»Heilerde ist ein hilfreiches Adjuvans« |
Brigitte M. Gensthaler |
30.09.2024 10:15 Uhr |
Naturheilmittel aus Lössgestein: Heilerde / Foto: Luvos
Adipositas ist mit einer Reihe von Beschwerden im Gastrointestinaltrakt verbunden. »Das Risiko für die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) nimmt bei Adipösen sowohl in der Häufigkeit als auch im Schweregrad erheblich zu«, berichtete Professor Dr. Joachim Labenz, Universität Siegen, kürzlich bei einem Pressegespräch der Firma Luvos. Häufiger seien auch Infektionen mit Clostridioides difficile (CDI), erosive Gastritis, Karzinome im Verdauungstrakt sowie Reizdarmsyndrom mit Durchfall.
Eine Gewichtsreduktion sei eine wirksame Therapie der GERD und verbessere zudem die Wirkung von Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Gemäß der S2k-Leitlinie »Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis« würden PPI heute deutlich seltener eingesetzt, informierte Labenz, der einer der Leitlinienautoren ist. Aktuell gehe es nur noch um die Kontrolle von Refluxbeschwerden wie Sodbrennen, saures Aufstoßen und Regurgitation. Hier seien Allgemeinmaßnahmen, PPI in Standarddosis und andere Therapeutika angezeigt. Eine Übertherapie mit PPI soll vermieden werden. Nur bei schwerer Refluxösophagitis und Strikturen seien diese noch als Dauertherapie indiziert.
Zu den traditionellen Heilmitteln gehört Heilerde, ein mineralisches Pulver aus Löss, das ein sehr hohes Säurebindungsvermögen und hohes Adsorptionsvermögen hat. Heilerde beeinflusse verschiedene Symptome und Mechanismen bei Refluxkrankheit, zum Beispiel die Azidität des Refluats und die Schleimhautsensitivität, berichtete der Gastroenterologe. »Das ist eine Multitarget-Therapie.« Zudem lindere sie akuten und chronischen Durchfall, da sie Bakterien und deren Toxine, andere Giftstoffe, Mediatoren und Gallensäuren binden kann.
Auch für Menschen, die mit GLP-1-Agonisten wie Semaglutid oder Liraglutid abnehmen wollen, könne Heilerde ein »hilfreiches Adjuvans« zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden sein, sagte Labenz. Die Betroffen litten vor allem zu Therapiebeginn oft an Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung. Auch nach bariatrischen Eingriffen seien gastrointestinale Beschwerden häufig, darunter Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen sowie Reflux, vor allem nach Einsatz eines Magenballons oder nach Magenvolumenreduktion.
Eine generelle Prophylaxe ist Labenz zufolge nicht nötig. Aber wenn die Patienten schon früher an Magen-Darm-Beschwerden gelitten haben und GLP-1-Analoga spritzen wollen, empfehle er eine Begleittherapie mit Heilerde. Interaktionen mit den parenteral applizierten Analoga seien unwahrscheinlich. »Wenn Semaglutid besser vertragen wird, ist ein größerer Abnehmeffekt denkbar.«