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Beim Experten nachgefragt

Husten ja, aber wie?

Der Beratungsbedarf zu Husten ist seit der Coronapandemie gestiegen. Pneumologe Dr. Justus de Zeeuw erklärt, warum in der Offizin nicht mehr »produktiv oder trocken?« die Frage ist, sondern dass man mit »Ist ihr Husten be- oder entlastend?« weiterkommt.
AutorKontaktElke Wolf
Datum 17.11.2023  07:00 Uhr

Bei einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage unter 1000 Personen im Auftrag von Sanofi stimmten 81 Prozent zu, dass Husten in der Öffentlichkeit seit der Coronapandemie stärker wahrgenommen wird. 72 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Husten als Symptom einer Atemwegserkrankung ernster nehmen und ihn eher als abklärungsbedürftig ansehen. 55 Prozent meinten auch, dass sie versuchen, Hustenreflexe in der Öffentlichkeit zu unterdrücken – vermutlich aus Angst vor kritischen Blicken der Mitbürger.

Das hält der niedergelassene Pneumologe Dr. Justus de Zeeuw aus Köln für keine gute Strategie: »Die Lungen beziehungsweise die Atemwege haben keine Schmerzrezeptoren. Der Schmerzreiz der Lunge ist sozusagen der Hustenreiz«, sagte er im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung. »Husten ist also der Mechanismus, mit dem die Atemwege Probleme lösen. Gelingt dies nicht, schafft man sich nur größere Probleme.« Werde der angesammelte Schleim etwa infolge eines grippalen Atemwegsinfekts nicht abgehustet, könne dieser die Dauer der Erkrankung verlängern.

Auf die Bremse treten

Um die Selbstreinigung der Atemwege nicht zu unterbinden, empfehle es sich, sanft »mit Bremse« zu husten. Mediziner de Zeeuw nennt dazu zwei Techniken aus der Atemphysiotherapie, um die Schleimhäute zu schonen. »Die eine ist die, die wir in der Pandemie verinnerlicht haben, nämlich in die Ellenbeuge zu husten. Das ist aufgrund infektiologischer Gründe sinnvoll, um das Abgehustete nicht in die Umluft abzugeben. Ich bevorzuge aber den effektiveren Fingertunnel.« Dabei wird eine Faust geformt, und zwar so locker, dass sich hindurchschauen lässt. »Beim Hineinhusten blähen sich wie in der Ellenbeuge-Version die Wangen und man schickt dadurch die Luft abgebremst hindurch. Das hält die Atemwege offen.«

Finger beziehungsweise Ellenbeuge erzeugen bei dieser Art des Hustens einen Widerstand und machen so die Luft langsamer. Langsamer strömende Luft sorgt für einen höheren Druck in den Atemwegen, was sie stabiler hält. Je schneller dagegen die Luft fließt, umso geringer ist der dortige Druck. »Schnell strömende Luft zieht aufgrund ihres niedrigen Drucks die Atemwege zusammen, wodurch die stark entzündeten Schleimhäute beim Husten stark aneinanderklatschen. Damit löst man im Prinzip schon wieder den nächsten Hustenreiz aus. Deshalb gilt: Bei Husten, der sich fast selbst unterhält, helfen der Fingertunnel oder das Armbeugehusten aus der Situation heraus«, weiß der Experte.

Unterstützend können beim akuten Husten – und das gilt auch infolge einer Covid-19-Infektion - verschiedene synthetische und pflanzliche Präparate zum Einsatz kommen, die die mukoziliäre Clearance und damit die Reinigung der Atemwege verbessern. Um im Beratungsgespräch ein geeignetes Präparat empfehlen zu können, sind die Umstände und die Dauer des Hustens zu erfragen. »Ist Ihr Husten produktiv oder trocken?« hat sich laut der aktuellen S2k-Husten-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin überholt. Die Leitlinienautoren ordnen der Hustenproduktivität und der Sputumbeschaffenheit nur noch wenig Priorität ein. Zum einen seien die Grenzen zwischen Reiz- und verschleimtem Husten ohnehin fließend beziehungsweise verändern sich im Verlauf eines Infekts. Zum anderen falle eine Unterscheidung oder Einschätzung der Sputummenge den Betroffenen schwer.

Das kann de Zeeuw nur bestätigen. »Wenn ein Patient mir sagt, dass Sekret in den Bronchien sitzt, das er nicht loswerde, wie sollte er dann entscheiden können, ob der Husten trocken ist, weil es nicht herauskommt, oder ob der Husten wegen des vorhandenen Schleims produktiv ist?«, veranschaulichte der Mediziner. Er hält die Frage, ob der Husten entlastend wirkt oder ob er als Belastung empfunden wird, für sinnvoller. »Wer abhusten kann und sich danach besser fühlt, hat einen klassischen Erkältungshusten, den man nicht unterdrücken sollte. Der Husten sorgt für Linderung, und dieser Prozess lässt sich mit Sekretolytika unterstützen. Wer dagegen laufend einem Anfall ähnlich hustet, sich richtig einhustet, für den ist der Husten belastend.«

De Zeeuw zählt auch nächtliche Hustenattacken dazu. »Diese können mit einer Hypersensitivität der Hustenrezeptoren zusammenhängen, die auf die Flüssigkeitsverschiebung bei einem Lagewechsel reagieren. Hierbei gilt es eher, entzündungshemmend zu intervenieren. Der Husten hat dann keinen physiologischen Sinn mehr, sondern ist nur noch Ausdruck der Entzündung.« Antitussiva hält der Pneumologe an dieser Stelle für wenig sinnvoll. »Wenn der Husten durch einen Entzündungsmechanismus unterhalten wird, ist es schlauer, die Entzündung anzugehen, etwa mit einem inhalativen Steroid oder Montelukast abends für 14 Tage und tagsüber mit Arzneistoffen wie Ambroxol, Cineol oder Efeublätterextrakt.«

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