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Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Gut beraten gegen den Killer Nr. 1

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind unangefochten Todesursache Nummer eins in Deutschland – dabei gibt es viele Therapiemöglichkeiten. Dass es sich wie bei Bluthochdruck teilweise um »stille Killer« handelt und eine konsequente, meist lebenslange Therapie mit oft hoher Tablettenlast erforderlich ist, fördert nicht gerade die Adhärenz der Patienten. Umso wichtiger sind eine entsprechende Beratung und Motivation in der Apotheke.
Daniela Hüttemann
25.02.2025  18:00 Uhr

Herz-Kreislauf-Erkrankungen standen bei der diesjährigen gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung von Apothekerkammer und DPhG-Landesgruppe Hamburg im Fokus. AMTS-Managerin Sabine Haul hatte konkrete Patientenfälle mitgebracht. Haul führt seit mehr als zehn Jahren Medikationsanalysen in der Elefanten-Apotheke in Hamburg-Bergedorf durch. »Ich sehe sehr häufig Medikationspläne, in denen Herz-Kreislauf-Medikamente zweimal täglich auftauchen, auch wenn die Leitlinien die einmal tägliche Einnahme empfehlen«, berichtete die Apothekerin. Das sei manchmal bewusst so verordnet, zum Beispiel wenn der Patient bei einer einmal morgendlichen Gabe eine zu starke Blutdrucksenkung verspürt. Sie interveniere dann nur, wenn der Patient nach seinem Empfinden zu viele Tabletten nehmen muss, berichtete die Referentin.

Stets lohnend sei ein Blick auf die Gesamtmedikation. Manchmal liegen Verordnungskaskaden vor. Zum Beispiel könne Amlodipin periphere Ödeme verursachen, was eine Diuretika-Verordnung nach sich ziehen kann. Stattdessen könne man auch das Amlodipin ersetzen. Apotheker sollten jedoch Ärzten gegenüber ein Deprescribing mit Augenmaß vorschlagen und sich vorher ein Bild über alle bestehenden Erkrankungen und die Blutdruckwerte machen.

»Manchmal braucht der Patient auch alle Tabletten«, so Haul. Dann sei es gut, wenn der Apotheker ihm in einfacher Sprache erkläre, dass die verschiedenen Medikamente an unterschiedlichen Punkten eingreifen. »Bei Bluthochdruck muss an mehreren Rädchen gedreht werden«, gab die Apothekerin ein Beispiel. Auch sollte man konkret betonen, warum es sich lohnt, die Tabletten gewissenhaft zu nehmen.

Beratung besser honorieren

Haul bestätigte, dass in der Praxis gerade bei Statinen die Adhärenz schlecht sei. Ein Blick in den Beipackzettel trage dazu bei. Generell komme hinzu, dass die Patienten sich zunehmend im Gesundheitssystem allein gelassen fühlten. Für Medikamente werde viel Geld ausgegeben, doch ob der Patient sie dann korrekt anwende oder ob sie ungenutzt entsorgt werden, werde noch viel zu wenig berücksichtigt. Auch werde eine entsprechende Unterstützung zu wenig honoriert, sowohl bei den Ärzten als auch bei den Apothekern.

Letzteren sei im Übrigen oftmals noch nicht bewusst, dass es sich bei der pharmazeutischen Dienstleistung erweiterte Medikationsberatung nicht einfach um einen Interaktionscheck handle, sondern dass gerade die Adhärenzförderung im Mittelpunkt stehe. »Es lohnt sich wirklich für alle«, motivierte Haul.

Sie erinnerte auch daran, auf Red Flags bei Selbstmedikationswünschen zu achten und anlassbezogen eine Blutdruckmessung anzubieten. So habe sie an einem Samstag einen Patienten zwischen 60 und 70 Jahren gehabt, der Bromhexin-Saft und Omeprazol akut verlangte, was der Arzt bereits vormals verordnet hatte. »Als ich genauer nach den Symptomen fragte, kam es mir komisch vor«, berichtete die Referentin. Der Magen drücke immer so hoch, der Husten gehe gar nicht weg. Haul dachte an einen atypischen Angina-pectoris-Anfall und maß den Blutdruck – 200 zu 120 mmHg. »Ich habe sofort den Krankenwagen gerufen.« Der Patient bekam eine Stent-OP, da zwei Herzkranzgefäße fast komplett geschlossen waren.

Genau nachfragen

Die Apothekerin hatte noch viele weitere Beispiele parat. Ihr wichtigster Rat: »Fragen Sie genauer nach: was macht es schlimmer, was besser, hat jemand Blutdruck und Puls gemessen, wann wurde das letzte Mal Blut abgenommen, bestehen Symptome wie Reizhusten, Schwindel, Herzrasen und schlechter Schlaf, gibt es plötzliche Veränderungen?« Dann biete sich oft eine Blutdruckmessung an. »Wir können dabei so viele herausfischen, deren Zielwerte nicht erreicht werden.«

Die Medikationsanalyse geht dann tiefer und erlaubt es häufig, die Ursache der Probleme einzukreisen. Husten werde immer noch regelmäßig als Nebenwirkung von ACE-Hemmern übersehen. Schwindel sei häufig Symptom eines zu stark gesenkten Blutdrucks oder einer Hyponatriämie. Nahrungsergänzungsmittel oder frei verkäufliche Medikamente wie Ginkgo führten zu Interaktionen. Oder der Patient hat Schwierigkeiten, Tabletten zu teilen. Hierfür müsse man nicht pharmakologisch perfekt sein. »Oft sind es simple Probleme, aber auch da können wir viel bewirken.«

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