Großhändler AEP steht zum Verkauf |
| Alexander Müller |
| 29.10.2025 10:30 Uhr |
Der Großhändler AEP aus Alzenau in Unterfranken soll verkauft werden. Die Gesellschafter suchen über das Stuttgarter M&A-Beratungshaus Benten einen Investor. / © AEP
AEP wurde 2013 gegründet – als expliziter Gegenentwurf zu den etablierten Pharmagroßhändlern in Deutschland: Zentrallager statt Netz aus Niederlassungen, Einheitskondition statt individuellem Mix aus Rabatten und Gebühren. Ziel war die Preisführerschaft bei reduzierter Belieferungsfrequenz.
Haupteigner ist die Österreichische Post, die 51,5 Prozent der Anteile hält – und zum Zeitpunkt der Gründung auch Inhaberin des Pharmalogistikers Trans-o-flex war. Der ehemalige österreichische Wirtschaftsminister Martin Bartenstein ist ebenfalls an AEP beteiligt. Jetzt suchen die Gesellschafter über das Stuttgarter M&A-Beratungshaus Benten einen Investor. Als »Projekt Rivage« – also »Ufer« oder »Küste« – wird ein »innovativer Pharmagroßhändler« mit »hochattraktivem, konjunkturunabhängigem Geschäftsmodell« angeboten.
Der Umsatz für 2024 wird mit rund 900 Millionen Euro angegeben, das operative Ergebnis (EBITDA) mit mehr als 7 Millionen Euro. Für 2026 erwarte das Management »stark steigende Umsatzerlöse« auf rund 1,3 Milliarden Euro bei einer EBITDA-Marge von etwa 1 Prozent. Apropos Management: Das bisherige Team soll weiterhin zur Verfügung stehen, um die zukünftige Entwicklung des Unternehmens gemeinsam mit dem Erwerber zu gestalten, heißt es. Geschäftsführerin Heike Brockmann wollte sich zum Verkaufsprozess auf Nachfrage nicht äußern.
AEP beschäftigt nach eigenen Angaben rund 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zu den »Investment-Highlights« werden die GDP- und KRITIS-Zertifizierung gezählt, außerdem eine »Top-Warenverfügbarkeit« und »effiziente Logistikstruktur« aufgrund langjähriger Zusammenarbeit mit Logistikpartnern.
Das Zentrallager im bayerischen Alzenau an der Grenze zu Hessen ist laut Angebot eines der modernsten Pharmalogistikzentren in Europa und ermögliche eine »verfügbarkeitsoptimierte Warenlagerung«. Die Belieferung der Apotheken nur einmal am Tag wird auch im Exposé herausgestellt, zusammen mit der im Wettbewerb führenden Kostenposition.
»Eine hohe vierstellige Zahl an Apotheken« wird als Kundenkreis genannt. Allerdings hatte AEP seit jeher das Problem, dass viele Apotheken den Großhändler eher als Lückenfüller nutzen. 5000 bis 6000 Apotheken sollen dem Vernehmen nach angefahren werden, Hauptlieferant ist AEP demnach aber nur bei einem Bruchteil davon.
Das hat mit den Gesetzen des Marktes zu tun. Hochpreiser sind aufgrund der gedeckelten Großhandelsmarge für die Lieferanten unattraktiv, entsprechend hängen die Konditionen bei den Mitbewerbern von AEP regelmäßig vom durchschnittlichen Packungspreis ab – Stichwort »Handelsspannenausgleich«. Gerade in den Anfangsjahren des Newcomers haben Apotheken ihre Hochpreiser-Bestellungen dort platziert. AEP musste irgendwann selbst sogenannte Servicebeiträge oder Mindermengen-Gebühren einführen, um eine gesunde Mischkalkulation zu erreichen. Nur wurde damit das eigene Modell der simplen Einheitskondition etwas verraten.
Gift für das Angebot waren auch die Streitigkeiten über die Zulässigkeit von Skonti. Denn die Einheitskondition von AEP bestand aus 3 Prozent Rabatt und 2,5 Prozent Skonto. Nach einigem juristischen Hin und Her und der jüngsten Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH) stand AEP bei dem Thema immer vor besonderen Herausforderungen. Zwar will der Gesetzgeber Skonti mit der Apothekenreform wieder freigeben, aber die Auswirkungen auf den Markt sind aktuell noch nicht absehbar.
Schneller könnte es mit dem Verkauf von AEP gehen. Interessenten werden gebeten, ein indikatives Kaufangebot abzugeben. Das »Manager Magazin« wollte schon im August wissen, dass die »The Platform Group« (TPG) von Dominik Benner mehrere konkrete Angebote abgegeben habe, erst über 55, dann über 60 Millionen Euro. Doch die Verkäuferseite habe abgelehnt und einen strukturierten Verkaufsprozess angestrebt, heißt es im Bericht. Andere Quellen berichten, der Großhändler sei schon seit dem Sommer recht offensiv zum Kauf angeboten worden – bislang ohne Erfolg.