Geschlossener Hilferuf aus Thüringen |
Melanie Höhn |
01.11.2023 13:25 Uhr |
Auch die Landtagsfraktionen äußerten sich am heutigen Mittwoch zur ambulanten Versorgung in Thüringen. Cornelia Klisch, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, führte aus, dass gerade für die kleinen Apotheken mehr getan werden müsse und hat Bundesgesundheitsminister Lauterbach nach Erfurt eingeladen. »Er hat mir zugesagt, dass er im Januar kommen wird, um hier vor Ort in den Praxen und Apotheken ins Gespräch zu kommen«, so Klisch.
Professor Mario Voigt von der CDU-Landtagsfraktion machte zudem deutlich: »Wir wollen Apotheker, Zahnärzte, Niedergelassene, medizinisches Fachpersonal unterstützen und schützen. Es ist Alarmstufe rot, weil es darum geht, Respekt für die medizinische Versorgung in diesem Land zu sichern«, so Voigt. »Bei den Apotheken müssen wir dagegen angehen, dass diese Billig-Filial-Idee ein Ende hat. Das ist der falsche Weg, wir brauchen strukturierte Versorgung für ganz Thüringen. Das, was momentan diskutiert wird, geht am Patienten vorbei.«
Ralf Plötner, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion, betonte, dass es ein Fehler gewesen sei, Medikamentenproduktion auszulagern aus Kostengründen, »es braucht dringend eine europäische Lösung«, sagte er. Apotheken seien ein »sozialer Begegnungsort«, es sei der falsche Weg, in den Versandhandel zu gehen. »Die konkrete Apotheke vor Ort muss erhalten bleiben und weiter gestärkt werden.«
Babette Pfefferlein, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, kritisierte, dass in der Vergangenheit zu wenig in die ambulante Versorgung investiert worden ist. »Gute Gesundheitsversorgung kann nur mit sektorenübergreifender Gesundheitsversorgung funktionieren«, so Pfefferlein. »Wir müssen über Honoraranpassungen in den Apotheken reden. Die Apotheken vor Ort sind gute Berater und sie müssen es auch bleiben. Wir brauchen diese allumfassende Versorgung.«
Der FDP-Landtagsabgeordnete Robert-Martin Montag schätzte in seiner Rede das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) als »Fehler« ein, der die Versorgung verschlechtert habe – »in einer Situation, wo wir vor großen Herausforderungen bei der Organisation einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung stehen.« Es gebe eine Schieflage im Gesundheitswesen, vor allem wegen der Schieflage im Krankenhausbereich. Doch nur auf die Kliniken zu schauen und nicht dafür zu sorgen, dass der ambulante Bereich gleichberechtigter Partner einer guten Gesundheitsversorgung ist, sei ein Fehler und sorge zu Recht für Unmut.