Gezielt gegen Multiresistenz |
Die parenteral applizierbaren Cephalosporine werden in Deutschland nach den Empfehlungen der Leitlinie »Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen – Update 2018« der Paul-Ehrlich-Gesellschaft in fünf Hauptgruppen (Generationen) eingeteilt (Tabelle 2).
Gruppe | Cephalosporine |
---|---|
1 | Cefazolin |
2 | Cefuroxim |
3a | Cefotaxim, Ceftriaxon |
3b | Ceftazidim (+/- Avibactam) |
3c | Ceftolozan/Tazobactam |
4 | Cefepim |
5 | Ceftarolin, Ceftobiprol |
Die Einteilung richtete sich ursprünglich nach der Markteinführung, wird mittlerweile aber durch das Wirkspekturm charakterisiert. Cephalosporine der ersten Generation (Beispiel Cefazolin) wirken vor allem im grampositiven Bereich. Mit der Weiterentwicklung (zweite bis fünfte Generation) wurde das Wirkspektrum in den gramnegativen Bereich erweitert.
Dabei beinhaltet die neue Gruppe 3c das neue Cephalosporin Ceftolozan, das mit dem bewährten Betalactamase-Inhibitor Tazobactam in Fixkombination seit 2015 zur Verfügung steht. Cefoxitin war bisher der einzige Vertreter der Gruppe 5. Da dieser Wirkstoff in Deutschland nicht mehr erhältlich ist, wurde die Gruppe 5 neu definiert und Ceftarolin und Ceftobiprol, zwei neue Cephalosporine mit MRSA-Aktivität, darin aufgenommen.
Die pharmakodynamischen Eigenschaften der Cephalosporine entsprechen denen der Penicilline. Sie wirken über die Hemmung der Zellwandsynthese. In der Pharmakokinetik stimmen sie weitgehend überein. Die meisten Cephalosporine werden überwiegend unverändert renal ausgeschieden. Die durchschnittliche Plasmahalbwertszeit bei nierengesunden Patienten liegt bei einer bis zwei Stunden. Cephalosporine verteilen sich extrazellulär wie die Penicilline mit einem kleinen Verteilungsvolumen. Ihre Verträglichkeit ist im Allgemeinen sehr gut. Allergische Reaktionen sind weniger häufig als bei Penicillinen. Kreuzallergien zu den Penicillinen sind selten.
Im Folgenden werden die neu entwickelten Cephalosporine (Ceftarolin, Ceftobiprol, Ceftolozan) sowie die Kombinationen aus bewährten Substanzen mit neuen Betalactamase-Inhibitoren wie Ceftazidim/Avibactam beschrieben.
Der wichtigste Mechanismus bei der Resistenzbildung gegen Betalactam-Antibiotika ist die Bildung von Betalactamasen. Breitspektrum-Betalactamasen (ESBL: Extended Spectrum Beta-Lactamases), die von Enterobakterien gebildet werden, haben sich weltweit massiv verbreitet. Aufgrund der sehr eingeschränkten Therapieoptionen gegen ESBL-Bildner gelten diese Keime weltweit als Gesundheitsrisiko. Das Wissen um die Einteilung der Beta-Lactamasen ist notwendig, um die neuen Kombinationen aus Betalactam-Antibiotika und Betalactamase-Inhibitoren zielgerichtet einsetzen zu können (Tabelle 3).
Klasse | Art | Beispiele |
---|---|---|
A | Serin-β-Lactamasen | verschiedene Penicillinasen und ESBL |
B | Metallo-β-Lactamasen | Carbapenemasen |
C | Serin-β-Lactamasen | Cephalosporinasen |
D | Serin-β-Lactamasen | weitere Penicillinasen |