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Auflösung einer Entzündung

Hypothese zu Resolvinen wackelt

Seit fast 30 Jahren wird unter Experten ein Konzept propagiert, demzufolge Entzündungen unter Beteiligung spezialisierter Lipide aktiv aufgelöst werden. Dabei sollen mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren eine entscheidende Rolle spielen. Diese Annahme wird nun von einem internationalen Forscherteam infrage gestellt.
Theo Dingermann
13.04.2022  15:00 Uhr

Sind SPM ein Laborartefakt?

Tatsächlich zeigte eine Doktorarbeit am Graduiertenkolleg AVE der Goethe-Universität, dass entzündungsauflösende Makrophagen die beiden Enzyme 5-Lipoxygenase und 15-Lipoxygenase bilden, die für die Herstellung von SPM notwendig sind. Allerdings konnten erst unter nicht physiologischen Bedingungen winzige Mengen der SPM nachgewiesen werden. Dieser Nachweis gelang erst nach Zugabe von Stimulatoren, die die Durchlässigkeit der Membran der Makrophagen für Calcium erhöhten. Selbst wenn man, wie eine weitere Dissertation zeigte, Kulturen von neutrophilen Leukozyten bereits vorbehandelte Substrate der beiden Lipoxygenasen zufügte, wurden diese Substrate in den Kulturzellen kaum umgesetzt.

Ferner konnte keine Wirkung von Lipoxin A über den entsprechenden G-Protein-gekoppelten Rezeptor festgestellt werden. Über diese Rezeptoren übermitteln Lipidmediatoren ihre Signale. Im Blutplasma von gesunden Probanden ließen sich SPM selbst mittels sensitivster und selektivster Verfahren zudem bestenfalls im einstelligen Pikogrammbereich finden. Derartige Konzentration bewegen sich im Bereich des »Rauschens« von Analysedaten, in dem relevante Signale kaum noch zuverlässig nachweisbar sind.

Wegen dieser Schwierigkeiten  verwenden mehrere Gruppen, die SPM studieren, eine spezielle Definition für die untere Bestimmungsgrenze (Lower Limit Of Quantification; LLOQ) des Analyten, bei der das Verhältnis zwischen Signal und Rauschen irrelevant ist. Dies könnte der Grund dafür sein, dass falsche Schlüsse aus den Analysen gezogen wurden und dass sich über einen so langen Zeitraum eine vermeintlich falsche Hypothese gehalten hat, deuten die Autoren der Studie an.

Altes Postulat steht infrage

Ausgehend von diesen Befunden durchforstete das Team um Steinhilber alle bisher erschienenen Publikationen zum Thema SPM. Das Resultat war ernüchternd und spricht deutlich gegen die Validität des SPM-Konzepts: Menschliche Leukozyten, zu denen auch Makrophagen gehören, können bestenfalls geringe Mengen an SPM synthetisieren. Zudem steht die SPM-Synthese weder im Zusammenhang mit dem Abklingen einer Entzündungsreaktion noch mit einer gezielten Zufuhr mehrfach ungesättigter Omega-3-Fettsäuren. SPM-Rezeptoren sind bisher nicht valide nachgewiesen worden.

»Insidern war schon lange klar, dass das SPM-Konzept fragwürdig ist«, erläuterte Steinhilber in einer Pressemitteilung der Universität. »Bisher hat sich jedoch niemand die Mühe gemacht, alle Zweifel zusammenzutragen.« Es müsse einen anderen Mechanismus der aktiven Entzündungsauflösung geben. »Denn der Wechsel von entzündungsfördernden M1-Makrophagen zu entzündungsauflösenden M2-Makrophagen geht eindeutig mit einer Veränderung des Lipid- und Zytokinprofils einher.«

»Die Suche nach den molekularen Signalen, mit denen unser Körper überschießende oder chronische Entzündungen aktiv verhindert, bleibt spannend«, sagte Professor Dr. Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität und Sprecher des Graduiertenkollegs AVE. »Sie motiviert unsere weitere Forschung.«

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