| Theo Dingermann |
| 04.12.2025 14:30 Uhr |
Ein besonders bemerkenswertes Ergebnis betrifft die geschlechtsspezifischen Unterschiede. Es zeigte sich, dass Frauen deutlich stärker von der Impfung profitierten als Männer. Bei Frauen reduzierte die Impfberechtigung die MCI-Diagnosen um 2,5 und die demenzbedingte Mortalität um 13,9 Prozentpunkte. Die kausalen Impfeffekte betrugen sogar 5,1 beziehungsweise 52,3 Prozentpunkte.
Bei Männern waren die Effekte statistisch nicht signifikant. Dieses Muster entspricht früheren Hinweisen, dass immunologische Off-Target-Effekte, insbesondere bei Lebendimpfstoffen, häufig bei Frauen ausgeprägter auftreten.
Die Forschenden diskutieren mehrere denkbare Mechanismen. Zum einen könnten Reaktivierungen des Varizella-Zoster-Virus in den Nervenzellen chronische neuroinflammatorische Prozesse anheizen und dadurch kognitive Degeneration fördern. Zum anderen werden pathogenunabhängige immunologische Mechanismen, etwa eine Modulation der Immunoseneszenz, als mögliche Erklärung angeführt.
Die Daten zeigen keine Hinweise darauf, dass die Effekte durch andere Interventionen oder systematische Unterschiede über die Altersschwelle hinweg verzerrt wurden. Negative Kontrollanalysen bestätigten zudem, dass die beobachteten Effekte spezifisch für kognitive Endpunkte waren.
In ihrer Gesamtheit sprechen die Ergebnisse dafür, dass die HZ-Impfung nicht nur die Inzidenz von Demenz und MCI reduzieren, sondern auch den Krankheitsverlauf bei bereits Erkrankten verlangsamen kann. Damit deutet die Arbeit auf potenziell breite gesundheitsfördernde Effekte von Impfungen im höheren Lebensalter hin, die über den Schutz vor spezifischen Pathogenen hinausgehen könnten.