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Leopoldina-Papier
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Gerontoprotektion soll Altern aufhalten

Nicht nur die Lebens-, sondern die Gesundheitsspanne der Menschen zu verlängern, ist Ziel der sogenannten Gerontoprotektion. In einem Diskussionspapier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordern Wissenschaftler eine neue Präventionsmedizin.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 17.06.2025  15:20 Uhr

In dem heute veröffentlichten Papier »Konzepte für eine neue Medizin in einer alternden Gesellschaft: Perspektiven für Forschung und medizinische Versorgung« sprechen sich Wissenschaftler dafür aus, die biologischen Prozesse des Alterns besser zu erforschen, um in der medizinischen Praxis das Altern selbst in den Fokus zu nehmen – und nicht erst die Behandlung altersbedingter Krankheiten. Sie fordern einen Paradigmenwechsel. Solche Diskussionspapiere der Leopoldina sollten einen Diskurs anregen und Denkanstöße geben, hieß es bei einer begleitenden Pressekonferenz.

»Wir müssen das Altern als Gesamtprozess besser verstehen, um Krankheiten zu verhindern und gezielte Prävention zu ermöglichen«, sagte Professor Dr. Björn Schumacher vom Institut für Genomstabilität in Alterung und Erkrankung an der Universität Köln. Neue therapeutische Ansätze sollten die Gesundheit im Alterungsprozess erhalten und altersbedingte Krankheiten wirksam reduzieren.

Fünf Empfehlungen für die Gerontomedizin

Um die interdisziplinäre Forschung zu fördern, schlagen die Autoren des Diskussionspapiers vor, in Deutschland ein interdisziplinäres Forschungskonsortium zu gründen. Es solle das Fachwissen in der Alterungs- und der Systembiologie bündeln und Forschungsdaten von Modellorganismen mit humanen Daten wie Bioproben und Patientendaten verbinden.

Professor Dr. Oliver Tüscher von der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universitätsmedizin Halle stellte weitere Anregungen aus dem Papier vor. Dazu gehört eine bundesweit einheitliche Regelung des Tierschutzes – auch in der Altersforschung. Ein Tierversuchsgesetz sei beim Forschungsministerium anzusiedeln und nicht mit dem Tierschutz in der Landwirtschaft zu vermengen. Im Landwirtschaftsministerium werde das Forschungsanliegen inadäquat betreut.

Die dritte Forderung bezieht sich auf Medikamente, die das Potenzial haben, »Alterserscheinungen oder das Versagen der molekularen Reparaturmechanismen auszugleichen«. Der Psychiater nannte als Beispiel Diabetesmedikamente wie Metformin. Mit der Umwidmung von Medikamenten (Repurposing) könnten altbekannte Arzneistoffe für die Industrie wieder interessant werden. 

Zudem schlagen die Autoren interdisziplinäre klinische Studien zur Geroprotektion unter Einbeziehung von Altersbiomarkern sowie den Aufbau einer nationalen Biobank vor.

Als fünfte Handlungsempfehlung nennen sie ein besseres öffentliches Bewusstsein für die Prävention. »Für Präventionsmaßnamen muss mehr Geld zur Verfügung stehen«, sagte Tüscher. Gerontomedizin sei Präventionsmedizin, die auch an Universitäten und im Medizinstudium verankert werden müsse. Um diese in Deutschland zu etablieren, könnten Facharzt-Curricula und Studienpläne in der Medizin relativ zeitnah angepasst werden.

Biomarker des Alterns

»Wir wollen Alterungsprozesse aufhalten, verlangsamen oder sogar umkehren und damit die Gesundheitsspanne verlängern«, formulierte Professor Dr. Andrea Maier von der Yong Loo Lin School of Medicine der National University of Singapore das Ziel. Bei der Translation von Forschungsergebnissen in die Praxis hinke Deutschland hinterher. Als Vorreiter nannte sie Singapur, die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate.

In der Diskussion unterstrichen die Forschenden die Rolle von Biomarkern. Multi-Omics-Daten – also kombinierte biologische Daten aus verschiedenen Ebenen wie DNA, RNA und Proteinen – könnten helfen, Biomarker für das Altern zu entwickeln. Mit Alternsuhren könne man das biologische Alter eines Menschen und sein Risiko für chronische Erkrankungen ermitteln und daran echte Prävention anknüpfen, erklärte Schumacher. In klinischen Studien könne man mit Biomarkern die Wirksamkeit von gerontoprotektiven Maßnahmen oder Medikamenten erfassen. Diese müssten dann als Endpunkte in klinischen Studien anerkannt und gerontoprotektive Medikamente in dieser Indikation auch zugelassen werden.

In einer nationalen Biodatenbank sollten die Multi-Omics-Daten ähnlich wie in der britischen UK-Biobank gebündelt und allen Forschenden zur Verfügung gestellt werden.

Ist präziser besser?

Braucht man überhaupt präzise Interventionen, wenn die bekannten Maßnahmen der Prävention wie Nichtrauchen, gesunde Ernährung und Bewegung/Sport schon kaum umgesetzt werden? Schumacher ist überzeugt: »Wir müssen noch zielgenauer am Alterungsprozess ansetzen und diesen medikamentös angehen.« Maier erinnerte an den Einfluss des Mikrobioms auf das Altern und plädierte für Präzisionsernährung. Biomarker könnten dazu beitragen, Interventionen, Supplemente und Arzneimittel zielgenau einzusetzen.

Was Prävention heute schon leisten kann, erklärte Tüscher am Beispiel Karies. Die vormals »größte Volkskrankheit mit einem Durchseuchungsgrad von fast 100 Prozent« sei mit gezielter Kariesvorsorge und erhöhter Aufmerksamkeit in der Bevölkerung deutlich zurückgedrängt worden: »Karies spielt in der Zahnmedizin heute kaum noch eine Rolle.«

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