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Klinische Studien

Hydroxychloroquin bringt keinen Vorteil bei Covid-19

Gleich zwei große Studien liefern neue Daten zur Behandlung von schwer kranken Covid-19-Patienten mit dem Rheuma- und Malariamittel Hydroxychloroquin. Das Ergebnis ist ernüchternd, hinzu kommen Sicherheitsbedenken.
Daniela Hüttemann
13.05.2020  09:00 Uhr

Die jüngste Studie stammt aus dem besonders hart von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Bundesstaat New York und wurde am 11. Mai im Fachjournal »JAMA Cardiology« vorgestellt (DOI: 10.1001/jama.2020.8630). In der retrospektiven Kohortenstudie mit 1438 hospitalisierten Covid-19-Patienten wurde ausgewertet, ob sich zusätzlich zu einer Standardtherapie die Behandlung mit Hydroxychloroquin oder Azithromycin oder beiden Arzneistoffen zugleich auf die Sterblichkeit ausgewirkt hat.

Die Antwort lautet nein. Die Gesamtsterblichkeit lag bei 20,3 Prozent. Unter der Kombinationstherapie starben 25,7 Prozent (189 von 735), unter Hydroxychloroquin 19,9 Prozent (54 von 271), unter Azithromycin 10,0 Prozent (21 von 211) und unter der alleinigen Standardbehandlung 12,7 Prozent (28 von 221). In der Berechnung der Hazard Ratios gegenüber der Standardtherapie fanden sich keine statistisch signifikanten Unterschiede, berichten die Autoren um den Epidemiologen Dr. Eli S. Rosenberg von der University at Albany School of Public Health. Allerdings beobachteten auch sie wie schon andere Gruppen vor ihnen, dass das Risiko für einen Herzstillstand unter der Kombination Hydroxychloroquin und Azithromycin signifikant erhöht war (adjustierte Odds Ratio 2,13), nicht aber unter der Monotherapie. Beide Wirkstoffe verlängern die QT-Zeit am Herzen.

Am 7. Mai erschien im »New England Journal of Medicine« zudem eine Auswertung von Daten von 1376 Covid-19-Patienten, die im medizinischen Fachbereich der Columbia University in New York City behandelt wurden (DOI: 10.1056/NEJMoa2012410). Auch das Autorenteam um den Pneumologen Dr. Neil W. Schluger fand keinen Unterschied in den Behandlungsergebnissen mit oder ohne Hydroxychloroquin bezüglich der Notwendigkeit einer Intubation oder der Sterberate. Es schränkt jedoch ein, dass die Patienten, die Hydroxychloroquin erhielten, im Schnitt schwerer an Covid-19 erkrankt waren als die Vergleichsgruppe. Insgesamt starben 232 Patienten.

Schließlich untersuchte noch ein Team in Boston, Massachusetts, um den Pharmazeuten Dr. Nicholas J. Mercuro vom Beth Israel Deaconess Medical Center und die Ärztin Dr. Christina F. Yen von der Harvard Medical School das Risiko für eine QT-Zeitverlängerung bei Covid-19-Patienten, die Hydroxychloroquin mit oder ohne Azithromycin erhielten. An der Kohortenstudie nahmen 90 Patienten mit Covid-19-bedingter Lungenentzündug teil, die alle Hydroxychloroquin erhielten. 53 bekamen zusätzlich das Antibiotikum. Bei den Patienten wurde im Laufe der Therapie mehrfach die QT-Zeit genau bestimmt. Dabei verlängerte sich dieses Intervall am Herzen schon unter alleiniger Hydroxychloroquin-Einnahme, in Kombination mit Azithromycin war der Unterschied noch deutlicher. Die Forscher warnten daher am 1. Mai ebenfalls in »JAMA Cardiology«, die behandelnden Ärzte sollten eine Kombination dieser Medikamente nur unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung geben und die Patienten gegebenenfalls engmaschig kontrollieren (DOI: 10.1001/jamacardio.2020.1834).

Die neuen Ergebnisse bestätigen die im April ausgesprochenen offiziellen Warnungen der Arzneimittelbehörden. Am 23. April hatte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) nochmals vor schwerwiegenden Nebenwirkungen unter Chloroquin und Hydroxychloroquin gewarnt, insbesondere in Kombination mit Azithromycin. Neben Herz-Rhythmus-Störungen können auch Schäden an Leber, Nieren und Nerven auftreten. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte am 29. April noch einmal auf die potenziellen Nebenwirkungen bei der Behandlung von Covid-19 hingewiesen.

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