| Brigitte M. Gensthaler |
| 17.06.2025 15:20 Uhr |
»Wir wollen Alterungsprozesse aufhalten, verlangsamen oder sogar umkehren und damit die Gesundheitsspanne verlängern«, formulierte Professor Dr. Andrea Maier von der Yong Loo Lin School of Medicine der National University of Singapore das Ziel. Bei der Translation von Forschungsergebnissen in die Praxis hinke Deutschland hinterher. Als Vorreiter nannte sie Singapur, die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate.
In der Diskussion unterstrichen die Forschenden die Rolle von Biomarkern. Multi-Omics-Daten – also kombinierte biologische Daten aus verschiedenen Ebenen wie DNA, RNA und Proteinen – könnten helfen, Biomarker für das Altern zu entwickeln. Mit Alternsuhren könne man das biologische Alter eines Menschen und sein Risiko für chronische Erkrankungen ermitteln und daran echte Prävention anknüpfen, erklärte Schumacher. In klinischen Studien könne man mit Biomarkern die Wirksamkeit von gerontoprotektiven Maßnahmen oder Medikamenten erfassen. Diese müssten dann als Endpunkte in klinischen Studien anerkannt und gerontoprotektive Medikamente in dieser Indikation auch zugelassen werden.
In einer nationalen Biodatenbank sollten die Multi-Omics-Daten ähnlich wie in der britischen UK-Biobank gebündelt und allen Forschenden zur Verfügung gestellt werden.
Braucht man überhaupt präzise Interventionen, wenn die bekannten Maßnahmen der Prävention wie Nichtrauchen, gesunde Ernährung und Bewegung/Sport schon kaum umgesetzt werden? Schumacher ist überzeugt: »Wir müssen noch zielgenauer am Alterungsprozess ansetzen und diesen medikamentös angehen.« Maier erinnerte an den Einfluss des Mikrobioms auf das Altern und plädierte für Präzisionsernährung. Biomarker könnten dazu beitragen, Interventionen, Supplemente und Arzneimittel zielgenau einzusetzen.
Was Prävention heute schon leisten kann, erklärte Tüscher am Beispiel Karies. Die vormals »größte Volkskrankheit mit einem Durchseuchungsgrad von fast 100 Prozent« sei mit gezielter Kariesvorsorge und erhöhter Aufmerksamkeit in der Bevölkerung deutlich zurückgedrängt worden: »Karies spielt in der Zahnmedizin heute kaum noch eine Rolle.«