Hautpilz verbreitet sich über Scheren und Rasierklingen |
Die Infektion mit Trichophyton tonsurans äußert sich in Form von schuppigen und geröteten Stellen. Auf dem Kopf spricht man von der Krankheit Tinea capitis, am Körper von Tinea corporis, wobei diese Begriffe auch für Dermatophytosen durch andere Pilze gebraucht werden. Allgemein spricht man auch von Ringelflechte.
Wenn der Pilz nach dem Schnitt etwa mit einer Rasierklinge oder durch andere kleinere Verletzungen unter die Haut gerät, kann es auch zu eitrigen Pusteln, Vernarbungen und Haarausfall kommen. Eine Infektion sei gut behandelbar – äußerlich, aber auch mit Tabletten. Die Mittel dagegen seien wirksam und es gebe keine Resistenzen. »Noch nicht«, sagt Nenoff.
Die Therapie kann einige Wochen bis Monate dauern. Lokal werden unter anderem Imidazole wie Clotrimazol oder Ketoconazol eingesetzt, systemisch meist Terbinafin. Nystatin dagegen ist nicht wirksam gegen Ringelflechte. Wichtig ist, auch die gesunde Haut etwa zwei Zentimeter drumherum einzucremen und die Behandlung auch noch eine Woche nach Abklingen der Symptome fortzuführen. Cave: Corticoid-haltige Cremes können die Hautpilzerkrankung verschlimmern.
Die Dunkelziffer sei hoch, denn eine Meldepflicht gebe es für diesen Pilz nicht, sagt Nenoff. Trichophyton tonsurans ist sehr ansteckend und kann auch innerhalb von Familien oder Gruppen von Kita-Kindern übertragen werden, die zuvor mit einer infizierten Person zusammen waren.
Gerade bei Minderjährigen sei die Behandlung aber nicht so einfach, da die Tabletten dagegen für Unter-18-Jährige nicht zugelassen seien, sagt Nenoff. »Die Krankheit sollte unbedingt meldepflichtig sein, das ist überfällig.« Man müsse die Infektionsquellen finden und dringend appellieren, dass Barbershops die gängigen Hygienestandards einhalten.
Möglicherweise mit ein Grund für die Verbreitung des Pilzes: Nichtwissen um hygienische Notwendigkeiten und die mangelnde Fortbildung von Mitarbeitern beziehungsweise die Beschäftigung ungelernter Mitarbeiter. Oft sei in Barbershops kein Friseurmeister vor Ort, der auf die Einhaltung hygienischer Standards achten könne, sagt die Obermeisterin der Friseurinnung Erlangen, Judith Warmuth.
Dazu gehöre die fachmännische Desinfektion von Maschinen und Scheren mit speziellen Mitteln oder auch Tauchbäder der Friseur-Utensilien in spezielle Desinfektionslösungen. Sie bezweifele, dass die Mitarbeiter in Barbershops entsprechend geschult würden. »Barbershops haben alle ihre Daseinsberechtigung«, sagt Warmuth. Auch verbreite sich der Pilz nicht nur dort.
Es sei aber wichtig, dass Betriebe generell besser von der Handwerkskammer oder auch den Berufsgenossenschaften kontrolliert würden. »Die Genehmigungsbehörden winken einfach zu viel durch», findet sie. «Wir kämpfen darum, dass genauer hingeschaut wird.« Der Verband des Friseurhandwerks wollte sich nicht äußern und hatte auf die Erlanger Friseurinnung verwiesen.