Menschen ab 60 Jahren sollten sich spätestens jetzt gegen Grippe impfen lassen, um schwere Verläufe zu verhindern. / © Getty Images/Jelena Stanojkovic
Fieber, Husten, Abgeschlagenheit: Viele Menschen sind derzeit krank. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat die jährliche Grippewelle begonnen, diesmal zwei bis drei Wochen eher als in den beiden Vorjahren. Die Behörde setzt den Beginn auf die 48. Kalenderwoche (24. November bis 30. November) fest. Es zirkulierten laut RKI bisher hauptsächlich Influenza A(H3N2)- und A(H1N1)pdm09-Viren, wobei zunehmend mehr A(H3N2)-Viren nachgewiesen werden.
Maßgeblich für die Einschätzung sind Ergebnisse aus einem Überwachungssystem, bei dem Proben von Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen untersucht werden. Vom Beginn der Grippewelle kann man RKI-Angaben zufolge stark vereinfacht dann sprechen, wenn in jeder fünften Patientenprobe Influenza A- oder B-Viren nachgewiesen werden.
Die Aktivität von akuten Atemwegserkrankungen – neben Influenza zählen dazu zum Beispiel auch Covid-19 und Erkältungen – befindet sich den Experten zufolge auf einem moderaten bis hohen Niveau, das aber nicht unüblich sei. Für die Woche vom 1. Dezember geht das RKI von etwa 7,2 Millionen Erkrankungen aus, unabhängig von einem Arztbesuch.
Die Impfung schützt vor schweren Verläufen der Influenza. Für diese ist es noch nicht zu spät, auch wenn die Grippewelle begonnen hat. »Eine Grippeschutzimpfung lohnt sich absolut noch«, sagt Dr. Felix Giebel, Fachgruppenleiter Infektiologie und Chefarzt der Krankenhaushygiene am Helios Universitätsklinikum Wuppertal. »Sofern noch nicht geschehen, sollten Personen, für die die Ständige Impfkommission (STIKO) die Grippeschutzimpfung empfiehlt, sich noch impfen lassen«, rät auch das RKI.
Wer sich zeitnah um einen Termin bemüht, ist bereits an den Feiertagen, an denen viele Menschen zusammenkommen, geschützt. Bis sich der volle Impfschutz aufgebaut hat, dauert es zehn bis 14 Tage. Doch auch darüber hinaus ist es nicht zu spät: »Selbst wenn ich mich im Januar impfen lasse, wird die Impfung zwei Wochen später eine Infektion entweder verhindern oder die Symptome reduzieren, sollte ich mich dann infizieren«, so Giebel. In den vergangenen Jahren hat die Grippewelle nach RKI-Angaben drei bis vier Monate gedauert.
Auch wenn man selbst kein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe hat, kann eine Impfung sinnvoll sein, um andere zu schützen, »etwa, wenn man gefährdete Menschen im Umfeld hat, zum Beispiel aufgrund einer Krebserkrankung«, sagt Giebel.
Die STIKO empfiehlt die Grippeschutzimpfung allen ab 60 Jahren, Schwangeren ab dem zweiten Trimester, Personen mit Grunderkrankungen, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen sowie allen, die durch ihren Beruf ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben. Eine Neuerung in dieser Grippesaison: Auch wer regelmäßigen und direkten Kontakt zu Schweinen, Geflügel, Wildvögeln und Robben hat, sollte sich impfen lassen. Hintergrund dieser Maßgabe: So soll etwa vermieden werden, dass sich Erreger der Vogelgrippe mit denen der Menschengrippe mischen.
Und was ist mit gesunden Kindern und gesunden Erwachsenen unter 60 Jahren? Bei ihnen verläuft die Grippe in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen. Aber: »Dass die STIKO die Influenza-Impfung nur für bestimmte Personengruppen empfiehlt, bedeutet jedoch nicht, dass die STIKO von einer Influenzaimpfung anderer Personen abrät«, schreibt das RKI online. So hatten erst kürzlich die Intensivmediziner eine umfassende Impfempfehlung für alle, inklusive Kinder ab sechs Monaten, gefordert. Wer sich unsicher ist, lässt sich am besten in der Arztpraxis, Apotheke oder vom Betriebsarzt beraten.
Allerdings könnten die Impfstoffe knapp werden. Das Paul-Ehrlich-Institut hat bislang rund 18,8 Millionen Impfstoffdosen freigegeben, was etwas unter der Menge 2024 liegt – und deutlich unter dem Niveau der zwei Saisons davor. Laut PEI sind alle Impfstoffe bereits bei den Herstellern abverkauft und auch einige Apotheken berichteten gegenüber der PZ, derzeit nichts mehr bekommen zu können.
Trotz widersprüchlicher Angabe auf der PEI-Website meldete Hersteller CSL Seqirus am gestrigen Mittwoch: »Die Grippeimpfstoffe Fluad® und Flucelvax® sind verfügbar und werden fortlaufend an Großhändler und Apotheken ausgeliefert. Auch im Januar wird die Lieferung des Grippeimpfstoffs Flucelvax® weitergehen.«
Update: Am Donnerstagabend meldete zudem Sanofi: »Trotz aktuell außergewöhnlich hoher Nachfrage nach allen Grippeimpfstoffen, steht Efluelda® in der 10er Packung zur Verfügung.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.