Gezielt gegen Multiresistenz |
Ebenso wie Linezolid und Tedizolid wirkt auch das zyklische Lipopeptid Daptomycin ausschließlich im grampositiven Bereich. Es umfasst das gleiche Spektrum wie die Oxazolidinone inklusive Corynebakterien und Bacillus spezies. Eine orale Gabe ist wegen fehlender Resorption aber nicht möglich.
Die Zulassung umfasst die Behandlung von komplizierten Haut- und Weichteilinfektionen, Endokarditis und Bakteriämie mit Staphylococcus aureus.
Die bakterizide Wirkung beruht auf der Bildung von Poren in der Zellmembran grampositiver Erreger. Durch den folgenden Kaliumausstrom verändert sich das Membranpotenzial. Die Bildung der Zellwand sowie von DNA, RNA und Proteinen wird verhindert.
Bereits in den 1980er-Jahren war Daptomycin in der klinischen Prüfung, wurde aber erst mehr als 25 Jahre später tatsächlich auf den Markt gebracht. Initial wurden Therapieversagen und vermehrte Nebenwirkungen bei zweimal täglicher Gabe beobachtet.
Mit der einmal täglichen intravenösen Applikation konnten diese Probleme in der aktuellen Zulassung umgangen werden.
Daptomycin ist unwirksam bei Pneumonien, da es durch den oberflächenaktiven Surfactant-Faktor (Surface active agent) in der Lunge inaktiviert wird. Da die Substanz über eine konzentrationsabhängige Abtötungscharakteristik verfügt, steigt ihre Wirksamkeit mit Steigerung der Einzeldosis. Wurden in den Zulassungsstudien noch 4 bis 6 mg/kg Körpergewicht (KG) untersucht, werden bei schweren Infektionen mittlerweile bis zu 10 bis 12 mg/kg KG verabreicht. Die Verträglichkeit bleibt dabei gut: Im Vordergrund stehen Nebenwirkungen an der Skelettmuskulatur mit Erhöhung der Kreatinin-Kinase (CK). CK-Kontrollen vor und während der Therapie sind deshalb erforderlich.
Die Halbwertszeit von acht bis neun Stunden erlaubt eine einmal tägliche Applikation. Die Ausscheidung erfolgt weitgehend unverändert renal. Daher ist bei eingeschränkter Nierenfunktion eine Verlängerung des Dosisintervalls auf 48 Stunden notwendig.
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Über die Notaufnahme wird ein 78-jähriger fiebriger Patient in schlechtem Allgemeinzustand mit seit Wochen anhaltenden Rückenschmerzen in die Klinik aufgenommen. Die Anamnese ergibt, dass drei Monate zuvor ein neurochirurgischer Eingriff stattgefunden hat. In routinemäßig Nasenabstrich wird eine Besiedelung mit MRSA gefunden.
Bei Verdacht auf Spondylodiszitis (Bandscheiben-Infektion) mit Risiko für MRSA wird auf Station die Therapie kalkuliert mit Vancomycin begonnen. Innerhalb der ersten Therapietage bessert sich die klinische Situation des Patienten, die Nierenretentionsparameter werden aber zunehmend schlechter. Außerdem wird der im Nasenabstrich detektierte MRSA auch in der Blutkultur gefunden. Die Bildgebung bestätigt die vermutete Spondylodiszitis. Somit ist eine antibiotische Therapie über mehrere Wochen bis Monate erforderlich.
In Rücksprache mit den Mikrobiologen wird die Therapie auf eine Kombination aus Daptomycin und Clindamycin umgestellt. Daptomycin wird entsprechend der aktuellen Nierenfunktion nur alle zwei Tage intravenös appliziert, Clindamycin wird peroral mit 600 mg alle acht Stunden verabreicht. Aufgrund des schlechten Allgemeinzustands des Patienten kann die Infektion nicht operativ saniert werden.
Die klinische Situation bessert sich unter Antibiotikagabe dennoch signifikant, sodass der Patient nach drei Wochen in die häusliche Versorgung entlassen werden kann. Damit die antibiotische Therapie zu Hause möglich ist, stellen die Ärzte die Medikation von Daptomycin auf das oral gut resorbierbare Linezolid um. Wichtig ist eine gute Adhärenz des Patienten, damit der problematische Keim wirklich eliminiert wird.