Händewaschen verhindert jede zweite Erkrankung |
20 bis 30 Sekunden und mit genügend Seife: So sollten sich schon Kinder angewöhnen, regelmäßig ihre Hände zu waschen. / Foto: Adobe Stock/Mladen
Gastroenterologen beobachten zurzeit eine deutlich steigende Inzidenz von gastrointestinalen Infektionen. Die Infektionen, die oft fast ohne Vorwarnung zu heftigen Brechdurchfällen führen können, machten rund 60 Prozent der meldepflichtigen Infektionskrankheiten aus, informiert die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Anlass der Pressemitteilung war der internationale Händewaschtag am 15. Oktober.
Regelmäßiges Händewaschen sei ein essenzieller Bestandteil der allgemeinen Hygieneregeln zur Vorbeugung von Infektionserkrankungen, so die DGVS (siehe Kasten). In der Pandemie hätten die strikten Hygiene- und Kontaktregeln vorübergehend zu einem Rückgang der Inzidenz der von Mensch zu Mensch übertragbaren Infektionen geführt. Nun, da die Pandemie vorbei ist, solle das regelmäßige und sorgfältige Waschen der Hände mit Seife als einfache und wirksame Maßnahme zur Infektionsvermeidung weiter beibehalten werden. Denn dadurch könne die Anzahl der Keime an den Händen erheblich verringert werden.
Parasiten, Viren (beispielsweise Noroviren) und bakterielle Erreger wie Salmonellen sind die häufigsten Verursacher von Magen-Darm-Infekten. Eine regelmäßige und sorgfältige Handhygiene könne dazu beitragen, schätzungsweise rund die Hälfte der Durchfallerkrankungen zu verhindern, sagt Privatdozentin Dr. Birgit Terjung, Mediensprecherin der DGVS. Laut Professor Dr. Ansgar Lohse vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ist allerdings damit zu rechnen, dass die jährliche Inzidenz nun wieder auf ein ähnliches Niveau wie vor der Pandemie ansteigt, »wegen verringerter Immunitätslage« möglicherweise sogar noch darüber hinaus.
Diese Entwicklung sei einer der Gründe gewesen, die Leitlinie zu aktualisieren, berichtet Lohse, der einer der Koordinatoren ist. Sie enthält unter anderem Empfehlungen zum Umgang mit Antibiotika: Sie sollten bei einer akuten Gastroenteritis demnach nur bei Betroffenen mit schwerer Erkrankung oder bei Risikogruppen wie älteren Menschen oder immunsupprimierten Patienten in Betracht gezogen werden. Auf Ciprofloxacin sollte dabei aufgrund des Nebenwirkungsprofils und der Resistenzlage komplett verzichtet werden.
Eine weitere Empfehlung betrifft die Stuhluntersuchung auf Bakterien oder Parasiten bei Patienten mit akutem Durchfall. Diese soll auch bei Patienten mit schweren Durchfallepisoden oder Fieber nicht routinemäßig erfolgen, sondern nur dann, wenn es spezielle Hinweise auf sehr schwere Verläufe, Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen gibt, die die Immunabwehr beeinträchtigen.
Die Leitlinie liegt derzeit in der Konsultationsfassung vor. Im Sommer hatten Angehörige der Fachkreise vier Wochen lang Gelegenheit, Kommentare abzugeben. Sobald diese eingearbeitet sind, wird die endgültige Fassung veröffentlicht.