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Apothekengipfel
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Gerlach gegen PTA-Vertretung und Zweigapotheken

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) fordert Änderungen bei der Apothekenreform. Im Zuge des ersten Bayerischen Apothekengipfels sprach sie sich unter anderem gegen eine Apotheke ohne Apotheker aus. Auch andere Punkte im Entwurf zum Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG) bedürften einer Nachjustierung.
AutorKontaktPZ
Datum 01.12.2025  17:25 Uhr

»Die geplante Apothekenreform des Bundes braucht dringend Nachbesserungen«, so die Ministerin heute am Rande des erstmalig vom bayerischen Gesundheitsministerium ausgerichteten Apothekengipfels in München. »Wichtig ist, dass die Apotheken-Reform nicht eine Apotheke ohne Apotheker einführt, denn wir halten die fachlich qualifizierte Beratung und den persönlichen Kontakt für einen Grundpfeiler einer verlässlichen Versorgung. Zudem lehnen wir auch ein Rütteln am Prinzip der ständigen Dienstbereitschaft ab.«

Gerlach betonte, die bayerischen Apotheken leisteten flächendeckend jeden Tag und jede Nacht einen zentralen Beitrag zur Versorgung der Menschen im Freistaat. Mit dem ersten Bayerischen Apothekengipfel setze das Ministerium ein Zeichen, »dass Apotheken und Staatsregierung sich gemeinsam konstruktiv und wo erforderlich kritisch in den laufenden Gesetzgebungsprozess einbringen«.

Eingeladen waren die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK), der Bayerische Apothekerverband (BAV) sowie Vertreter des vollversorgenden pharmazeutischen Großhandels (Phagro), der Krankenhausapothekerschaft und der pharmazeutischen Wissenschaft.

Einige Reformpunkte nur im Einvernehmen mit Ärzten

Wie das Ministerium heute mitteilte, wurde über die Herausforderungen für eine zukunftsfähige und moderne Apothekenversorgung diskutiert und an welchen gesetzlichen Stellschrauben gedreht werden sollte. Dabei sei festgestellt worden, dass einige geplante Reformpunkte im Einvernehmen mit der Ärzteschaft erfolgen müssen. Konkret geht es demnach um die geplante Erweiterung der Aufgabenfelder in der Prävention durch entsprechende pharmazeutische Dienstleistungen (pDL), die Ausweitung der Impfmöglichkeiten in Apotheken auf alle Totimpfstoffe ab 18 Jahre sowie die Weiterentwicklung der Heilberuflichkeit des Apothekerberufs. »Ohne Konsens über die Berufsgruppen hinweg sind Reformen nicht sinnvoll und nicht zielführend«, so Gerlach.

Die Ministerin sprach sich im Gegenzug insbesondere gegen Pläne aus, Apotheker durch Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) zu ersetzen. »Ein PTA kann keinen Apotheker ersetzen. Eine Apotheke ohne Apotheker: Das wäre das Ende der vollverantwortlich inhabergeführten Apotheke«, betonte Gerlach. Und auch für die Fixumerhöhung setzt sie sich ein. »Der Bund muss sich zeitnah auch mit der Einkommenssituation der öffentlichen Apotheken beschäftigen und Maßnahmen ergreifen«, forderte sie.

Darüber hinaus sei zentral, die Apotheken krisenfest zu machen. »Ein Ersatz von Vollapotheken durch nicht vollversorgende Zweigapotheken ohne Bedarfsprüfung wird deshalb abgelehnt.« Es gelte die vollversorgenden Apotheken, ebenso wie den vollversorgenden pharmazeutischen Großhandel in der Fläche zu erhalten. Dazu brauche es solide und tragfähige Rahmenbedingungen. »Mir ist daher eine auskömmliche Finanzierung aller bayerischen Vor-Ort-Apotheken ein wichtiges Anliegen.«

Scharpf: »Die PTA-Vertretungsregelung muss ersatzlos gestrichen werden«

Franziska Scharpf, Präsidentin der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK), unterstrich, die Vor-Ort-Apotheken müssten sich nicht verändern, »sie wollen sich weiterentwickeln und sind auch bereit, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen«. Dafür brauche es aber politische Verlässlichkeit in Form einer tatsächlichen Stärkung des freien Apothekerberufes. »Die im Referentenentwurf geplante PTA-Vertretungsregelung würde dieses Ziel schwächen und muss daher ersatzlos gestrichen werden.« Nur so könne das flächendeckende Netz der heilberuflichen, inhabergeführten Vor-Ort-Apotheke zukunftsfähig in einem resilienten Gesundheitssystem weiterbestehen und als Primärversorger gestärkt werden.

Unterstützung gab es von Professor Robert Fürst, Lehrstuhlinhaber und Geschäftsführender Direktor des Departments Pharmazie der LMU München. Er unterstrich: »Eine zukunftsfähige Arzneimittelversorgung steht und fällt mit der hohen fachlichen Qualifikation der Apothekerinnen und Apotheker.« An den Universitäten würden sie wissenschaftlich hervorragend auf die wachsende Komplexität moderner Arzneimitteltherapie einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung vorbereitet. Als Arzneimittelexpertinnen und -experten übernähmen sie heilberufliche Verantwortung zum Wohle der Patientinnen und Patienten.

»Diese Expertise muss im Anblick der großen Herausforderungen, vor denen unser Gesundheitssystem steht, künftig noch stärker genutzt werden – sei es in der Arzneimitteltherapiesicherheit, bei pharmazeutischen Dienstleistungen und in der Prävention – und darf nicht entwertet werden«, so Fürst. Sie müsse für alle Menschen jederzeit, flächendeckend vor Ort und niederschwellig verfügbar bleiben – »ohne Abstriche und im Sinne der Patienten- und Versorgungssicherheit«.

Hubmann: »Parameter für Verhandlungslösung klarer definieren«

Hans-Peter Hubmann, Erster Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands, betonte, Bayern habe in den vergangenen zehn Jahren fast 600 Apotheken verloren. Bei der Apothekendichte liege man inzwischen deutlich unter dem EU-Durchschnitt. »Einer der Hauptgründe ist die unzureichende Vergütung für rezeptpflichtige Arzneimittel. Von daher brauchen Apothekeninhaberinnen und -inhaber dringend die im Koalitionsvertrag zugesagte Anpassung der Vergütung, um das Personal leistungsgerecht bezahlen und in die Betriebe investieren zu können. Das ist zwingend notwendig, da die verbleibenden Apotheken nun wesentlich mehr Patienten versorgen müssen.«

Mit Blick auf die im Reformgesetz geplante Verhandlungslösung zwischen dem Deutschen Apothekerverband und dem GKV-Spitzenverband sagte er: Die als Verhandlungsgrundlage dienenden Parameter und die Übernahme des Verhandlungs- beziehungsweise Schiedsergebnisses in die Arzneimittelpreisverordnung müssten noch deutlich klarer definiert werden. »So, wie aktuell vorgesehen, wären die Verhandlungen ein zahnloser Tiger und brächten wahrscheinlich keine zielführenden Ergebnisse.«

Auch der pharmazeutische Großhandel unterstützt die Apothekenforderung nach besserer Vergütung. »Die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken ist strukturell unzureichend, darum sind wir entschieden für eine Anpassung der Apothekenvergütung«, sagte Phagro-Geschäftsführer Thomas Porstner. Auch der vollversorgende Großhandel müsse gestärkt werden, damit er seinen gesetzlichen Versorgungsauftrag dauerhaft erfüllen könne. »Besonders wichtig sind uns gleiche Wettbewerbsbedingungen zum Arzneimittelversand aus dem Ausland. Dieser muss endlich temperaturkontrolliert werden, sonst ist die Patientensicherheit gefährdet.«

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