nur eine kostenlose PTA-Ausbildung. Diese könne auch an eine kostenfreie Unterbringung in Wohnheimen gekoppelt werden. »Auch die Förderung von Teilzeitausbildungen und Quereinstiegen finde ich essentiell, um den Lebensbedingungen vieler Menschen gerecht zu werden«, erklärte Meyer weiter.

Eine weitere Idee ist, mit gezielten Veranstaltungen in Schulen für Berufe in der Apotheke zu werben, findet Claudia Bei der Wieden von den Grünen im Wahlkreis Salzgitter in Niedersachsen. Viele Schülerinnen und Schüler würden das breite und interessante Aufgabenspektrum von stationären Apotheken gar nicht kennen. »Auch ihre Bedeutung für die Gesundheitserhaltung der Bevölkerung ist ihnen oft nicht bewusst. Daher plädiere ich für die Durchführung von ‚Gesundheitswochen‘ in den Schulen. Die Apotheken vor Ort könnten sich hier engagieren und z. B. noch mehr Praktika anbieten.«

Die SPD-Kandidatin Gundula Schubert aus Zwickau (Sachsen) setzt hier auf einen anderen Vorschlag: »Wir sind auf Zuwanderung qualifizierter und/oder sehr junger Menschen aus anderen Ländern angewiesen. Ich mache mich dafür stark, dass bei ihrer Integration besonders in den Spracherwerb investiert wird.« Auch Armin Grau, Kandidat der Grünen für das Direktmandat im Wahlkreis Ludwigshafen/Frankenthal in Rheinland-Pfalz, erklärte: »Geprüft werden muss auch, ob nicht auch die Zuwanderung von Fachkräften Abhilfe schaffen kann.«

Wer es nach der Wahl in den Bundestag geschafft hat, wird der Bundestag am 27. September auf seiner Website mit Kurzbiografien und Fotos der Abgeordneten präsentieren.

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