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Nach Covid-19-Impfung

Große Spanne bei den Antikörpertitern

Wie hoch ist der Antikörpertiter, den man nach einer Covid-19-Impfung erwarten kann? Welche Antikörper werden da bestimmt? Und ab welchem Wert ist man immun gegen das Virus? Fragen wie diese tauchen zunehmend auch im Apothekenalltag auf.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 15.09.2021  09:00 Uhr

Nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 bildet der Geimpfte IgA- und IgG-Antikörper gegen das Virus, genauer gesagt gegen das Spike-Protein, das bei allen vier derzeit in der EU zugelassenen Impfstoffen das Impfantigen ist. Dabei unterscheidet man zwischen bindenden Antikörpern, die sich zwar an das Virus anheften, es aber nicht unbedingt davon abhalten, Zellen zu infizieren, und neutralisierenden Antikörpern (NAb), die genau diesen – gewünschten – Effekt haben. Der Anteil der NAb gegen SARS-CoV-2 an der Gesamtmenge der gebildeten Antikörper kann dabei von Mensch zu Mensch stark schwanken.

Von den NAb werden im Labor keine Titer bestimmt, sondern es wird die neutralisierende Wirkung der vorhandenen Antikörper gemessen. Das Standardverfahren, der Plaque-Reduktions-Neutralisationstest (PRNT), ist aufwendig und kann nur in S3-Sicherheitslabors angewendet werden, weil mit vermehrungsfähigen Viren gearbeitet wird. Mittlerweile bietet aber die Firma Medac den gleichwertigen Surrogat-Neutralisationstest (sVNT) cPass an, einen ELISA-Test, der in jedem Labor durchgeführt werden kann.

Das Ergebnis von Neutralisationstests wird in Prozent angegeben. Werte unter 30 Prozent bedeuten dabei keine Neutralisationskapazität des untersuchten Blutserums, 30 bis 50 Prozent eine niedrige Neutralisationskapazität, 51 bis 74 Prozent eine moderate und Werte ab 75 Prozent eine hohe.

Bei hohem Titer Schutz zu erwarten

Wie viele NAb man brauche, um gegen das Coronavirus immun zu sein, sei derzeit noch unklar, sagte Professor Dr. Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie im Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund Anfang August der »Deutschen Welle«. Zumal neben der humoralen, also antikörpervermittelten Immunantwort für den Schutz vor einer Infektion auch die zelluläre wichtig ist. Letztere zu messen, ist jedoch sehr aufwendig und kommt deshalb für den breiten Einsatz nicht infrage.

Ein Mensch mit einem hohen Antikörperspiegel sei wahrscheinlich gut gegen das Coronavirus geschützt, so Watzl. Der Umkehrschluss aber, dass wenige Antikörper bedeuten, nicht geschützt zu sein, treffe vermutlich nicht zu.

Was aber ist ein hoher Antikörpertiter, was ein niedriger? Das hängt auch vom verwendeten Testsystem ab. Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Standard BAU (Binding Antibody Units) definiert, an dem sich die Hersteller der verschiedenen Antikörpertests orientieren sollen. Teilweise müssen die Messergebnisse mit einem bestimmten, testspezifischen Faktor multipliziert werden, um einen Wert in BAU zu erhalten. Im Fall des Tests Elecsys® von Marktführer Roche ist das nicht nötig: 1 U pro ml Serum entspricht 1 BAU/ml.

Ober- und Untergrenzen festlegen

Zwei Wochen nach der vollständigen Grundimmunisierung gegen Covid-19 ist in der Regel der maximale Antikörpertiter erreicht. Danach sinkt er, wie erste Sechs-Monats-Daten für den Biontech/Pfizer-Impfstoff Comirnaty® zeigen. Wie schnell und wie stark der Titer fällt und ab welchem Wert eine Auffrischimpfung empfehlenswert sein könnte, ist noch nicht geklärt. Dr. Andreas Bobrowski, der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Laborärzte (BDL), brachte kürzlich 21,8 beziehungsweise 1000 BAU/ml als Ober- und Untergrenzen ins Gespräch: Unter 21,8 BAU/ml sei wahrscheinlich kein Immunschutz gegen SARS-CoV-2 vorhanden, über 1000 BAU/ml sei eine Drittimpfung unnötig, dazwischen liege ein Graubereich.

Diese Werte seien als Diskussionsgrundlage zu verstehen, wobei den unteren Grenzwert die Firma Siemens anhand des WHO-Standards (NIBSC-Code 20/136) ermittelt habe, erklärte Bobrowski auf Nachfrage der PZ. Aus der Sicht des Praktikers dränge eine Beantwortung der Frage, welche Patienten eine Drittimpfung brauchen und welche nicht. Das sei bei anderen impfpräventablen Krankheiten anhand der Titer festgelegt, bei SARS-CoV-2 seien die zuständigen Stellen beim Robert-Koch-Institut, Paul-Ehrlich-Institut und Bundesgesundheitsministerium aber noch zu zögerlich.

In seinem Labor sei mittlerweile schon Tausende Male der SARS-CoV-2-Antikörpertiter bestimmt worden. »Wenn man die Ergebnisse auswertet, sieht man bestimmte Bereiche«, führte Bobrowski aus. »Das sind zum einen die negativen, zum Beispiel Impfversager oder Menschen, bei denen die Impfung missglückt ist. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen mit hohen Titern, über 1000 BAU/ml und bei Jüngeren meistens noch höher, nämlich weit über 3000 BAU/ml. Bei denen kann man wohl davon ausgehen, dass sie geschützt sind.«

Ober- und Untergrenzen der Antikörpertiter als Grundlage für die Entscheidung über eine mögliche Auffrischimpfung zu definieren, halte er für sinnvoller, »als jedem Patienten noch eine Drittimpfung zu verpassen«. Das sei Therapie ohne vernünftige Diagnostik.

Momentan keine Kassenleistung

Allerdings ist die Bestimmung des Antikörpertiters momentan keine Kassenleistung, wenn sie der Überprüfung des Impferfolgs dient. Ärzte dürfen den Titer auf Kosten der Krankenkasse nur in unmittelbarem Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion zur Beurteilung des Infektionsstatus oder zum Nachweis einer durchgemachten Erkrankung bestimmen lassen. »Dann gilt die EBM-Ziffer 32641, die mit 11,10 Euro vergütet wird«, sagte Bobrowski.

Als IGeL- oder Privatleistung koste die Bestimmung gemäß Gebührenordnung für Ärzte 17,49 Euro (GOP 4400). Die Blutentnahme für den Test kann laut Bobrowski im Labor oder beim Hausarzt erfolgen. Die Sensitivität der Tests liege nach Herstellerangaben bei > 94 Prozent und die Spezifität nahezu bei 100 Prozent.

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