Herzinfarkt bei Frauen richtig behandeln |
Christina Hohmann-Jeddi |
30.06.2025 10:00 Uhr |
Die Autoren des Konsensuspapiers weisen auch darauf hin, dass sich männliche und weibliche Herzinfarkt-Patienten unterscheiden: Frauen zeigen oft andere Symptome, sind beim ersten Auftreten im Durchschnitt älter und haben häufiger Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Nierenschwäche als Männer. Zudem wirken sich hormonelle Schwankungen im Lebensverlauf etwa durch Menstruation, Schwangerschaft, Einnahme von oralen Kontrazeptiva oder Menopause auf das Blutgerinnungssystem und somit das Blutungs- und Thromboserisiko aus.
Trotz dieser Unterschiede seien Frauen in klinischen Studien zur kardiovaskulären Therapie stark unterrepräsentiert. Einer Literaturanalyse zufolge liege der Frauenanteil in diesen Studien bei 26,6 Prozent – mit abnehmender Tendenz seit 2001. Die Autoren fordern daher, dass Frauen sowohl als Studienteilnehmerinnen als auch als leitende Forscherinnen stärker vertreten sein sollten. Geschlechtsspezifische Daten sollten in klinischen Studien umfassend erfasst und offengelegt werden. Um Unterschiede in der Wirksamkeit von Behandlungen zu erkennen, sind oft größere Stichproben und geschlechtsspezifische Randomisierung notwendig.
»Die Biologie von Frauen war in der kardiovaskulären Forschung lange unterbelichtet. Dieses Konsensus-Statement liefert eine fundierte Grundlage für eine geschlechtersensible Versorgung und ist ein Aufruf an die gesamte kardiologische Gemeinschaft, hier systematisch umzudenken«, sagt Seniorautorin Professor Dr. Jolanta Siller-Matula.