Husten, der nicht gehen will | 
				
		
	
		Lästig, aber gar nicht banal: Bei bis zu einem Drittel der Betroffenen mit chronischem Husten lässt sich keine Ursache eruieren. / © Adobe Stock/ Andrei
Als subakut wird ein Husten bezeichnet, der länger als drei, aber maximal acht Wochen lang nach einer viral bedingten Atemwegsinfektion anhält. Ab mehr als acht Wochen ist dann von chronischem Husten die Rede. Zuvor brauche es keiner intensiven Diagnostik, zumindest solange keine Red Flags vorlägen, sagte Professor Dr. Kardos, Koordinator der neu konzipierten S2k-Leitlinie »Fachärztliche Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten«, bei einem Webinar der federführenden Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP). Ein Husten infolge von respiratorischen Viren könne aufgrund der einsetzenden Hyperreagibilität schon mal bis zu vier, fünf oder eben bis acht Wochen anhalten.
Als Red Flags bezeichnete der Facharzt am Zentrum für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin der Klinik Maingau in Frankfurt am Main »alles, was anamnestisch, klinisch und bei der körperlichen Untersuchung auffällt: also Stridor, Atemnot, Kurzatmigkeit, eine erhöhte Atemfrequenz oder Tachykardie. Aber auch bei Gebrechlichkeit, Immunsuppression oder erst kurz zurückliegenden Thoraxtraumata ist es gerechtfertigt, früher als erst nach acht Wochen eine bildgebende und Funktionsdiagnostik vorzunehmen«.
Etwa zehn Prozent der erwachsenen Deutschen haben einen chronischen Husten. »Das beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich und kann verschiedene Beschwerden wie Schlafstörungen, Stressinkontinenz und Kopfschmerzen nach sich ziehen. Betroffene sollten deshalb die zugrunde liegende Erkrankung abklären lassen«, so Kardos. Die neu ausgerichtete Leitlinie richte sich deshalb an Fachärzte, um teils schwer zu eruierenden Ursachen des chronischen Hustens auf den Grund zu gehen. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) sei ehr auf leichtere Fälle fokussiert und adressiere die Hausärzte.
Die DGP-Leitlinienautoren schlagen die Brücke vor allem zu den Disziplinen der HNO-Heilkunde, der Allergologie und der Gastroenterologie; chronischer Husten lasse sich nicht selten auf eine Rhinosinusitis, Stimmstörungen oder auf einen gastroösophagealen Reflux zurückführen. Auch infolge einer Covid-19-Infektion zeige sich nicht selten ein chronisch refraktärer Husten. Zudem können eine bronchiale Hyperreagibilität oder eine eosinophile Entzündung der Bronchien ohne klassisches Asthma Husten auslösen. Bei bis zu einem Drittel der Betroffenen – häufig Frauen in der Menopause – ließe sich auch gar keine Ursache identifizieren; dann wird von einer pathologisch verstärkten Sensitivität des Hustenreflexes ausgegangen.
Die Leitlinienautoren betonen die Bedeutung der Atemphysiotherapie bei chronischem, unproduktivem Husten. Dabei spielen vor allem das Wiedererlernen der physiologischen (Nasen-)Atmung und Hustenvermeidungstechniken eine Rolle. Zu Letzteren gehört das Ausatmen gegen Widerstand, also durch Einsatz der Lippenbremse, Atmung durch den Fausttunnel oder das Husten gegen den Handrücken. So lasse sich selbst Hustenreiz im Konzertsaal mindern, weil dadurch die Luftströmung über die gereizten Hustenrezeptoren verlangsamt wird.