HLA-Allel assoziiert mit asymptomatischer Coronainfektion |
Theo Dingermann |
26.07.2023 11:00 Uhr |
In zwei weiteren Kohorten wurde bestätigt, dass das HLA-B*15:01-Allel stark mit dem Ausbleiben von Covid-19-Symptomen assoziiert ist. Zum einen stammten die Daten von einer britischen Kohorte, deren Forschungsergebnisse bereits publiziert waren. In dieser Publikation waren die Daten der Teilnehmer allerdings nicht im Hinblick auf eine asymptomatische Infektion untersucht worden. Es zeigte sich nun aber, dass auch in diesem Datensatz nach den erforderlichen statistischen Korrekturen das HLA-B*15:01-Allel stark mit einer asymptomatischen Infektion verbunden war. Asymptomatische Träger des HLA-B*15:01-Allels waren in der Kohorte zu 17 Prozent vertreten, wohingegen symptomatische Träger des HLA-B*15:01-Allel nur zu 7 Prozent vertreten waren.
Schließlich zeigte sich auch in einer dritten Kohorte, dass die Trägerhäufigkeit von HLA-B*15:01 bei asymptomatischen Personen mit 25 Prozent deutlich höher lag als bei symptomatischen Patienten, bei denen nur 8,6 Prozent das HLA-B*15:01-Allel trugen.
Über alle drei Kohorten betrug das Odds Ratio für asymptomatisch zu symptomatisch für das HLA-B*15:01-Allel etwas das 2,5-Fache.
Die Forschenden konnten schließlich zeigen, dass das Peptid, das über das HLA-B*15:01-Allel den T-Zellen präsentiert wird, bei allen SARS-CoV-2-Varianten, darunter auch bei den neuen XBB-Varianten von Omikron, konserviert ist. Zudem unterscheidet sich dieses Peptid nur in einer Aminosäure von dem sogenannten HKU1-CoV/OC43-CoV-Peptid, das in den Genomen der saisonalen Coronaviren kodiert ist. Daher ist es wahrscheinlich, dass die T-Zell-Kreuzreaktivität die biologische Erklärung für den Schutz vor der Covid-Erkrankung ist.
Diese Hypothese wurde dann anhand von Kristallstrukturen von HLA-B*15:01 weiter erhärtet. So konnten die Forschenden zeigten, dass das SARS-CoV-2-Peptid NQK-Q8 ebenso gut in der Lage war, an das HLA-B*15:01-Allel zu binden und dieses zu stabilisieren wie das NQK-A8-Peptid aus anderen Coronaviren.
Es gibt ein wesentliches Caveat für diese Studie, das darin besteht, dass sich die Ergebnisse in der überwiegenden Mehrzahl auf Menschen europäischer Abstammung beschränken, wobei die geringe Zahl der untersuchten Schwarzen Personen darauf hindeutet, dass die Ergebnisse auch auf andere Abstammungen übertragbar sind.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.