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Impfzertifikate

»Honorarkürzung ist erneuter Vertrauensbruch«

Bereits in den ersten zwei Tagen haben mehr als 13.000 Apotheken millionenfach Impfzertifikate ausgestellt – und damit auch den Weg für das E-Rezept und andere digitale Angebote der Apotheken vor Ort geebnet, erklärte AKWL- und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bei einer digitalen Ersatzveranstaltung zur Versammlung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Groß ist der Ärger über die angedrohte Honorarkürzung.
Daniela Hüttemann
16.06.2021  15:30 Uhr

Die Ausstellung der Impfzertifikate ist wohl das Thema der Woche für die Apothekerinnen und Apotheker. Bekanntlich war der Ansturm in der gesamten Bundesrepublik groß und während es am Montag ab dem Vormittag einigermaßen klappte, gab es am Dienstag stärkere Serverprobleme. Dies lag wohl aber nicht am Portal der Apothekerschaft, sondern der IT des Robert-Koch-Instituts, hieß es bei einer Informationsveranstaltung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.

Immerhin:  Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wurden bereits an den ersten zwei Tagen mehr als fünf Millionen digitale Impfzertifikate ausgestellt – davon vermutlich ein wesentlicher Anteil über die Apotheken. Gabriele Regina Overwiening, gleichzeitig Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) und der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, sieht darin einen großen Imagegewinn für die Apotheken. »Über die Apotheken vor Ort erhalten die Menschen gewissermaßen ihre Freiheiten zurück, so wird es derzeit von der Bevölkerung wahrgenommen«, sagte die Apothekerin heute. Sie sieht die Ausstellung der Impfzertifikate auch als »guten Vorlauf« für die flächendeckende Einführung des E-Rezepts im Januar 2022. »Die Menschen kennen uns jetzt als Anlaufstelle Nummer 1 für digitale Dienstleistungen«, so Overwiening. »Dafür wurde der Versandhandel mal wieder nicht gebraucht.« Sie hofft nun, dass der niederschwellige Service der Apotheken vor Ort sich auch bei den Personen im Kopf festsetzt, die bislang weniger auf sie angewesen waren. Zuletzt hatte eine Umfrage der ABDA ergeben, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung noch gar nichts vom E-Rezept gehört hat.

»Desinfektionsmittelherstellung, ausgeweitete Botendienste, Maskenausgabe, Corona-Schnelltests, Impfstoffbestellungen und Mitarbeit in den Impfzentren – Wahnsinn, was wir während der Pandemie auf die Beine gestellt haben. Wir waren und sind die, die liefern, die halten, was sie versprechen«, resümierte Overwiening. »Wir schaffen das, weil wir frei- und heilberufliche Apothekerinnen und Apotheker sind, die den Menschen verpflichtet und vor Ort verwurzelt sind.«

Apotheker fühlen sich durch Honorarkürzung geohrfeigt

Für große Empörung sorgte gerade deshalb eine Agentur-Meldung mitten während der Versammlung, dass Minister Spahn nun die Vergütung für die Ausstellung der Impfzertifikate zum 1. Juli deutlich kürzen will – von den versprochenen 18 auf nur noch sechs Euro. »Das ist eine Bestrafung für das kreative und schnelle Lösen von Problemen durch uns Apotheken – das darf nicht sein«, kritisierte Overwiening und sprach von einem erneuten Vertrauensbruch, nachdem bereits bei Maskenverteilung und Corona-Testungen ursprünglich versprochene Vergütungen nach kurzer Zeit gekürzt wurden. Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerverbands Westfalen-Lippe, sprach von einer echten Ohrfeige.

»Sollte die Meldung stimmen, werden wir uns deutlich dagegen positionieren«, versprach Overwiening, die sichtlich überrascht von der Nachricht war, die es zunächst noch zwischen ABDA und Ministerium zu verifizieren gelte. »Wir können nicht jeden Druck abfangen, den das Ministerium hat.«

Auch die anderen Teilnehmer der Veranstaltung machten ihrem Ärger Luft, vor allem angesichts der Vorgeschichte mit Kürzungen bei Maskenverteilung und Corona-Tests. »Wir starten etwas zu einem vereinbarten Preis und dann wird gekürzt – das dürfen wir uns nicht gefallen lassen«, meinte zum Beispiel Michael Beckmann. »Wir halten uns auch an das, was wir versprochen haben.« Sonst sollten die Apotheken kollektiv diese Aufgabe verweigern, denn wer würde es sonst für diesen Preis machen, zumal es zurzeit kaum jemand kann?

Dr. Stephan Barmeier betonte: »Wir müssen uns auf die versprochene Vergütung verlassen können, wie sollen wir sonst kalkulieren? Selbst wenn wir bis Ende des Monats den größten Schwung hinter uns haben. Die Leistung hat und behält ihren Wert. Impfpass-Pflege könnte ja auch zur Dauerleistung werden. Das dürfen wir uns nicht gleich zertreten zu lassen, sonst könnte das auch mit anderen Dienstleistungen passieren.«

Sandra Potthast und Inka Krude betonten noch einmal den Personalaufwand durch all die zusätzlichen Aufgaben, die derzeit kaum noch und nur durch zahlreiche Überstunden zu schaffen seien – darunter leide im schlimmsten Fall die reguläre Arzneimittelversorgung.

 »Nach der Pandemie darf es kein Zurück geben«

Zurück zu Overwienings Bericht zu Beginn der Veranstaltung: Die Apotheken seien natürlich schon vor der Pandemie unverzichtbar gewesen, aber durch sie gestärkt und sichtbarer geworden. Es dürfe nach Ende der Pandemie kein Zurück geben, denn Themen wie die Konkurrenz des Versandhandels, Lieferprobleme  bei Arzneimitteln und Nachwuchsmangel zählen immer noch zu den größten Probleme der Apotheken. Hier sollten die Apotheker weiter Lösungen von der Politik einfordern, gerade aus ihrer derzeit starken Situation. Die Pandemie habe gezeigt, dass unser aktuelles System der Arzneimittelversorgung krisenresistent ist. Damit dies so bleibt, brauche es entsprechende stabilisierende Maßnahmen von Politik und Regierung.

Zu Overwienings wichtigsten Zielen auch als ABDA-Präsidentin gehört es, der Trivialisierung des Arzneimittels entschieden entgegenzutreten. »Arzneimittel sind eine ganz besondere Waren und kein profanes Konsumgut, sondern erfordern eine anspruchsvolle Handhabung, die auch unseren Beruf rechtfertigt«, so Overwiening. Diese Botschaft sollten aber nicht nur die Berufsverbände kommunizieren, sondern jede einzelne Apothekerin und jeder einzelne Apotheker leben. »Wir müssen sichtbar unverzichtbar sein.«

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