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Noceboeffekt

Generika schwächen die Adhärenz

Der Placeboeffekt und sein Gegenteil, der Noceboeffekt, beeinflussen stark, wie gut Medikamente wirken. Von Generika erwarten Patienten offenbar unterbewusst aufgrund des niedrigeren Preises eine schwächere Wirkung als von Originalpräparaten – und diese tritt dann auch ein. Das ergab eine Studie aus Brasilien.
Annette Mende
12.10.2018  15:14 Uhr

Generika sind in Deutschland ein fester Bestandteil der Arzneimittelversorgung. Etwa 80 Prozent der Verordnungen entfallen nicht auf Original-, sondern auf preisgünstigere Nachahmerpräparate. In anderen Ländern, etwa der Schweiz oder Italien, haben Generika dagegen nur einen Anteil von unter 20 Prozent an verschreibungspflichtigen Medikamenten. Auch in Brasilien, wo die Gruppe um Dr. Rafael B. Goldszmidt von der Getulio Vargas Foundation in Rio de Janeiro ihre Studie durchführte, ist nur etwas mehr als ein Viertel der verordneten Arzneimittel generisch (27 Prozent).

Dennoch werden Generika in dem südamerikanischen Land nicht als minderwertig angesehen – zumindest vordergründig nicht. Das zeigt die Studie, die Anfang September online im »European Journal of Public Health« erschien. Darin wurden 101 Personen, die sich in einer öffentlichen Zahnklinik einer schmerzhaften Implantat-OP unterziehen sollten, zunächst nach ihrer Meinung zu Generika befragt. 93,1 Prozent der Probanden gaben an, dass Original- und Nachahmerpräparate aus ihrer Sicht qualitativ gleichwertig sind; nur eine kleine Minderheit (5 Prozent) hielt Generika für unterlegen, noch weniger (2 Prozent) für überlegen.

Als die Teilnehmer im Anschluss an die Zahn-OP zur Schmerzlinderung vermeintlich entweder das Tramadol-haltige Originalpräparat Tramal® oder ein Generikum erhielten, zeigte sich jedoch ein anderes Bild. Die Probanden in der Tramalgruppe nahmen das Präparat in der ersten postoperativen Woche über einen längeren Zeitraum vorschriftsgemäß ein und beurteilten es als signifikant wirksamer als die Probanden in der Generikagruppe. Von Letzteren griff sogar ein Viertel (26 Prozent) zusätzlich zu OTC-Analgetika, obwohl das den Teilnehmern der Studie eigentlich untersagt worden war.

In Wirklichkeit hatten aber alle Probanden das Original erhalten – in der vermeintlichen Generikagruppe waren die Tabletten nur in eine andere Verpackung gesteckt worden. Ironischerweise hatten daher diejenigen, die trotz Verbot zusätzlich OTC-Analgetika eingenommen hatten, damit zu deutlich schwächeren Schmerzmitteln gegriffen, als es die Studienmedikation war. »Die Kennzeichnung eines Medikaments als Generikum kann die Adhärenz schwächen, selbst wenn die Patienten vorher von der hohen Qualität von Generika überzeugt waren«, lautet das Fazit der Autoren.

Foto: Shutterstock/absolutimages

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