Pharmazeutische Zeitung online
Medikationsfehler verhindern

Gut beraten bei Arzneimitteln für Kinder

Es gibt immer noch viel zu wenige geeignete und zugelassene Medikamente speziell für Kinder. Um die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu gewährleisten, sind Apotheker im Krankenhaus und am HV gefragt – sonst können selbst vermeintlich harmlose Präparate wie Nasentropfen und Mittel gegen Übelkeit gefährlich werden.
Daniela Hüttemann
14.04.2025  18:00 Uhr

Die Arzneimitteltherapie für Kinder sicherer zu machen, ist das erklärte Ziel des »Kinderformulariums«. In dieser kostenfreien Datenbank finden Ärzte und Apotheker evidenzbasierte Informationen zu mittlerweile fast 700 Wirkstoffen – solche, die für Kinder zugelassen sind, aber auch viele, die off Label bei Minderjährigen eingesetzt werden. »Ein Off-Label-Use ist nicht automatisch immer schlecht für den Patienten«, ordnete Professor Dr. Antje Neubert beim Westfälisch-lippischen Apothekertag Ende März in Münster ein. Die Pharmazeutin leitet die Zentrale für Klinische Studien in der Pädiatrie am Uniklinikum Erlangen und ist auch beim Kinderformularium federführend.

Dort tragen Expertinnen und Experten die Studienlage der Wirkstoffe in verschiedenen Indikationen bei Minderjährigen aller Altersgruppen zusammen. Besonders kritisch sind die richtige Dosierung und eine geeignete Anwendungsform.

»Kinder« seien keine homogene Gruppe – das Spektrum reiche vom Frühgeborenen mit 500 Gramm Körpergewicht bis zum adipösen Jugendlichen mit 100 Kilogramm. Dabei gebe es keine linearen Dosis-Wirkungs-Beziehungen. Die exakte Dosierung müsse für jede Altersgruppe einzeln ermittelt werden. 

Doch selbst wenn es entsprechend zugelassene Arzneimittel gibt, sei immer noch Vorsicht bei der Anwendung geboten, warnte Neubert. »Nicht alles, was zugelassen und freiverkäuflich ist, ist auch sicher. Hier kommt der Beratung in der Apotheke große Bedeutung zu.«

Vorsicht bei Nasentropfen und Antihistaminika

Neubert hatte ein konkretes Fallbeispiel aus Erlangen mitgebracht, bei dem ein drei Monate alter Säugling durch eine Xylometazolin-Vergiftung auf der Intensivstation landete. In diesem Fall hatten die Eltern nicht ein Präparat für Säuglinge, sondern für Kinder ab zwei Jahren angewendet. Doch auch unter der zugelassenen Dosierung habe es immer wieder Probleme gegeben. Sie erinnerte daran, dass Otriven® für Säuglinge vorübergehend kontraindiziert war, bis der Hersteller 2022 die Applikationshilfe verbessert hatte.

Xylometazolin sei ein lipophiler, ZNS-gängiger Wirkstoff und gerade bei den ganz kleinen Kindern wisse man immer noch zu wenig über die Pharmakokinetik. In anderen Ländern seien entsprechende Mittel unter zwei Jahren kontraindiziert oder gar nicht auf dem Markt. Entscheidend ist für Neubert, dass das Apothekenpersonal den Eltern bei der Abgabe nicht nur die korrekte Anwendung und Dosierung erklärt, sondern auch ein entsprechendes Risikobewusstsein vermittelt und die Eltern das Kind genau im Auge behalten.

Ebenso kritisch sieht Neubert den Einsatz von Dimenhydrinat und Diphenhydramin bei banaler Gastroenteritis. 2017 habe das BfArM hier ein Bewertungsverfahren durchgeführt, nachdem es 39 Berichte schwerer Nebenwirkungen bei Kindern gegeben hatte, darunter fünf Todesfälle. Zum Teil traten die Ereignisse unter zugelassener Dosierung auf, so Neubert. Die entsprechenden Arzneimittel wurden aber weder vom Markt genommen noch unter die Rezeptpflicht gestellt, dabei sei die Wirksamkeit bei Übelkeit und Erbrechen nicht einmal erwiesen, kritisierte die Referentin. Es wurden lediglich eine neue Begrenzung der Tagesdosis eingeführt und der Hinweis, diese Antihistaminika bei Kindern unter drei Jahren nur noch nach strenger Indikationsstellung und sorgfältiger Beachtung der Dosierung anzuwenden. Das sollten Apotheken unbedingt bei ihrer Empfehlung berücksichtigen.

Neubert forderte die Apothekenmitarbeitenden zudem auf, alle vermuteten unerwünschten Wirkungen und Medikationsfehler an die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) zu melden, auch und gerade bei Off-Label-Gebrauch bei Kindern. »Jeder von Ihnen kann einen Beitrag zu mehr Arzneimitteltherapiesicherheit leisten.«

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa