Gekürzte Lieferung: Kein Vaxzevria für Praxen übrig |
Vaxzevria von Astra Zeneca soll in der kommenden Woche ausschließlich in den Impfzentren zum Einsatz kommen. / Foto: Imago images/TT
Es war eine Kehrtwende, mit der so nicht zu rechnen war. Eigentlich standen die Abläufe fest, nach denen Ärzte und Apotheken bis Dienstag Coronavirus-Impfstoffe für die Kalenderwoche (KW) 17 (26. April bis 2. Mai) bestellen sollen. Sowohl Comirnaty® (Biontech/Pfizer) als auch Vaxzevria® (Astra-Zeneca) sollten zur Verfügung stehen, die Ärzte erstmals produktspezifisch bestellen. Am Freitagabend dann wurde dieses Prozedere kurzfristig gekippt. In KW 17 soll es nun ausschließlich Comirnaty geben, dafür aber 2 Millionen Dosen Impfstoff, statt der ursprünglich angekündigten 1,5 Millionen Dosen.
Ärzte müssen bereits ausgestellte Rezepte nun kurzfristig stornieren, Apotheker ebenfalls umplanen. Bis morgen Nachmittag bleibt dafür noch Zeit, dann müssen die Bestellungen an den Großhandel rausgehen. Der Grund für diesen kurzfristigen Umschwung ist eine gekürzte Lieferung von Astra-Zeneca. Das sagte ein Sprecher des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) am heutigen Montag in der Bundespressekonferenz auf Nachfrage der PZ. »Es ist schlichtweg nicht genug Astra-Zeneca-Impfstoff vorhanden, um auch die Arztpraxen zu bedienen.« Dieser Mangel werde allerdings überkompensiert durch zusätzliche Lieferungen Comirnaty. Erst vor wenigen Tagen hatten Biontech und Pfizer angekündigt, bis Ende Juni 50 Millionen zusätzliche Dosen Impfstoff in die EU zu liefern. 9 Millionen davon sollen nach Deutschland gehen.
Wie es in den kommenden Wochen weitergeht, bleibt abzuwarten. Ausgeschlossen scheint allerdings, dass die Praxen weiterhin allein das Biontech-Vakzin bekommen werden. Grundsätzlich sollen die Impfzentren mittelfristig vor allem Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer zum Einsatz bringen. Seit Mitte April soll es dort nur noch Zweitimpfungen mit Vaxzevria geben, Erstimpfungen sind nicht mehr geplant. Das bestätigte das BMG gegenüber der PZ. Wie viele Dosen die Zentren für diese zweite Immunisierung benötigen, übermitteln die Länder vorab an das BMG. Was dann noch übrig bleibt, ist für die Arztpraxen vorgesehen.
Von der knappen Astra-Zeneca-Lieferung wurde offenbar auch das Gesundheitsministerium überrascht. Noch am Mittwochabend hatte man mit allen Beteiligten das Prozedere für die Arztpraxen in KW 17 abgestimmt, das auch den Einsatz von insgesamt 343.200 Dosen Vaxzevria vorsah. Erst die Auslieferung des Impfstoffs an den Bund brachte scheinbar die Erkenntnis, dass die Planung nicht zur Anzahl der ausgelieferten Dosen passt. Astra-Zeneca liefert in der Regel Mitte oder Ende der Woche die Impfstoffe aus, die dann in der übernächsten Woche zum Einsatz kommen sollen.
Trotz aller Umstände für den Bestellprozess: Die Ärzte dürften sich über die alleinige Lieferung von Comirnaty freuen. So hatten viele von ihnen zuletzt Stimmung gegen das Astra-Zeneca-Vakzin gemacht. Mit 2 Millionen Dosen wird in den Praxen in KW 17 zudem in etwa doppelt so viel Impfstoff zur Verfügung stehen wie in der laufenden Woche. Wie viele Dosen im Mai in die Arztpraxen kommen, ist noch unklar. Eine Auflistung der prognostizierten Mengen aus dem BMG liegt bislang nicht vor.
Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) sieht sich indes gut gerüstet für steigende Mengen. Am heutigen Montag liefern die Händler nach eigenen Angaben rund 1 Millionen Dosen an bundesweit etwa 15.000 Apotheken aus. Mit Comirnaty und Vaxzevria sind erstmals zwei verschiedene Impfstoffe dabei. »Damit wird die gesamte Logistik komplexer«, teilte Phagro-Chef André Blümel mit. Aufgrund knapper Ressourcen müssen die Großhändler die Vakzine bislang kontingentieren und gleichmäßig auf alle Arztpraxen verteilen. Daran dürfte sich vorerst auch nichts ändern. »Wir sehen auch diese Woche wieder, dass Apotheken weitaus mehr bestellen, als wir liefern können«, so Blümel. So sei die Anzahl der Bestellungen in etwa doppelt so hoch wie die verfügbaren Mengen Impfstoff. Die Großhändler müssen die Vakzine damit erneut kontingentieren und gleichmäßig auf alle Arztpraxen verteilen – eine Aufgabe die nicht immer einfach ist. Blümel: »Große Mengen sind für uns kein Problem. Kontingentierungen hingegen schon.«