Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) hält den derzeitigen Gesetzentwurf zum Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG) für unzureichend. / © IMAGO/Political-Moments
»Die geplante Apothekenreform des Bundes braucht dringend Nachbesserungen«, so die Ministerin heute am Rande des erstmalig vom bayerischen Gesundheitsministerium ausgerichteten Apothekengipfels in München. »Wichtig ist, dass die Apotheken-Reform nicht eine Apotheke ohne Apotheker einführt, denn wir halten die fachlich qualifizierte Beratung und den persönlichen Kontakt für einen Grundpfeiler einer verlässlichen Versorgung. Zudem lehnen wir auch ein Rütteln am Prinzip der ständigen Dienstbereitschaft ab.«
Gerlach betonte, die bayerischen Apotheken leisteten flächendeckend jeden Tag und jede Nacht einen zentralen Beitrag zur Versorgung der Menschen im Freistaat. Mit dem ersten Bayerischen Apothekengipfel setze das Ministerium ein Zeichen, »dass Apotheken und Staatsregierung sich gemeinsam konstruktiv und wo erforderlich kritisch in den laufenden Gesetzgebungsprozess einbringen«.
Eingeladen waren die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK), der Bayerische Apothekerverband (BAV) sowie Vertreter des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels (Phagro), der Krankenhausapothekerschaft und der pharmazeutischen Wissenschaft.
Wie das Ministerium heute mitteilte, wurde über die Herausforderungen für eine zukunftsfähige und moderne Apothekenversorgung diskutiert und an welchen gesetzlichen Stellschrauben gedreht werden sollte. Dabei sei festgestellt worden, dass einige geplante Reformpunkte im Einvernehmen mit der Ärzteschaft erfolgen müssen. Konkret geht es demnach um die geplante Erweiterung der Aufgabenfelder in der Prävention durch entsprechende pharmazeutische Dienstleistungen (pDL), die Ausweitung der Impfmöglichkeiten in Apotheken auf alle Totimpfstoffe ab 18 Jahre sowie die Weiterentwicklung der Heilberuflichkeit des Apothekerberufs. »Ohne Konsens über die Berufsgruppen hinweg sind Reformen nicht sinnvoll und nicht zielführend«, so Gerlach.
Die Ministerin sprach sich im Gegenzug insbesondere gegen Pläne aus, Apotheker durch Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) zu ersetzen. »Ein PTA kann keinen Apotheker ersetzen. Eine Apotheke ohne Apotheker: Das wäre das Ende der vollverantwortlich inhabergeführten Apotheke«, betonte Gerlach. Und auch für die Fixumerhöhung setzt sie sich ein. »Der Bund muss sich zeitnah auch mit der Einkommenssituation der öffentlichen Apotheken beschäftigen und Maßnahmen ergreifen«, forderte sie.
Darüber hinaus sei zentral, die Apotheken krisenfest zu machen. »Ein Ersatz von Vollapotheken durch nicht vollversorgende Zweigapotheken ohne Bedarfsprüfung wird deshalb abgelehnt.« Es gelte die vollversorgenden Apotheken, ebenso wie den vollversorgenden pharmazeutischen Großhandel in der Fläche zu erhalten. Dazu brauche es solide und tragfähige Rahmenbedingungen. »Mir ist daher eine auskömmliche Finanzierung aller bayerischen Vor-Ort-Apotheken ein wichtiges Anliegen.«