Gut beraten zum Sonnenschutz |
Eine Beratung zu Sonnenschutzprodukten gibt es wohl nur in der Apotheke. / © Getty Images/Luis Alvarez
Jedes Sonnenschutzprodukt hat einen Lichtschutzfaktor. Der liegt meist zwischen 6 und 50+. Je höher, desto länger schützt die Creme oder das Spray die Haut vor Sonnenbrand und auch vor UV-bedingten Schäden. Ausgangspunkt ist die Eigenschutzzeit der Haut, die je nach Typ ganz unterschiedlich ausfallen kann. Sehr helle Hauttypen mit blonden oder rötlichen Haaren können sich nur wenige Minuten in der prallen Sonne aufhalten, ehe sie einen Sonnenbrand bekommen. Bei sehr dunklen Hauttypen mit schwarzen Haaren beträgt die Eigenschutzzeit hingegen eine Stunde und mehr.
Nun kommt die Sonnencreme ins Spiel – und damit der Lichtschutzfaktor: Multipliziert man ihn mit der Eigenschutzzeit der Haut, ergibt sich daraus die Dauer des Sonnenschutzes. Ein Beispiel: Jemand mit Hauttyp 1 hat eine Eigenschutzzeit von fünf bis zehn Minuten. Trägt er oder sie ein Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor von 50 oder mehr auf, könnte er oder sie 250 bis 500 Minuten in der Sonne verweilen – zumindest theoretisch.
Auch den UV-Index sollte man beachten. Er kann einen Wert zwischen 1 und 11+ einnehmen und ist in jeder gängigen Wetter-App zu finden. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) rät, Augen und Haut ab einem Wert von 3 vor der Sonne zu schützen. Ab einem Wert von 8 sollte man sich in der Mittagszeit möglichst nicht draußen aufhalten. Gut zu wissen: Bei leichter Bewölkung kann die UV-Strahlung mitunter höher sein als bei klarem Himmel.
Ein Freifahrtschein fürs exzessive Sonnenbad ist die Sonnencreme generell nicht. Denn selbst Produkte mit sehr hohem Lichtschutzfaktor bieten keinen vollständigen Schutz vor der UV-Strahlung, heißt es vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). »Die entsprechend dem Lichtschutzfaktor theoretische Schutzdauer sollte höchstens zu 60 Prozent ausgeschöpft werden«, so die Behörde.
Neben dem eigenen Hauttyp und dem sich daraus ergebenden Lichtschutzfaktor spielen bei der Wahl eines passenden Sonnenschutzes auch andere Kriterien eine Rolle. »Etwa, ob man selbst eine eher trockene Haut hat und fettreichere Cremes braucht oder lieber ein leichteres Gel oder Spray nutzt«, sagt Professor Dr. Silke Hofmann, Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Sportlerinnen und Sportlern dürfte wichtig sein, dass die Sonnencreme nicht ins Auge läuft, wenn sie kräftig schwitzen. Auch für sie gibt es entsprechende Produkte.
Es lohnt sich, nach einer Sonnencreme zu suchen, die den eigenen Vorlieben entspricht. »Am Ende kann das Produkt noch so gut sein, wenn Sie es nicht mögen, werden Sie es nicht nutzen«, sagt die Dermatologin Dr. Marion Moers-Carpi. Geruch und Konsistenz sind also mitentscheidend.
Grundsätzlich sollten alle Körperregionen mit Sonnenschutz versehen sein. Was nicht durch Kleidung oder Kopfbedeckungen geschützt ist, sollte eingecremt werden. Einige Bereiche werden dabei häufig vergessen: Ohren, Lippen, aber auch die Hände, der Nacken und die Übergänge zwischen Haut und Kleidung gehören dazu, sagt Silke Hofmann. »Menschen, die wenige Haare oder eine Glatze haben, vergessen oft den Kopf einzucremen oder eine Kopfbedeckung zu tragen. Und auch in den Zehen- und Fingerzwischenräumen kann man Sonnenbrand bekommen«, ergänzt Marion Moers-Carpi.
Damit der Sonnenschutz gut arbeiten kann, empfiehlt sie außerdem, die Haut vorab ausreichend zu hydratisieren. »Man sollte sich zuerst mit einer Bodylotion oder Hautcreme ohne Lichtschutzfaktor eincremen, die Feuchtigkeit spendet. Diese gut einwirken lassen und danach die Sonnencreme auftragen«, sagt Moers-Carpi.
Wer noch einen Mückenschutz braucht, sollte zuerst die Sonnencreme auftragen und 15 bis 20 Minuten warten vor dem Einsprühen mit einem Repellent.
Tendenziell benutzen die Menschen eher zu wenig Sonnencreme, sagt Silke Hofmann. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft gelten 2 Milligramm Sonnencreme pro Quadratzentimeter Haut als optimal. Wer als Erwachsener seinen gesamten Körper ausreichend schützen will, bräuchte rund ein Fünftel einer 200-Milliliter-Flasche dafür.
Orientieren kann man sich auch an einer Faustregel, die Marion Moers-Carpi nennt: zwei Finger voll Sonnencreme (vom Fingergelenk bis zur Kuppe) pro Körperregion – also für ein Bein, einen Arm oder das Gesicht.
Silke Hofmann empfiehlt, sich morgens, etwa 30 Minuten vor dem Rausgehen, ausreichend einzucremen und zeitnah nachzulegen. »Zweimal eincremen ist ein guter Basisschutz. Wenn man schwitzt, Sport treibt oder schwimmen geht, sollte man mehrmals täglich nachcremen«, sagt Silke Hofmann. Das BfS rät, alle zwei Stunden nachzucremen.
Übrigens: Der Lichtschutzfaktor einer Tagescreme lässt sich nicht mit nachträglichem Sonnenschutz erhöhen. »Es zählt der erste Lichtschutzfaktor, der aufgetragen wird«, stellt Moers-Carpi klar. Stiftung Warentest hat kürzlich Sonnenschutzmittel speziell für das Gesicht bewertet.
Anders als Erwachsene haben Babys und Kleinkinder noch keinen Eigenschutz der Haut. Sie brauchen deshalb besonderen Sonnenschutz. Eltern sollten dabei auf die Art des UV-Filters achten. Der Nachwuchs sollte »am besten mit physikalischem Sonnenschutz flächendeckend gut eingecremt werden«, rät Moers-Carpi. Anders als chemische spiegeln physikalische Filter das Sonnenlicht sofort zurück, sodass die Strahlung gar nicht erst in die Haut eindringt.
Ein hoher Lichtschutzfaktor ist für den Nachwuchs ein Muss. Dabei könne es durchaus sinnvoll sein, spezielle Kindersonnencremes zu verwenden, so Silke Hofmann: »Bei Kindersonnencremes wird meistens auf Duft- und Konservierungsstoffe verzichtet, die das Allergierisiko erhöhen könnten.«
Sonnencremes aus dem Vorjahr gehören in die Tonne! Stimmt das? Jein. Wurde die Sonnencreme noch nicht geöffnet und hat ihr Dasein bislang im Schrank gefristet, kann man sie noch verwenden. Nach dem Öffnen sind Sonnencremes in der Regel zwölf Monate haltbar, was sich oft an dem Tiegelsymbol mit Monatsangabe auf der Verpackungsrückseite ablesen lässt. Vor allem wenn die Sonnencreme besonders starker Hitze ausgesetzt war (Handschuhfach, am Strand), gehört sie in den Müll.
Auch Geruch und Konsistenz der Creme können Aufschluss darüber geben, ob das Produkt noch auf die Haut darf. »Wenn die Creme ranzig riecht oder sich Öl und Wasser getrennt haben, sollte man sie nicht mehr verwenden«, rät Silke Hofmann.