GKV-Arzneimittelausgaben 2021 erneut gestiegen |
Auch 2021 sind die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung für Arzneimittel erneut gestiegen. / Foto: AdobeSTock/ Zerbor
Der DAV hat erste Berechnungen für die Arzneimittelausgaben der GKV im Jahr 2021 veröffentlicht. Diesen Ergebnissen auf Grundlage der Abrechnungsdaten von Apothekenrechenzentren zufolge sind die Ausgaben um gut 10 Prozent auf 45 Milliarden Euro (inklusive Mehrwertsteuer) gestiegen.
»Auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie mit Lockdowns und damit verbundenen Schwankungen der Patientenströme zeigt sich die Bedeutung einer immer anspruchsvolleren Arzneimittelversorgung der Bevölkerung«, sagt der DAV-Vorsitzende Thomas Dittrich. »Ursächlich dafür sind vor allem die demografische Entwicklung und der medizinische Fortschritt.« Ärzte und Kassen hatten in ihren Rahmenvorgaben für 2021 zunächst mit 5,1 Prozent Steigerung gerechnet.
Die finalen Finanzergebnisse der Kassen für das Gesamtjahr 2021 liegen zwar noch nicht vor und werden laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auch erst Anfang März 2022 erwartet, doch auch die vorläufigen Ergebnisse für die ersten drei Quartale zeigten bereits einen Anstieg der Arzneimittelausgaben um rund 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Einsparungen durch Rabattverträge belaufen sich laut vorläufigen Zahlen allein für die ersten drei Quartale 2021 auf rekordverdächtige 3,7 Milliarden Euro, was einem Plus von etwa 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.
Die höheren Arzneimittelausgaben für 2021 seien laut BMG jedoch auch durch die zu Jahresbeginn erfolgte Beendigung der temporären Mehrwertsteuer-Absenkung bedingt. Der GKV-Spitzenverband forderte daher als Reaktion auf die durch den DAV veröffentlichten Zahlen eine Mehrwertsteuersenkung für Arzneimittel auf 7 Prozent. Das würde rund 5 Milliarden Euro sparen, erklärte Verbandssprecher Florian Lanz. »Während ein Taubenzüchter für seine Brieftauben nur 7 Prozent Mehrwertsteuer zahlt, müssen die Krankenkassen für ein Krebsmedikament 19 Prozent zahlen. Auch für Blutdrucksenker ist dieser hohe Mehrwertsteuersatz zu bezahlen und gleichzeitig entfallen auf Schnittblumen 7 Prozent. Das passt vorne und hinten nicht!« Auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hatte vergangenes Jahr die Möglichkeit einer Mehrwertsteuersenkung für Arzneimittel zur Entlastung des GKV-Systems und der Arzneimittelausgaben befürwortet.
Schon im Jahr 2020 hatten die GKV-Arzneimittelausgaben stärker als erwartet zugelegt. Der DAV berechnete für 2020 über Apothekenrechenzentren abgerechnete Rezepte Arzneimittelausgaben von knapp 41 Milliarden Euro ohne Einsparungen durch Rabattverträge (+ 6,6 Prozent). Der GKV-Spitzenverband meldet für das Jahr insgesamt sogar mehr als 43,3 Milliarden Euro inklusive Einsparungen durch Rabattverträge (+ 5,4 Prozent), wobei hier auch Rezeptabrechnungen über ausländische Versandapotheken und Krankenhausapotheken mit inbegriffen sind.
Dittrich betonte: »Die Apotheken sind keine Kostentreiber im System.« Ihr Anteil an den Leistungsausgaben der GKV sei seit Jahren rückläufig und liege nur noch bei knapp über 2 Prozent. Die zahlreichen Sonderaufgaben, die die Apotheken in der Pandemie-Bekämpfung übernommen hätten, seien ohnehin in der Regel nicht zu Lasten der Kassen abgerechnet worden.
Foto: Abbildung: GKV-Spitzenverband; Quelle: Amtliche Statistik KV 45 1.-3. Quartal
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