Großes Protest-Finale in Dresden |
Unterstützung kam auch aus der Landespolitik. Per Video aus Wien zugeschaltet, kritisierte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), dass die Bundesregierung an allen Ecken und Enden spare und das Thema Versorgung offenbar keinen Wert habe. »Dann passiert eben genau das«, so Kretschmer mit Verweis auf die anhaltenden Lieferengpässe. Apothekerinnen und Apotheker liebten ihren Beruf, müssten aber täglich mit überbordender Bürokratie und anderen Widrigkeiten kämpfen. »Was Sie jeden Tag erleben, ist symptomatisch für die Bundesrepublik«, so Kretschmer. Die Apotheken sollten am Ball bleiben. »Sie kämpfen für das richtige Ziel, ich bin an Ihrer Seite«, versicherte Kretschmer.
Alexander Dierks, Generalsekretär des CDU-Landesverbands Sachsen, betonte, angesichts der gestiegenen Preise und Löhne sei es wichtig, dass auf Augenhöhe besprochen werde, wie die Vergütungssituation der Apotheken verbessert werden könne. Es sei »ungeheuerlich« gewesen, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Mitte Juni beim bundesweiten Apotheken-Protesttag für die demonstrierenden Menge vor seinem Ministerium nur einen Twitter-Kommentar übrig gehabt habe. »Das ist einfach kein guter Stil«, so Dierks.
Susanne Schaper von der Linken im Sächsischen Landtag erteilte den geplanten »Apotheken light« eine Absage. Gerade im ländlichen Raum, wo oft Hausarztpraxen fehlten, seien es doch die Apotheken, die umfassend beraten könnten. Was denn »der Mist« mit den abgespeckten Filialapotheken solle, »damit wird es nicht funktionieren«, so Schaper. Die Apotheke light stärke die flächendeckende Versorgung nicht wie von Lauterbach propagiert, »sie schwächt sie«.
Unterstützung gab es auch aus der Thüringer Landespolitik. Robert-Martin Montag, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP im Thüringer Landtag, und seine Kollegin Babette Pfefferlein, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, zeigten großes Verständnis für die Forderungen der Apothekenteams. Beide erteilten dem Konzept »Apotheke light« eine Absage. Montag setzt sich zudem verstärkt für Bürokratieabbau ein, denn manche bürokratischen Vorgaben verhinderten eine Apothekenübernahme, weil sie aufgrund vorgeschriebener Raumgrößen oder barrierefreiem Zugang vom Nachfolger massive Umbauten erfordern. Um Apothekenschwund aufgrund solcher formaler Vorgaben zu vermeiden, sollten Abweichungen von der Apothekenbetriebsordnung zulässig sein, so Montag.
In den fünf Ost-Bundesländern bleiben heute Tausende Apotheken geschlossen. Die Mitarbeitenden sind nach Dresden gereist, um gegen die aktuelle Sparpolitik der Bundesregierung zu protestieren und für mehr wirtschaftliche Stabilität der öffentlichen Apotheke zu kämpfen. Der Protest richtet sich vor allem gegen die Pläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Dieser will mit Apotheken light, also Filialen mit PTA-Vertretung ohne Approbierte, ohne Notdienst und Rezepturerstellung gegen das fortschreitende Apothekensterben angehen. Die Apothekerschaft hält diese Pläne für kontraproduktiv und realitätsfern. Sie fordern stattdessen, endlich das Apothekenhonorar zu erhöhen und die Apotheken wirtschaftlich zu stabilisieren.