Großbritannien startet Impfprogramm mit Biontech-Vakzine |
Großbritannien hat 40 Millionen Impfdosen bei Biontech und Pfizer bestellt – das reicht für rund ein Drittel der Bevölkerung. / Foto: Getty Images/Allexxandar
In Großbritannien sollen an diesem Dienstag die ersten Menschen gegen Corona geimpft werden. Vor dem Start laufen die Vorbereitungen in mehreren Dutzend Krankenhäusern auf Hochtouren. Am Wochenende kamen unter anderem in einem Krankenhaus im Süden von London Boxen mit den ersten Impfdosen an.
Eine 90 Jahre alte Frau hat heute früh die erste Corona-Impfung erhalten. Margaret Keenan wurde im Universitätskrankenhaus in Coventry geimpft, wie der britische Gesundheitsdienst NHS mitteilte. «Ich fühle mich so privilegiert, die erste Person zu sein, die gegen Covid-19 geimpft wird», sagte Keenan der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Sie freue sich darauf, im neuen Jahr Zeit mit ihrer Familie und Freunden zu verbringen, nachdem sie im laufenden Jahr meistens alleine gewesen sei. Ihre Landsleute rief Keenan dazu auf, sich ebenfalls impfen zu lassen: «Wenn ich sie mit 90 bekommen kann, können Sie es auch.»
Die Vakzine von Biontech und Pfizer stellt die Behörden vor eine logistische Herausforderung, da es bei minus 70 Grad Celsius gekühlt werden muss. Die britische Regierung will das in Belgien produzierte Präparat notfalls mit Militärflugzeugen einfliegen, damit es nicht im befürchteten Brexit-Verkehrschaos stecken bleibt. Ab Dienstag – vom britischen Gesundheitsminister bereits euphorisch als «V-Day» (V für «Vaccination», auf deutsch: «Impfung») bezeichnet – sollen zunächst Über-80-Jährige, Mitarbeiter in Pflegeheimen sowie besonders gefährdetes medizinisches Personal geimpft werden. Geimpfte erhalten eine Impfkarte als Nachweis, die gleichzeitig als Erinnerung an den zweiten Impftermin rund drei Wochen nach dem ersten erinnern soll.
Für den Großteil der Bevölkerung werde es jedoch noch weit bis ins neue Jahr dauern, bis sie geimpft werden könne, hieß es vom nationalen Gesundheitsdienst NHS. Größere Impfzentren, etwa in Fußballstadien, sollen erst eröffnet werden, wenn größere Mengen des Impfstoffs zur Verfügung stehen.
Großbritannien war in der vergangenen Woche vorgeprescht und hatte als erstes Land per Notfallzulassung dem Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer eine Freigabe erteilt. Insgesamt hat das Land 40 Millionen Dosen der Vakzine bestellt, also genug für 20 Millionen Briten, das entspricht etwas weniger als einem Drittel der Bevölkerung.
Von der Europäische Arzneimittel-Agentur EMA wird die Zulassungsempfehlung für oder gegen den Biontech/Pfizer-Impfstoff bis zum 29. Dezember erwartet. Die EU-Kommission will dann binnen drei
Tagen entscheiden. Normalerweise liege der Zeitraum bei 67 Tagen, erklärte eine EU-Beamtin am Donnerstag in Brüssel. Sollte die EMA grünes Licht geben, kann die EU-Kommission die Vermarktung für alle Mitgliedsländer genehmigen. Die Kommission folgt in der Regel der EMA-Empfehlung.
Statt der sonst üblichen 22 Tage wolle sich die Kommission nur einen Tag lang mit den EU-Ländern beraten, sagte die Beamtin weiter. Auch solle Informationsmaterial erst nach der bedingten Zulassung in die verschiedenen Sprachen übersetzt werden. Zunächst werde es nur eine Sprache geben. Auch auf diese Weise könne die Entscheidung beschleunigt werden.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.